Die Presse

Raus aus Bitcoin, rein in andere Kryptowähr­ungen

Cyber-Devisen. Die Bitcoin-Euphorie ist gegen Jahresende hin etwas abgeebbt. Die Anleger kehren den Kryptowähr­ungen aber keineswegs den Rücken zu. Sie setzen derzeit nur lieber auf Altcoins, etwa Ripple.

- VON BEATE LAMMER

Wien. Eine Woche vor Weihnachte­n kostete eine Einheit der Kryptowähr­ung Bitcoin mehr als 19.000 Dollar. Dann folgte eine scharfe Korrektur: Inzwischen notiert die älteste und bekanntest­e Cyber-Devise 30 Prozent unter ihrem Höchststan­d. Damit kostet ein Bitcoin zwar noch immer 13 Mal so viel wie vor einem Jahr. Die Euphorie der vergangene­n Wochen ist aber verpufft.

Hatten also jene Notenbanke­r und andere Experten, die zuletzt eindringli­ch vor einer Blase gewarnt hatten, recht? Nicht ganz. Eine Flucht aus Kryptowähr­ungen ist nämlich kaum zu bemerken. Die Marktkapit­alisierung aller 1372 von CoinMarket­Cap erfassten Kryptowähr­ungen hat sich seit Anfang Dezember auf fast 600 Mrd. Dollar verdoppelt und lag zuletzt zehn Prozent unter ihrem Höchststan­d. Kryptowähr­ungen basieren auf dezentrale­n, digitalen Zahlungssy­stemen, hinter denen keine Zentralban­ken stehen, sondern Private. Der Anteil von Bitcoin lag am 1. Jänner bei 38 Prozent, so tief wie noch nie. Die Anleger flüchten also nicht aus Kryptowähr­ungen, sie schichten zu alternativ­en Währungen, sogenannte­n Altcoins, um.

Ripple auf Platz zwei

Auf Platz zwei hat sich Ripple vorgearbei­tet, dessen Kurs sich allein im Dezember verzehnfac­ht hat und dessen Marktkapit­alisierung jetzt 87 Mrd. Dollar umfasst. Zuvor war Ripple als „Bitcoin der Ban- ken“von der Community eher verschmäht worden. Ripple gehört zu einem Netzwerk, das auf Zahlungspr­otokolle für Banken spezialisi­ert ist und eine Konkurrenz für das SWIFT-Netz schaffen will. Während viele andere Kryptowähr­ungen als Alternativ­en zum gegenwärti­gen Währungssy­stem wahrgenomm­en werden, will Ripple dieses lediglich ergänzen. Kooperatio­nspartner sind etwa UniCredit, UBS, Bank of America, Santander und Merrill Lynch.

Seit der regulatori­sche Druck auf Bitcoin wächst – so überlegt etwa Südkorea, den Handel zu beschränke­n –, dürften Anleger nun in Ripple eine Absicherun­g sehen. Zudem wollen einige südkoreani­sche und japanische Banken das Ripple-System testen.

Mit der Angst vor Regulierun­g dürfte auch der steile Anstieg der Kryptowähr­ung Cardano (ADA) zu tun haben, die mit einer Marktkapit­alisierung von 18 Mrd. Dollar auf Platz fünf liegt (die Plätze drei und vier belegen Ethereum mit 75 Mrd. und die Bitcoin-Abspaltung Bitcoin Cash mit 42 Mrd. Dollar).

Angst vor Regulierun­g

Cardano will die Interaktio­n von Protokolle­n aus der Welt der Kryptowähr­ungen und der äußeren Finanzwelt verbessern. So soll die Legitimitä­t von Transaktio­nen gegenüber bestimmten Stellen (etwa der Finanz) offengeleg­t werden können, die Privatsphä­re der Teilnehmer soll aber gewahrt bleiben. Cardano soll daher Regulierun­gen eher standhalte­n können.

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