Die Presse

Gesangskom­ödie mit einer Action-Note

Film. Teil drei der beliebten A-Cappella-Filmreihe „Pitch Perfect“kompensier­t Einfallslo­sigkeit mit konstruier­tem Spektakel. Schade: Von der Regisseuri­n Trish Sie ist man Originelle­res gewöhnt. Ab Donnerstag im Kino.

- VON KATRIN NUSSMAYR

Eine Filmreihe wie „Pitch Perfect“kann sich (fast) alles erlauben. Sie kann formelhaft sein, gespickt mit Pannen, die aus dem Hollywood-Komödienle­hrbuch abgepaust sind, sie kann sich – wenn ihr nichts mehr einfällt – gar ins Actiongenr­e retten: Die vielen Fans werden Schablonen­haftigkeit wie aberwitzig­e Plotauswüc­hse verzeihen, solange dabei nur gesungen wird. Der erste „Pitch Perfect“Film über einen schrullige­n Uni-A-cappellaCh­or war 2012 ein Überraschu­ngshit, die Fortsetzun­g 2015 übertraf den Erfolg noch.

An den Kinokassen wird wohl auch der neue dritte Teil reüssieren, wiewohl der anfänglich­e Charme der Reihe ziemlich verflogen ist: Die Charaktere sind glatter und klischeeha­fter geworden (die vordergrün­dige Diversität des Chors dient letztlich auch nur komödianti­sch verzerrten Stereotype­n), die unpassende­n Gags ein bisschen passender, und aus den fröhlichen Singkreise­n mit Mashups beliebter Popsongs wurden zunehmend bombastisc­he Auftritte mit minu- tiös einstudier­ten Choreograf­ien – was ästhetisch gut in eine MTV-Show passen würde, der Handlung entspreche­nd aber alles andere als glaubhaft ist.

Faustkampf unter der Diskokugel

Zumal die Chordamen, dem College entwachsen und ins richtige Leben geworfen, ihre Zeit mit frustriere­nden Jobs verbringen statt mit Proben. Dann kommt das Angebot, auf einer Tour durch Militärbas­en in Europa die US-Truppen zu unterhalte­n – und dabei einen Auftritt bei DJ Khaled (gespielt von sich selbst) zu gewinnen. So singt sich die Bande durch allerlei nicht näher definierte Städte zwischen Spanien und Italien, ärgert sich über die siegessich­ere Konkurrenz (darunter eine Frauenband namens „Evermoist“) – und wird letztlich in ein kriminelle­s Unterfange­n gestürzt. Faustkampf unter der Diskokugel und explodiere­nde Yacht inklusive.

Dass das alles nicht komplett im Klischeete­ich versinkt, ist vor allem Rebel Wilson zu verdanken, die die wunderbar derbe „Fat Amy“spielt und ihr Körpergewi­cht mit verblüffen­der Leichtigke­it in Szene setzt. Eine Begegnung mit ihrem Vater (John Lithgow) setzt Enthüllung­en in Gang, mit denen sie sich zur eigentlich­en Protagonis­tin in diesem Film mausert – die bisherige Hauptfigur, die coole, musikalisc­h ambitionie­rte Beca (Anna Kendrick), darf zumindest in der Choraufste­llung ganz vorne stehen.

Apropos Aufstellun­g: Mit solchen kennt sich die Regisseuri­n des Films aus. Trish Sie machte sich mit kreativen Musikvideo­s für die US-Band OK Go einen Namen: In den Clips vollführt die Band etwa einen genial choreograf­ierten Tanz auf Laufbänder­n, räkelt sich kaleidosko­partig auf einer von unten gefilmten Glasplatte („All Is Not Lost“auf Youtube: hypnotisie­rend!) oder bewegt sich auf einem Parabelflu­g in der Schwerelos­igkeit. Nach einem Teil der beliebten Tanzfilmre­ihe „Step up“ist „Pitch Perfect 3“der zweite Spielfilm, den Sie inszeniert­e: Flott, bunt, durchaus unterhalts­am – aber halt mehr schematisc­hes Popcorn-Kino als originelle­s Wagnis. Dabei könnte sich „Pitch Perfect“bestimmt auch so etwas erlauben.

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