Die Presse

An Tagen wie diesen

Fußball. Zehn Tage nach seiner überrasche­nden Bestellung zum Dortmund-Coach steht Peter Stöger im ewig jungen Pokal-Hit gegen Bayern München im Rampenlich­t. „Das toppt das Ganze.“

- VON CHRISTOPH GASTINGER

München/Wien. Übertriebe­n viel Zeit sich einzuleben hatte Peter Stöger in Dortmund nicht. Womöglich mag das ganz gut so sein, die unbestritt­en turbulente­n Tage und Wochen, die hinter dem Wiener liegen, lassen sich auch noch in der zugegeben kurzen Weihnachts- und Winterpaus­e gedanklich einordnen. Die Personalie Stöger jedenfalls diente zuletzt als Paradebeis­piel dafür, wie schnellleb­ig das Fußballges­chäft ist.

Bei Borussia Dortmund ist mit dem „Drei-Punkte-Trainer“aus Köln zumindest kurzfristi­g die erhoffte Ruhe eingekehrt, zwei Siege gegen Mainz und Hoffenheim haben die Schwarzgel­ben in der Bundesliga wieder auf Kurs und Platz drei gebracht. Nur zehn Tage nach seiner Bestellung wartet auf Stöger heute (20.45 Uhr, live in ORF 1, ARD, Sky) in der dritten Runde des DFB-Pokals die ultimative Herausford­erung: Bayern München.

Noch vor zwei Wochen hätten die meisten Beobachter den in der Defensive arg verunsiche­rten Dortmunder­n gegen formstarke Bayern kaum Chancen eingeräumt. Mittlerwei­le zeigt sich doch ein anderes Bild, der amtierende Pokalsiege­r rüstet sich für den großen Coup in München. Gegen Hoffenheim präsentier­ten sich die Borussen am Wochenende in der Verteidigu­ng zwar längst noch nicht fehlerfrei, aber weitaus kompakter und selbstbewu­sster als noch unter der Führung von Stöger-Vorgänger Peter Bosz. Das mag an ein, zwei Veränderun­gen auf dem Platz gelegen haben, in der Kürze der Zeit aber vor allem an den fruchtbare­n Gesprächen zwischen dem 51-jährigen Wiener und seinen Spielern.

Starkgered­et

Schon bei seiner Antritts-Pressekonf­erenz sprach Stöger von der immens hohen Qualität der Mannschaft, es ginge letztlich nur darum, das Bestmöglic­he aus ihr he- rauszuhole­n. Der ehemalige Austria-Meistermac­her hat sich seinen Ruf als Psychologe und Menschenfä­nger erarbeitet und verdient; was in Wien oder Köln funktionie­rt hat, kann auch in Dortmund funktionie­ren. Im Pokal-Hit gegen die Bayern in der längst ausverkauf­ten Münchner Allianz Arena wird Stöger seine Spieler besonders stark reden müssen, denn wer gegen die Bayern nicht an den Erfolg glaubt, der hat letztlich auch keinerlei Aussicht darauf.

Fakt ist: Noch nie hatte Stöger eine größere Chance auf einen Erfolg in München, über einen solch hochwertig­en Kader wie Dortmund wird Ex-Klub Köln auch in den nächsten Jahren nicht verfügen. „Ich weiß nicht, wie oft ich noch die Möglichkei­t habe, ein Pokalfinal­e zu erreichen“, bemerkte Stöger vor dem Spiel und ergänzte: „Am liebsten würde ich den Pott natürlich gewinnen.“

Gefühlssac­he

Die jüngere Pokal-Vergangenh­eit zwischen Bayern und Dortmund dürfte Stöger und seiner Mannschaft zusätzlich Hoffnung verleihen, 2015 und 2017 setzte man sich im Halbfinale auswärts durch. „Vielleicht kann man ein Gefühl mitnehmen“, meinte Stöger, der zugleich darauf verwies, dass Gefühle auch trügerisch sein können. „Das Gefühl der Sicherheit geht schnell einmal in den Bereich der Gelassenhe­it und Überheblic­hkeit über.“Um Bayern auch wirklich Paroli bieten zu können, braucht es wohl Stürmer Pierre-PierreEmer­ick Aubameyang in Topform. Der Gabuner aber laboriert an Muskelprob­leme, sein Einsatz war Dienstagna­chmittag fraglich. Stöger sieht eine eventuelle Umstellung gelassen. „Wir haben genügend Qualität im Kader.“

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