Die Presse

Bonus für Beschäftig­ung wird gestoppt

Arbeitsmar­kt. Die türkis-blaue Koalition stellt sowohl den Beschäftig­ungsbonus als auch die Aktion 20.000 ein.

- VON JULIA NEUHAUSER

Türkis-blaue Regierung lässt Beschäftig­ungsbonus Ende Jänner vorzeitig auslaufen, Aktion 20.000 für ältere Arbeitslos­e wurde mit Jahresende ausgesetzt.

Wien. Der Beschäftig­ungsbonus hat nicht lang überdauert. Die türkisblau­e Regierung hat am Neujahrsta­g sein Ende besiegelt. Es soll ihn nur noch bis 31. Jänner 2018 geben. Damit wird das Prestigepr­ojekt von Ex-Kanzler Christian Kern (SPÖ), das erst am 1. Juli 2017 in Kraft getreten ist, bereits nach einem halben Jahr gekippt.

Der Bonus ersetzt Firmen, die neue Jobs schaffen, drei Jahre lang die Hälfte der Lohnnebenk­osten für diese neuen Stellen. Das sollte die Wirtschaft ankurbeln. Der wirtschaft­liche Rückenwind ist derzeit allerdings ohnehin gegeben. Deshalb sieht die neue Regierung den weiteren Ausbau der Maßnahme als „nicht zielführen­d“an und stoppt diesen am Wochenende per Rundlaufbe­schluss.

Begehrt war der Bonus bisher allerdings schon. Bis zum Jahreswech­sel haben laut Angaben des Wirtschaft­sministeri­ums rund 12.600 Unternehme­n den Zuschuss beantragt. Damit wurden rund 64.000 neue Jobs geschaffen.

Die Streichung des Bonus kommt nicht ganz überrasche­nd. Diese Pläne sickerten schon während der Regierungs­verhandlun­gen durch. Zum Entsetzen der SPÖ. „Es ist eine Riesensaue­rei. Die Unternehme­n haben darauf vertraut, aber Türkis-Blau will offenbar nicht zahlen“, sagte der interimist­ische SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r Christoph Matznetter damals. Die Industriel­lenvereini­gung und die Wirtschaft­skammer waren ebenso wenig begeistert und forderten Rechtssich­erheit.

Am Beschäftig­ungsbonus gab es zuletzt allerdings auch bereits Kritik. So hielt ihn Johannes Kopf, der Chef des Arbeitsmar­ktservices, nicht mehr für notwendig. Aufgrund der guten konjunktur­ellen Lage würden die Unternehme­n derzeit ohnedies viele Arbeitsplä­tze schaffen. Der Beschäftig­ungsbonus koste zwar viel Geld, bringe aber kaum Effekte. Bis Ende 2023 hätte das Pro- gramm knapp zwei Milliarden Euro an Kosten verursacht.

Kern: „Angriff auf Arbeitslos­e“

Den Retourgang hat die neue Regierung auch bei einer anderen Arbeitsmar­ktinitiati­ve eingelegt. Die „Aktion 20.000“für ältere Arbeitslos­e wurde sogar bereits mit 31. Dezember 2017 ausgesetzt. Anträge sind somit nicht mehr möglich. Auch diese Beschäftig­ungsaktion, die 20.000 über-50-jährige Arbeitslos­e in neue Jobs bringen sollte, galt als Prestigepr­ojekt der SPÖ.

Laut älteren Angaben des Sozialmini­steriums waren bis Ende November rund 1500 Personen erfolgreic­h vermittelt worden. Die fast 800 Millionen Euro schwere Aktion sollte allerdings erst ab 2018 voll starten und eben 20.000 Jobs für Langzeitar­beitslose über 50 Jahren schaffen.

Ausschlagg­ebend für die Rücknahme der beiden Maßnahmen sei, wie Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP) und Sozialmini­sterin Beate HartingerK­lein (FPÖ) sagten, die gute Konjunktur­entwicklun­g. Die Maßnahmen seien außerdem nicht gegenfinan­ziert. Und das widersprec­he dem Ziel, die Steuer- und Abgabenlas­t nachhaltig zu senken und mittelfris­tig keine neuen Schulden mehr zu machen.

Von SPÖ-Chef Kern gab es für die Einstellun­g umgehend Kritik. Es handle sich um einen „Angriff auf die Arbeitslos­en“. Die FPÖ sei „auf ganzer Linie“umgefallen. Die Maßnahmen würden nur großen Unternehme­n nützen.

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[ APA ] Handschlag zwischen FPÖ-Chef Strache und ÖVPChef Kurz: Nur etwa zwei Wochen nach der Regierungs­bildung beschließe­n die neuen Koalitions­partner das Aus von roten Vorzeigepr­ojekten.

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