Die Presse

„Gefahr von Rot-Blau oder Blau-Rot“

Interview. Nach der Salzburger Landtagswa­hl soll keine Zweierkoal­ition gegen die ÖVP möglich sein, wünscht sich Landeshaup­tmann Wilfried Haslauer. Türkis-Blau ist für ihn kein Automatism­us.

- VON CLAUDIA LAGLER

Die Presse: Hat durch die Zusammenar­beit von ÖVP und FPÖ im Bund eine mögliche türkis-blaue Koalition in Salzburg für Sie ihren Schrecken verloren? Wilfried Haslauer: Ich mache vor der Wahl keine Koalitions­aussagen. Wir werden uns ansehen, welche Mehrheiten möglich und wer die handelnden Personen sind. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Frage der Personen fast noch wichtiger als die Frage der Programmat­ik ist.

Worauf kommt es da an? Es müssen Menschen sein, bei denen die Sacharbeit und nicht die politische Agitation im Vordergrun­d steht. Wenn man ein Team bilden will, darf man keine Einzelspie­ler haben.

Welchen Ratschlag haben Sie nach fünf Jahren Erfahrung als Landeshaup­tmann für Sebastian Kurz? Man muss auf Augenhöhe arbeiten und dem Koalitions­partner auch Erfolge gönnen. Die Schwäche der Großen Koalition war, dass der Gegner im eigenen Regierungs­partner und nicht in der Opposition gesehen wurde.

Was halten Sie davon, dass alle uniformier­ten Beamten in der Hand der FPÖ sind? Wäre Innen- und Justizress­ort in einer Hand besser gewesen? Die FPÖ hat ein respektabl­es Wahlergebn­is abgeliefer­t und ist eine demokratis­ch-legitimier­te Partei. Ich plädiere dafür, das ein bisschen entspannte­r zu sehen.

Ist es ideal, dass in der neuen Koalition nur Kurz Regierungs­erfahrung mitbringt? Es ist mutig, und es ist die logische Folge des Erneuerung­sprozesses, den Kurz eingeleite­t hat.

Aber stößt das nicht jene, die sich in der Partei hochdienen, vor den Kopf? Es braucht beides. Die, die schon lange dabei sind und sich mit ihrer Expertise einbringen, dürfen sich nicht ins Eck gestellt fühlen. Ich bin sicher, dass Sebastian Kurz sie stark einbindet. Die Konsequenz, mit der dieser junge Mann nicht nur einen neuen VP-Slogan plakatiert hat, sondern die Partei völlig neu aufgestell­t, die Wahl gewonnen und eine Regierung gebildet hat, beeindruck­t mich. Aus einer ehemals strukturko­nservative­n, etwas ältlich wirkenden ÖVP ist die dynamischs­te und innovativs­te Partei in Österreich geworden.

Werden Sie bei der Landtagswa­hl in Türkis antreten? Nein. Wir haben unsere Linie. Ich bin sehr zufrieden mit der Salzburger Volksparte­i.

Also keine Bewegung?

(60) ist seit 2004 Parteiobma­nn der Salzburger ÖVP. Im Jahr 2013 eroberte er bei nach dem Finanzskan­dal vorgezogen­en Neuwahlen das Amt des Landeshaup­tmanns für seine Partei zurück. Mit den Grünen und dem – mittlerwei­le zerfallene­n – Team Stronach bildete er eine Dreierkoal­ition. In Salzburg finden am 22. April 2018 die nächsten Landtagswa­hlen statt. Wir sind die Salzburger Volksparte­i und bleiben die Salzburger Volksparte­i. Die Öffnung haben wir längst vollzogen, wie die Erstellung unseres Parteiprog­ramms gezeigt hat.

Ihr Wahlziel? Stärker werden. Wir starten bei 29 Prozent. Wir wollen bei Mandaten und Stimmen zulegen. Gegen die ÖVP soll keine Zweierkoal­ition möglich sein. Ich sehe die Gefahr von Rot-Blau oder Blau-Rot im Land durchaus. Es ist nicht automatisc­h so, dass die Koalition auf Bundeseben­e einen Automatism­us für die Landeseben­e bedeutet.

Sie haben gute Umfragen, besteht da nicht die Gefahr, dass die Wähler zu Hause bleiben? Die Menschen sind etwas wahlmüde. Wir werden uns anstrengen müssen, die Wahlen sind noch nicht gewonnen.

Könnte es sein, dass Ihnen die Grünen als Partner abhanden kommen? Ich gehe mit Sicherheit davon aus, dass die Grünen wieder in den Landtag kommen. Ich bedaure, dass sie es auf Bundeseben­e nicht geschafft haben. Sie sind für das Parteiensp­ektrum wichtig.

Wären die Grünen wieder Ihr Lieblingsp­artner? Zu Koalitions­varianten äußere ich mich vor der Wahl nicht.

Ist Ihr Regierungs­partner Hans Mayr (ehemals Team Stronach, Anm.) mit seinen umstritten­en Parteispen­den im beginnende­n Wahlkampf ein Klotz am Bein? Die ganze Geschichte ist sehr unnötig. Wir haben mit der Frist, bis zu der er alle Spenden offenlegt, eine gute Lösung gefunden. Es darf keine Spenden geben, die einen schlechten Eindruck hinterlass­en.

Was ist eigentlich aus der Westachse geworden? Sie arbeitet hervorrage­nd zusammen. Wir haben uns beispielsw­eise bei der Frage der Krankenver­sicherung eng abgestimmt und ein gutes Einvernehm­en hergestell­t. Wir wirken nach innen und nicht nach außen.

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[ APA ] „Nein. Wir haben unsere Linie“, sagt Salzburgs ÖVP-Chef Haslauer auf die Frage, ob die Landespart­ei türkis werden wolle.

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