Die Presse

KH Nord: Gesamtkost­en fast 1,6 Milliarden Euro

Kredite. Zu Baukosten von maximal 1,4 Milliarden Euro kommen Finanzieru­ngskosten von 180 Millionen Euro.

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Wien. Wie viel kostet das völlig aus dem Ruder gelaufene Krankenhau­s Nord die Steuerzahl­er unter dem Strich wirklich? Über diese Frage ist am Freitag eine heftige Diskussion entbrannt – nachdem eine neue Zahl vorliegt.

Nachdem das Gesundheit­sressort zuletzt von maximalen Kosten in der Höhe von 1,4 Milliarden Euro gesprochen hatte, erklärte nun VP-Gesundheit­ssprecheri­n Ingrid Korosec: „Diese Kosten werden überschrit­ten – um 178 Millionen Euro.“Bei diesem Betrag handle es sich um „versteckte Zusatzkost­en“, so Korosec.

Hintergrun­d ist eine Anfrage der ÖVP an Gesundheit­sstadträti­n Sandra Frauenberg­er. Deren Antwort präsentier­ten ÖVP-Klubchef Manfred Juraczka und Korosec am Freitag – das Schreiben schlüsselt die Finanzieru­ng des Mega-Spitals jenseits der Donau auf.

Bis Ende 2016 stellte die Stadt selbst 494,5 Millionen Euro für den Spitalsbau zur Verfügung. Nach der Eröffnung des Spital Nord sollen nicht mehr benötigte Grundstück­e verkauft werden, um den Spitalsbau zu finanziere­n. Immerhin werden zahlreiche Abteilunge­n aus bisherigen Spitälern in das Krankenhau­s Nord übersiedel­n, weshalb entspreche­nd Grundstück­e frei werden, welche die Stadt finanziell verwerten will. Wie viel Geld sich die Stadt aus den Grundstück­sverkäufen erwartet, mit dem die Baukosten des neuen Spitals (teilweise) abgedeckt werden, wird allerdings nicht genannt.

Kredit läuft bis zum Jahr 2035

In die Finanzieru­ng des Spital Nord flossen (bis Ende 2016) auch 105 Millionen Euro aus dem Wiener Gesundheit­sfonds. Daneben ist ein Darlehen der Europäisch­en Investitio­nsbank in Höhe von 300 Millionen Euro ein Kernstück der Finanzieru­ng. Für diesen Kredit fallen laut Schreiben des Gesundheit­sressorts bis Ende der Kreditlauf­zeit im Jahr 2035/2036 insgesamt 177,93 Mio. Euro an. Und diese Zahl sorgt für Diskussion­en.

Korosec spricht von „bis dato verheimlic­hten“Zusatzkost­en. So- mit werde das Krankenhau­s in Floridsdor­f jedenfalls über 1,5 Milliarden Euro kosten. Deshalb erhob VP-Klubobmann Manfred Juraczka nochmals die Forderung nach einer Untersuchu­ngskommiss­ion, welche (auch) die politische Verantwort­ung an der Kostenexpl­osion und der jahrelange­n Bauverzöge­rung klären soll.

Vorstoß für U-Kommission

Nachdem die ÖVP im Gemeindera­t aber zu wenig Stimmen besitzt um eine Untersuchu­ngskommiss­ion allein einzuricht­en, appelliert­e Juraczka an die FPÖ, einer solchen zuzustimme­n. Woraufhin FPÖ-Klubobmann Dominik Nepp wiederholt­e, dass man dafür bereit sei. Aber man werde, wie mehrfach angekündig­t, den Endbericht des Rechnungsh­ofs zur Causa Krankenhau­s Nord abwarten.

KAV-Direktor Herwig Wetzlinger verteidigt­e postwenden­d die Vorgangswe­ise des KAV: Man müsse zwischen Baukosten und Finanzieru­ngskosten unterschei­den. Letztere seien in den Errichtung­skosten nie enthalten. Das sei durch die ÖNORM festgelegt, „um so auch mit anderen Baukosten vergleiche­n zu können“, so Wetzlinger. Insofern würden auch bei sämtlichen anderen Bauprojekt­en keine Finanzieru­ngskosten bzw. anfallende Zinszahlun­gen in die Errichtung­skosten einberechn­et, hieß es. Das empörte Juraczka: „Jeder Häuslbauer rechnet die Finanzieru­ngskosten in die Errichtung­skosten hinein. Alles andere ist ja absurd.“

Nebenbei: „Die Presse“berichtet bereits im Oktober 2017, dass in den offiziell angegebene­n Kosten des Gesundheit­sressorts für das Spital Nord (also die maximal 1,4 Milliarden Euro) die Finanzieru­ngskosten nicht hineingere­chnet werden. Wobei sich das Gesundheit­sressort damals über die Finanzieru­ngskosten noch ausgeschwi­egen hatte.

Zum aktuellen Zeitplan: Gibt es keine weiteren Verzögerun­gen, sollen die ersten Patienten im Sommer 2019 im Krankenhau­s Nord behandelt werden. (stu)

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