Gesangskomödie mit einer Action-Note
Film. Teil drei der beliebten A-Cappella-Filmreihe „Pitch Perfect“kompensiert Einfallslosigkeit mit konstruiertem Spektakel. Schade: Von der Regisseurin Trish Sie ist man Originelleres gewöhnt. Ab Donnerstag im Kino.
Eine Filmreihe wie „Pitch Perfect“kann sich (fast) alles erlauben. Sie kann formelhaft sein, gespickt mit Pannen, die aus dem Hollywood-Komödienlehrbuch abgepaust sind, sie kann sich – wenn ihr nichts mehr einfällt – gar ins Actiongenre retten: Die vielen Fans werden Schablonenhaftigkeit wie aberwitzige Plotauswüchse verzeihen, solange dabei nur gesungen wird. Der erste „Pitch Perfect“Film über einen schrulligen Uni-A-cappellaChor war 2012 ein Überraschungshit, die Fortsetzung 2015 übertraf den Erfolg noch.
An den Kinokassen wird wohl auch der neue dritte Teil reüssieren, wiewohl der anfängliche Charme der Reihe ziemlich verflogen ist: Die Charaktere sind glatter und klischeehafter geworden (die vordergründige Diversität des Chors dient letztlich auch nur komödiantisch verzerrten Stereotypen), die unpassenden Gags ein bisschen passender, und aus den fröhlichen Singkreisen mit Mashups beliebter Popsongs wurden zunehmend bombastische Auftritte mit minu- tiös einstudierten Choreografien – was ästhetisch gut in eine MTV-Show passen würde, der Handlung entsprechend aber alles andere als glaubhaft ist.
Faustkampf unter der Diskokugel
Zumal die Chordamen, dem College entwachsen und ins richtige Leben geworfen, ihre Zeit mit frustrierenden Jobs verbringen statt mit Proben. Dann kommt das Angebot, auf einer Tour durch Militärbasen in Europa die US-Truppen zu unterhalten – und dabei einen Auftritt bei DJ Khaled (gespielt von sich selbst) zu gewinnen. So singt sich die Bande durch allerlei nicht näher definierte Städte zwischen Spanien und Italien, ärgert sich über die siegessichere Konkurrenz (darunter eine Frauenband namens „Evermoist“) – und wird letztlich in ein kriminelles Unterfangen gestürzt. Faustkampf unter der Diskokugel und explodierende Yacht inklusive.
Dass das alles nicht komplett im Klischeeteich versinkt, ist vor allem Rebel Wilson zu verdanken, die die wunderbar derbe „Fat Amy“spielt und ihr Körpergewicht mit verblüffender Leichtigkeit in Szene setzt. Eine Begegnung mit ihrem Vater (John Lithgow) setzt Enthüllungen in Gang, mit denen sie sich zur eigentlichen Protagonistin in diesem Film mausert – die bisherige Hauptfigur, die coole, musikalisch ambitionierte Beca (Anna Kendrick), darf zumindest in der Choraufstellung ganz vorne stehen.
Apropos Aufstellung: Mit solchen kennt sich die Regisseurin des Films aus. Trish Sie machte sich mit kreativen Musikvideos für die US-Band OK Go einen Namen: In den Clips vollführt die Band etwa einen genial choreografierten Tanz auf Laufbändern, räkelt sich kaleidoskopartig auf einer von unten gefilmten Glasplatte („All Is Not Lost“auf Youtube: hypnotisierend!) oder bewegt sich auf einem Parabelflug in der Schwerelosigkeit. Nach einem Teil der beliebten Tanzfilmreihe „Step up“ist „Pitch Perfect 3“der zweite Spielfilm, den Sie inszenierte: Flott, bunt, durchaus unterhaltsam – aber halt mehr schematisches Popcorn-Kino als originelles Wagnis. Dabei könnte sich „Pitch Perfect“bestimmt auch so etwas erlauben.