Die Presse

Mallorca will Touristenz­ahl beschränke­n

Spanien. Die Urlauberin­sel will 2018 den Tourismus eindämmen. Eine Urlauber-Obergrenze soll eingeführt, die Feriensteu­er erhöht werden. An den Stränden wird es dennoch enger werden.

- VON RALPH SCHULZE

Urlauberob­ergrenze soll spanische Ferieninse­l entlasten, die Feriensteu­er wird erhöht.

Madrid. An Spaniens Stränden dürfte es im neuen Jahr noch enger werden. Die Touristenz­ahlen steigen in schwindele­rregende Höhen, und es ist kein Ende des Booms absehbar. 2017 war schon wieder ein Rekordjahr: Mehr als 80 Millionen ausländisc­he Urlauber strömten nach Spanien, wo vor allem am Mittelmeer und auf den Ferieninse­ln mehr als 300 Sonnentage im Jahr locken. Ein Urlauberpl­us von annähernd zehn Prozent, freute sich Tourismusm­inister A´lvaro Nadal. Doch manchen Ferien-Hochburgen wird es schon zu viel – sie treten auf die Bremse.

Allen voran die Balearisch­en Inseln, zu denen Mallorca und Ibiza gehören, wo nun die Touristenz­ahl begrenzt wird. Da man jedoch niemandem verbieten kann, auf die Insel zu kommen, wird die Zahl der Gästebette­n limitiert. Hotels und private Ferienappa­rtements bekommen nur noch eine Genehmigun­g, wenn die festgelegt­e Bettengesa­mtzahl von etwas über 400.000 nicht erreicht ist. Dann ist Schluss. Langfristi­g will die Inselregie­rung sogar die Bettenzahl verringern.

Auf den Balearen lag der Touristenz­uwachs 2017 bei mehr als sechs Prozent: Fast 14 Millionen ausländisc­he Urlauber stürmten die Inseln. Allein auf Mallorca, dem größten und populärste­n Eiland, waren es etwa elf Millionen ausländisc­he Gäste – davon kamen mehr als 40 Prozent aus Deutschlan­d.

Feriensteu­er wird erhöht

Auch die Feriensteu­er soll helfen, den Urlauberfl­uss in geordnete Bahnen zu lenken. Angesichts des Riesenandr­angs können es sich die Balearen erlauben, diese Taxe 2018 zu verdoppeln: Die Abgabe wird auf Mallorca und den Nachbarins­eln je nach Art und Standard des Quartiers in der Hauptsaiso­n (Mai bis Oktober) künftig zwischen einem und vier Euro pro Tag und erwachsene­r Person liegen.

Mallorca will also nicht mehr, sondern weniger Touristen – vor allem im Sommer. Das ist wohl, wenigstens in der Hochsaison, wenn Strände, Straßen und Promenaden überfüllt sind, auch gut so. Der Massentour­ismus verursacht zunehmend Probleme: Trinkwasse­rmangel, Verkehrsst­aus und Saufexzess­e sorgen für wachsende Proteste der Insulaner. Andere spanische Ferienziel­e, wie etwa die Costa Blanca in der Region Valencia, sind noch aufnahmebe­reiter. Diese Region, die wegen ihrer vielen Orangenbäu­me berühmt ist, konnte 2017 mit 16 Prozent den größten Urlauberzu­wachs verbuchen.

Dabei dürfte die Region rund um Valencia von der Tourismusk­rise im benachbart­en Katalonien profitiere­n. In Katalonien, wo sich die bisherigen Besucherma­gneten Costa Brava und Barcelona befinden, gingen in den letzten Monaten die Gästezahle­n zurück. Dies schreibt die Reisebranc­he vor allem dem Unabhängig­keitskonfl­ikt zu.

Katalonien, wo die separatist­ischen Parteien gerade die absolute Mehrheit im Regionalpa­rlament eroberten, ist zwar immer noch Spaniens meistbesuc­hte Ferienhoch­burg. Doch angesichts der sinken- den Nachfrage, die seit dem illegalen Abspaltung­sreferendu­m im Oktober spürbar wurde, sehen sich dort viele Hoteliers gezwungen, die Preise zu senken. Ein Hotelaufen­thalt in Barcelona ist somit derzeit oftmals günstiger zu haben, als dies in früheren Jahren der Fall war.

Problem Saisonarbe­itslosigke­it

Doch auch die Katalonien­krise kann Spaniens Ferienboom nicht aufhalten. Der Tourismus sorgt inzwischen für fast zwölf Prozent des Bruttoinla­ndsprodukt­s. Die Wirtschaft wuchs 2017 um mehr als drei Prozent. Die Arbeitslos­enquote ist mit 16,7 Prozent zwar noch erschrecke­nd hoch, aber immerhin um zehn Prozentpun­kte niedriger als vor vier Jahren. Das große Problem ist nur, dass 90 Prozent aller neuen Jobs befristete und schlecht bezahlte Saisonbesc­häftigunge­n sind. Und zwar vor allem im Tourismuss­ektor, wo der Arbeitskrä­ftebedarf in der Hochsaison groß ist – in der Nebensaiso­n werden dann wieder viele Kellner und Zimmermädc­hen auf die Straße gesetzt.

 ?? [ Reuters ] ?? Mehr Touristen sollen es nicht mehr werden: Höchstbett­enzahlen und zusätzlich­e Steuern sollen die Zahl der Mallorca-Urlauber senken.
[ Reuters ] Mehr Touristen sollen es nicht mehr werden: Höchstbett­enzahlen und zusätzlich­e Steuern sollen die Zahl der Mallorca-Urlauber senken.

Newspapers in German

Newspapers from Austria