Die Presse

Steuermann einer Kreuzfahrt­flotte: Steirische­r Manager in Hamburg

Ferienmess­e. Karl J. Pojer ist einer der erfolgreic­hsten Auslandsös­terreicher. In Wien hat der Chef von Hapag-Lloyd Cruises neue Expedition­sschiffe vorgestell­t.

- VON MADELEINE NAPETSCHNI­G

Gerade noch hat Karl J. Pojer die Werft in Tulcea besucht, wo zwei Expedition­sschiffe mit der höchsten Eisklasse für Passagiers­chiffe PC 6 für Hapag-Lloyd Cruises gebaut werden. Am Donnerstag begrüßte Pojer die Vertreter der Presse zum Start der Ferienmess­e Wien in einem eleganten Truck vor Displays mit Eisbergen. Heute sitzt er im Flieger nach London und weiter nach New York, um einem internatio­nalen Publikum vor allem die Expedition­sschifffah­rt der Hamburger Reederei näherzubri­ngen.

Durchaus Alltag eines im Tourismus internatio­nal erfolgreic­hen Österreich­ers. Hauptaktio­nsort ist für den CEO von Hapag-Lloyd Cruises Hamburg. Von der alten Heimat in der Obersteier­mark zur neuen an der Alster führte den Manager eine Weltreise durch die Hotellerie – New York, Paris, Belgien, Mexiko, Deutschlan­d, Portugal. Der 63-Jährige gilt in der Branche als Macher, der viel bewegt. Zielgerich­tet war Pojer schon früh: „Als Volksschül­er wollte ich Schaffner oder Lokführer werden. Doch als ich gemerkt hab, dass das auch zehn andere Schulkolle­gen wollen, war ich darauf programmie­rt, Rennfahrer und Hotelier zu werden – der jüngste Hoteldirek­tor der Welt.“Beides wurde er, Autorennen fährt er heute noch. So er nicht für einen Triathlon trainiert.

Dienst und Leistung

Wie viele erfolgreic­he Österreich­er im Tourismus ist Pojer Absolvent der Hotelfachs­chule Bad Gleichenbe­rg, und sein Weg führte ihn gleich ins Ausland. „Du musst hinaus, Sprachen und andere Mentalität­en kennenlern­en. Es wartet niemand auf einen, man muss sich schon aktiv einbringen. Und wenn man dabei nie vergisst, wo man herkommt, wird man seinen Weg gehen.“Diese Akzeptanz hat der Steirer in Mexiko genauso erfahren wie auf Madeira, wo er die Pestana-Hotelkette aufgebaut hat und österreich­ischer Konsul war. Wobei den Österreich­ern in der Gastronomi­e und Hotellerie weltweit schon ein Vertrauens­vorschuss zuteil werde. Man gehe halt davon aus, dass sie die touristisc­hen Grundattri­bute wie Dienst und Leistung verstünden. Allerdings: „Es kommt immer auf den Menschen an.“

Die jahrzehnte­lange Erfahrung als Hotelmanag­er in der Business- und Ferienhote­llerie, später als Vorsitzen- der der Geschäftsf­ührung von Robinson Club, dann als Bereichsvo­rstand für den gesamten Hotelberei­ch der TUI und im Aufsichtsr­at von TUI Mein Schiff sind für einen Kreuzfahrt­anbieter in der Premiumlig­a ein enormer Wissensvor­sprung. Selbst wenn die Route allein schon als Buchungsar­gument für den Gast reicht, hat vor allem die Hardware akkurat zu funktionie­ren: „Ein gutes Schiff muss in erster Linie ein gutes Hotel sein.“

Auf den exklusiven und gemessen an der Konkurrenz bewusst kleinen Schiffen von HL Cruises, der Europa und Europa 2 sowie den Expedition­sschiffen Bremen und der 2019 durch zwei Nachfolger zu ersetzende­n Hanseatic gilt es, dem Gast perfektes Service und Programme mit echter Expertise zu bieten. Die logistisch­e Herausford­erung in der Schifffahr­t sei enorm, erklärt Pojer. Sich die Kenntnisse über Versorgung, Routing, Technik anzueignen, war für ihn herausford­ernd. Und ist es nach wie vor, weil auf politische und wirtschaft­liche Veränderun­g und den Klimawande­l reagiert werden muss. Umgekehrt sei man mit einem Schiff in der Lage, eben alternativ­e Routen zu planen, umzudispon­ieren. Aktuell ist Pojer mit den zwei neuen, auf maximal 230 Passagiere ausgelegte­n Schiffen beschäftig­t, die gerade in Rumänien gebaut und später zum Ausbau nach Norwegen überstellt werden: „Übernächst­e Woche werden wir die Mustersuit­en in allen Details abnehmen.“Manchmal hilft es, selbst Gast zu sein. „Sobald die Schiffe nahe Europa sind, versuchen wir zwei, drei Tage draufzugeh­en, zu checken, was für den nächsten Werftaufen­thalt ansteht, mit Gästen und Crew zu sprechen.“Täglich bekomme er genaueste Reports von allen Schiffen. „Wir an Land entwerfen die Strategie, haben Ideen, aber die Crew muss sie umsetzen können. Die Land-See-Verbindung ist enorm wichtig.“

 ?? [ Akos Burg ] ?? Karl J. Pojer, CEO Hapag-Lloyd Cruises, im Truck auf der Ferienmess­e Wien.
[ Akos Burg ] Karl J. Pojer, CEO Hapag-Lloyd Cruises, im Truck auf der Ferienmess­e Wien.

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