An Tagen wie diesen
Fußball. Zehn Tage nach seiner überraschenden Bestellung zum Dortmund-Coach steht Peter Stöger im ewig jungen Pokal-Hit gegen Bayern München im Rampenlicht. „Das toppt das Ganze.“
München/Wien. Übertrieben viel Zeit sich einzuleben hatte Peter Stöger in Dortmund nicht. Womöglich mag das ganz gut so sein, die unbestritten turbulenten Tage und Wochen, die hinter dem Wiener liegen, lassen sich auch noch in der zugegeben kurzen Weihnachts- und Winterpause gedanklich einordnen. Die Personalie Stöger jedenfalls diente zuletzt als Paradebeispiel dafür, wie schnelllebig das Fußballgeschäft ist.
Bei Borussia Dortmund ist mit dem „Drei-Punkte-Trainer“aus Köln zumindest kurzfristig die erhoffte Ruhe eingekehrt, zwei Siege gegen Mainz und Hoffenheim haben die Schwarzgelben in der Bundesliga wieder auf Kurs und Platz drei gebracht. Nur zehn Tage nach seiner Bestellung wartet auf Stöger heute (20.45 Uhr, live in ORF 1, ARD, Sky) in der dritten Runde des DFB-Pokals die ultimative Herausforderung: Bayern München.
Noch vor zwei Wochen hätten die meisten Beobachter den in der Defensive arg verunsicherten Dortmundern gegen formstarke Bayern kaum Chancen eingeräumt. Mittlerweile zeigt sich doch ein anderes Bild, der amtierende Pokalsieger rüstet sich für den großen Coup in München. Gegen Hoffenheim präsentierten sich die Borussen am Wochenende in der Verteidigung zwar längst noch nicht fehlerfrei, aber weitaus kompakter und selbstbewusster als noch unter der Führung von Stöger-Vorgänger Peter Bosz. Das mag an ein, zwei Veränderungen auf dem Platz gelegen haben, in der Kürze der Zeit aber vor allem an den fruchtbaren Gesprächen zwischen dem 51-jährigen Wiener und seinen Spielern.
Starkgeredet
Schon bei seiner Antritts-Pressekonferenz sprach Stöger von der immens hohen Qualität der Mannschaft, es ginge letztlich nur darum, das Bestmögliche aus ihr he- rauszuholen. Der ehemalige Austria-Meistermacher hat sich seinen Ruf als Psychologe und Menschenfänger erarbeitet und verdient; was in Wien oder Köln funktioniert hat, kann auch in Dortmund funktionieren. Im Pokal-Hit gegen die Bayern in der längst ausverkauften Münchner Allianz Arena wird Stöger seine Spieler besonders stark reden müssen, denn wer gegen die Bayern nicht an den Erfolg glaubt, der hat letztlich auch keinerlei Aussicht darauf.
Fakt ist: Noch nie hatte Stöger eine größere Chance auf einen Erfolg in München, über einen solch hochwertigen Kader wie Dortmund wird Ex-Klub Köln auch in den nächsten Jahren nicht verfügen. „Ich weiß nicht, wie oft ich noch die Möglichkeit habe, ein Pokalfinale zu erreichen“, bemerkte Stöger vor dem Spiel und ergänzte: „Am liebsten würde ich den Pott natürlich gewinnen.“
Gefühlssache
Die jüngere Pokal-Vergangenheit zwischen Bayern und Dortmund dürfte Stöger und seiner Mannschaft zusätzlich Hoffnung verleihen, 2015 und 2017 setzte man sich im Halbfinale auswärts durch. „Vielleicht kann man ein Gefühl mitnehmen“, meinte Stöger, der zugleich darauf verwies, dass Gefühle auch trügerisch sein können. „Das Gefühl der Sicherheit geht schnell einmal in den Bereich der Gelassenheit und Überheblichkeit über.“Um Bayern auch wirklich Paroli bieten zu können, braucht es wohl Stürmer Pierre-PierreEmerick Aubameyang in Topform. Der Gabuner aber laboriert an Muskelprobleme, sein Einsatz war Dienstagnachmittag fraglich. Stöger sieht eine eventuelle Umstellung gelassen. „Wir haben genügend Qualität im Kader.“