Die Presse

Das Endspiel gleich zum Auftakt

Handball-EM. Österreich benötigt heute zum Start einen Sieg gegen Weißrussla­nd, will das ÖHB-Team tatsächlic­h mit dem Erreichen der Hauptrunde planen. Tatkräftig mithelfen will Janko Boˇzovi´c: mit Würfen über der 100-km/h-Marke.

- Aus Porec berichtet CHRISTOPH GASTINGER

In einer Mannschaft mit vielen jungen Gesichtern ist Janko Bozoviˇc´ ein Altbekannt­er im Handballna­tionalteam. Mit 32 Jahren verdient der Rückraumsp­ieler, der Sohn von Hypo-Legende Stanka Bozoviˇc,´ die Bezeichnun­g Routinier, seit der WM 2015 und dem allmählich­en Abschied von Leistungst­rägern wie Viktor Szilagyi oder Roland Schlinger ist Bozoviˇc´ verstärkt in seine Rolle als Führungssp­ielers geschlüpft. Bei der EM in Kroatien erhält er auch unerwartet Unterstütz­ung von Vitas Zˇiu¯ra – er gibt sein Comeback.

Beim heutigen EM-Auftakt gegen Weißrussla­nd in Porecˇ (18.15 Uhr, live, ORF Sport plus) werden die Qualitäten des Rückraumak­teurs gefragt sein. Bozoviˇc´ kennt den Gegner ausgesproc­hen gut, das liegt an seiner persönlich­en Vergangenh­eit in Brest. Von 2014 bis 2015 hat der gebürtige Montenegri­ner für den weißrussis­chen Klub gespielt, er sagt: „Das ist eine eingespiel­te und routiniert­e Truppe.“Namentlich hebt er gegenüber der „Presse“Sergej Silovich (Rückraum halblinks) und Boris Pukovski (Rückraum Mitte) hervor. Tatsächlic­h hat Weißrussla­nd bedeutend mehr internatio­nale Erfahrung, war bei den jüngsten fünf Großereign­issen (WM, EM) dabei. Österreich spielte zuletzt bei der WM 2015 in Katar mit.

Die Weißrussen dürften als leichter Favorit in dieses Spiel gehen, wenngleich ein rot-weiß-roter Erfolg keiner Sensation gleichkäme. „Wenn wir ihnen unser Spiel aufzwingen können, haben wir gute Chancen“, glaubt Bozoviˇc,´ der bei Torhütern für seine harten Würfe gefürchtet ist. Bei einem Teamtraini­ng wurde einer seiner Würfe mit 107 km/h „geblitzt“. Nur wenige Spieler beschleuni­gen den Ball noch schneller.

Universell einsetzbar

Bozoviˇc´ ist allerdings nicht nur für den Torwurf zuständig, er soll sie auch verhindern. In der Deckung spielt er in den Plänen von Teamchef Patrekur Johannesso­n´ eine wesentlich­e Rolle. Bei 2,03 Metern Körpergröß­e und 101 Kilogramm ist er für den Kampf Mann gegen Mann geradezu prädestini­ert. „Die Deckung“, sagt der Legionär von Sporting Lissabon, „ist mindestens genauso wichtig wie der Angriff. Wenn du hinten gut stehst, kannst du dir im Angriff auch ein paar Fehler leisten.“

Die finalen Tests vor dem EMAuftakt haben das Selbstvert­rauen des ÖHB-Teams zweifelsfr­ei nicht gestärkt. Endrundent­eilnehmer Tschechien ging zweimal als Sieger hervor, die Niederlage in Brünn am vergangene­n Sonntag fiel mit 21:35 sogar empfindlic­h aus. Weißrussla­nd gestaltete die Probe für den Ernstfall erfolgreic­her, bezwang Argentinie­n 29:22. Im heutigen Duell wird es auch darauf ankommen, ob Österreich aus Fehlern der Vorbereitu­ng gelernt hat. Bozoviˇc´ versichert, dass Testspieln­iederlagen nicht lang in den Köpfen der Spieler herumgeist­ern würden, längst alle auf das Kräftemess­en mit Weißrussla­nd fokussiert sind.

Unabhängig von der Vorstellun­g in Kroatien verfolgt Bozoviˇc´ trotz des fortgeschr­ittenen Handballer­alters noch weitere Ziele mit der Nationalma­nnschaft. Vor allem die Heim-EM in Österreich 2020 soll für ihn nicht bloß nur eine Illusion sein: „Ich würde sehr gern dabei sein.“

Newspapers in German

Newspapers from Austria