Das Endspiel gleich zum Auftakt
Handball-EM. Österreich benötigt heute zum Start einen Sieg gegen Weißrussland, will das ÖHB-Team tatsächlich mit dem Erreichen der Hauptrunde planen. Tatkräftig mithelfen will Janko Boˇzovi´c: mit Würfen über der 100-km/h-Marke.
In einer Mannschaft mit vielen jungen Gesichtern ist Janko Bozoviˇc´ ein Altbekannter im Handballnationalteam. Mit 32 Jahren verdient der Rückraumspieler, der Sohn von Hypo-Legende Stanka Bozoviˇc,´ die Bezeichnung Routinier, seit der WM 2015 und dem allmählichen Abschied von Leistungsträgern wie Viktor Szilagyi oder Roland Schlinger ist Bozoviˇc´ verstärkt in seine Rolle als Führungsspielers geschlüpft. Bei der EM in Kroatien erhält er auch unerwartet Unterstützung von Vitas Zˇiu¯ra – er gibt sein Comeback.
Beim heutigen EM-Auftakt gegen Weißrussland in Porecˇ (18.15 Uhr, live, ORF Sport plus) werden die Qualitäten des Rückraumakteurs gefragt sein. Bozoviˇc´ kennt den Gegner ausgesprochen gut, das liegt an seiner persönlichen Vergangenheit in Brest. Von 2014 bis 2015 hat der gebürtige Montenegriner für den weißrussischen Klub gespielt, er sagt: „Das ist eine eingespielte und routinierte Truppe.“Namentlich hebt er gegenüber der „Presse“Sergej Silovich (Rückraum halblinks) und Boris Pukovski (Rückraum Mitte) hervor. Tatsächlich hat Weißrussland bedeutend mehr internationale Erfahrung, war bei den jüngsten fünf Großereignissen (WM, EM) dabei. Österreich spielte zuletzt bei der WM 2015 in Katar mit.
Die Weißrussen dürften als leichter Favorit in dieses Spiel gehen, wenngleich ein rot-weiß-roter Erfolg keiner Sensation gleichkäme. „Wenn wir ihnen unser Spiel aufzwingen können, haben wir gute Chancen“, glaubt Bozoviˇc,´ der bei Torhütern für seine harten Würfe gefürchtet ist. Bei einem Teamtraining wurde einer seiner Würfe mit 107 km/h „geblitzt“. Nur wenige Spieler beschleunigen den Ball noch schneller.
Universell einsetzbar
Bozoviˇc´ ist allerdings nicht nur für den Torwurf zuständig, er soll sie auch verhindern. In der Deckung spielt er in den Plänen von Teamchef Patrekur Johannesson´ eine wesentliche Rolle. Bei 2,03 Metern Körpergröße und 101 Kilogramm ist er für den Kampf Mann gegen Mann geradezu prädestiniert. „Die Deckung“, sagt der Legionär von Sporting Lissabon, „ist mindestens genauso wichtig wie der Angriff. Wenn du hinten gut stehst, kannst du dir im Angriff auch ein paar Fehler leisten.“
Die finalen Tests vor dem EMAuftakt haben das Selbstvertrauen des ÖHB-Teams zweifelsfrei nicht gestärkt. Endrundenteilnehmer Tschechien ging zweimal als Sieger hervor, die Niederlage in Brünn am vergangenen Sonntag fiel mit 21:35 sogar empfindlich aus. Weißrussland gestaltete die Probe für den Ernstfall erfolgreicher, bezwang Argentinien 29:22. Im heutigen Duell wird es auch darauf ankommen, ob Österreich aus Fehlern der Vorbereitung gelernt hat. Bozoviˇc´ versichert, dass Testspielniederlagen nicht lang in den Köpfen der Spieler herumgeistern würden, längst alle auf das Kräftemessen mit Weißrussland fokussiert sind.
Unabhängig von der Vorstellung in Kroatien verfolgt Bozoviˇc´ trotz des fortgeschrittenen Handballeralters noch weitere Ziele mit der Nationalmannschaft. Vor allem die Heim-EM in Österreich 2020 soll für ihn nicht bloß nur eine Illusion sein: „Ich würde sehr gern dabei sein.“