Die Presse

Auf ein alarmarmes 2018!

- VON THOMAS KRAMAR E-Mails an: thomas.kramar@diepresse.com

P rosit“oder „Ein schönes neues Jahr“haben einander heuer wieder Milliarden Menschen gewünscht, und so manche haben auch Vorsätze gefasst. Doch kaum jemand ist zum Anlass des Jahreswech­sels an einen Mitmensche­n herangetre­ten, um ihm zu sagen: „Es ist fünf vor zwölf, mein Lieber! Bessere dich, sonst wird es mit dir ein übles Ende nehmen!“

Entspreche­ndes, allerdings die ganze Menschheit betreffend, äußerte UNOGeneral­sekretär Antonio´ Guterres in seiner Neujahrsan­sprache: Er rief die „Alarmstufe rot“für den ganzen Planeten (was immer das bedeuten mag) aus, erklärte, dass die Konflikte sich verschlimm­ert hätten. Mag sein (oder auch nicht). Solche säkularen Bußpredigt­en wirken jedenfalls kontraprod­uktiv, weil wir sie längst gewohnt sind. Wie oft hat man uns erklärt, dass „jetzt“die letzte Chance sei, den Klimawande­l zu stoppen? Solche Alarmrufe wirken vor allem abstumpfen­d – wie die Schreckens­bilder auf den Zigaretten­packerln, die viele Raucher mittlerwei­le routiniert verhüllen.

Vielleicht sollten wir uns zum Jahreswech­sel lieber darüber freuen, wie viele angekündig­te Katastroph­en (vom Waldsterbe­n bis zum Atomkrieg) nicht eingetroff­en sind. Was alles besser geworden ist. Sicher: Es kann, es soll noch viel besser werden. Aber Optimismus kann dabei eher helfen als Unkenrufe. Prosit 2018!

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