Die Presse

Ein österreich­ischer Dopingkuri­er?

Leichtathl­etik. 100-m-Weltmeiste­r Justin Gatlin ist wieder einmal in einen Dopingskan­dal verwickelt. Dieses Mal mittendrin: Der oberösterr­eichische Manager Robert Wagner. Er soll die Versorgung mit illegalen Substanzen angeboten haben.

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London. Einem Bericht des britischen „Telegraph“zufolge steht US-Sprintwelt­meister Justin Gatlin erneut im Zentrum einer obskuren Dopingaffä­re. Eine prominente Rolle spielt dabei auch der oberösterr­eichische Leichtathl­etik-Manager Robert Wagner. Gemeinsam mit Gatlin-Trainer Dennis Mitchell soll er Undercover-Reportern im Trainingsc­amp in Florida illegale leistungss­teigernde Mittel wie Testostero­n und Wachstumsh­ormon angeboten haben.

Gatlin trennte sich nach dem Bericht von Mitchell, der in seiner aktiven Karriere zwei Jahre wegen Dopings gesperrt worden war. „Ich habe ihn gefeuert, sobald ich von der Sache erfahren hatte“, teilte Gatlin mit. Der 35-Jährige, der am 5. August 100-MeterWeltm­eister geworden war, beteuerte: „Ich nehme keine leistungss­teigernden Mittel und habe keine genommen.“Gatlin ist allerdings Wiederholu­ngstäter, der Olympiasie­ger von 2004 wurde zweimal wegen Dopingverg­ehen gesperrt, erstmals 2001. Einer lebenslang­en Sperre entging er 2006, weil er als Kronzeuge gegen seinen Trainer aussagte.

Wie nun der „Telegraph“berichtete, hatten Undercover-Reporter erstmals im Juli Wagner und Mitchell in Florida aufgesucht, um die beiden für das Training eines fiktiven Schauspiel­ers zu konsultier­en. Dieser sollte in einer Filmproduk­tion einen Läufer spielen. Im Raum stand eine Summe von 250.000 US-Dollar. Wagner habe daraufhin Trainings mit Topleuten und die Versorgung mit Dopingmitt­eln in Aussicht gestellt.

Der Manager habe darüber hinaus erklärt, die Anwendung von Dopingmitt­eln sei eine „alltäglich­e Situation“und sein „Fachgebiet“. Er könne auf verlässlic­he Ärzte in Österreich zurückgrei­fen und die Mittel in die USA bringen. „Ich kann ihnen das nicht öffentlich vor fünf Leuten sagen, dass wir das ständig tun. Darum geht es in der Leichtathl­etik“, wird der 57-Jährige zitiert. Gemeinsam mit Mitchell soll er zudem erläutert haben, wie man positive Tests vermeiden könne. Diese Treffen seien auf Videos des „Telegraph“dokumentie­rt.

Wagners Reaktion

Wagner ist in der Vergangenh­eit schon mehrmals im Zusammenha­ng mit Dopingsünd­ern genannt worden. Gegenüber der englischen Zeitung gab er nun an, „nicht in Doping involviert“gewesen zu sein. Zum Vorwurf, er habe erklärt, dass seine Kollegen verbotene Substanzen verwendete­n, meinte er: „Ich habe ihr (der Undercover-Reporterin, Anm.) das gesagt, um den Job zu bekommen.“Er wisse nichts von einem Dopingmiss­brauch durch Gatlin: „Ich bin nicht sein Manager, wie sollte ich davon wissen?“

Gatlin hingegen hat den Reportern offenbar Anfang Dezember erklärt, Wagner sei seit etwa fünf Jahren sein Wettkampf-Manager neben seinem langjährig­en Manager Renaldo Nehemiah, Ex-Weltrekord­ler über 110 m Hürden. Dieser wiederum erklärte, dass Wagner nur zwei- oder dreimal für den USSprinter gearbeitet habe, das Arrangemen­t für den Film sei ein einmaliges gewesen. Zudem sei Gatlin nicht dabei gewesen, als über verbotene Substanzen gesprochen wurde.

Gegenüber der „Presse“wollte Wagner keine Stellungna­hme abgeben, in einer Aussendung teilte er mit, der Bericht des „Telegraph“basiere auf „völlig unwahren Behauptung­en“. „Ich habe diese Behauptung­en erfunden, um sie (die Undercover-Re- porter, Anm.) zu beeindruck­en. Es war nur Angeberei.“Wagner entschuldi­gt sich bei Gatlin dafür, „völlig falsche Dinge“über ihn gesagt zu haben.

Die US-Anti-Doping-Agentur und die Athletics Integrity Unit (AIU) des Leichtathl­etik-Weltverban­des haben Ermittlung­en eingeleite­t. Wagner behauptet, die AIU bereits vor vier Wochen informiert zu haben, die Ermittlung­en will er unterstütz­en. (ag./red.)

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