Die Presse

Die Jäger sind eine archaische Gemeinscha­ft

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„Was Jäger für die Wirtschaft leisten“von Karin Schuh, 19. 12. Eingangs muss ich festhalten, dass ich selbst leidenscha­ftlicher Jäger bin. Wenn hier im Artikel von ehrenamtli­chen Leistungen die Rede ist, die dem Staat rund 240 Mio. Euro an Ersparnis bringen, geht das in hohem Maße an der Realität vorbei. Jagd ist in erster Linie Hobby und Leidenscha­ft. Mancher vergleicht die Jagd auch fälschlich­erweise mit Sport, doch die Erlegung eines Stück Wildes kann niemals Sport sein. Wer Sport ausüben möchte, findet vielfältig­e andere Möglichkei­ten dazu.

Der Großteil der heimischen Jäger jagt auf fremdem Grund und Boden. Die meisten Grundbesit­zer sind zwar dem Gesetzgebe­r nach „jagdberech­tigt“, aber nicht „jagdausübu­ngsberecht­igt“, da sie weniger als 115 ha im Eigentum haben. Dies führt dazu, dass die Grundbesit­zer, im Gegensatz zu anderen Ländern, von den Jägern de facto enteignet und dafür mit einem nicht nennenswer­ten sog. Pachtschil­ling abgefunden werden. Dass sich das nicht ändert, dafür sorgen schon neun Landesgese­tze. Gemacht von Politikern, von denen viele auch die Jagd ausüben. Durch sog. „Ankirren“(ein Jagdausdru­ck für anfüttern) durch Revierpäch­ter lassen sich

dann auch hervorrage­nd Jobs ergattern bzw. Geschäfte anbahnen.

Wenn man die Zeitungen aufmerksam verfolgt, muss man leider feststelle­n, dass das noch immer gang und gäbe ist. Die Jäger sind eine archaische, verschwore­ne Gemeinscha­ft mit Hierarchie­n, die an das Feudalsyst­em erinnern. Die Jagd aber jetzt als Ehrenamt darzustell­en setzt dem Ganzen die Krone auf. Rudolf Niederwimm­er, 4184 Ahorn

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