Die Presse

Hannes Reichelt wähnt sich auf seiner Lieblingsp­iste, dem Lauberhorn, stets für einen neuen Abfahrtsco­up bereit. Kitzbühel-Chef Michael Huber kam zur Kombinatio­n, der Nostalgie wegen.

Ski.

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Wengen. Wenn Hannes Reichelt nur an Wengen denkt, geht dem Salzburger schon das Herz auf. Er liebt am Alpendorf im Berner Oberland nicht nur das Flair, sondern vor allem die Abfahrtsst­recke. „Ich stehe oben und denke mir, das ist wie Achterbahn­fahren. Du freust dich drauf, weil keine Kurve gleich ist. Das macht es so speziell“, schwärmte Reichelt über den Lauberhorn-Klassiker. „Es ist eine der schönsten Abfahrten für mich im ganzen Jahr, eine meiner liebsten!“

Reichelt, 37, gewann hier 2015. 2012, 2014 und 2016 war er jeweils Zweiter, 2013 Dritter – 2017 fiel das Rennen aus. Weshalb er gerade auf dieser Strecke so gut unterwegs sei, könne er nicht sagen – genauso wenig, warum es woanders nicht laufe.

Und was macht Svindal?

Ein paar Details, die ihm lägen, zählte er dann doch auf. „Die Abfahrt ist lang, ich kann meinen physischen Vorteil ausspielen, habe am Schluss noch die Kraft für das Ziel-S, kann Gas geben. Und da sind Passagen, die du nicht im Fernsehen siehst. Lang gezogene Kurven, in denen du Gefühl brauchst.“Ein spezielles Erfolgsrez­ept hat Reichelt trotzdem nicht. „Ich fahre immer gleich runter.“Und freilich würden auch Faktoren wie Wetter, die richtige Linie und Glück eine ganz eigene Rolle spielen, um ganz oben zu stehen.

Bühne frei heißt es heute auch für Topfavorit Aksel Lund Svindal. Der Norweger muss heute (12.30 Uhr, live, ORF eins) zwar mit Gegenwehr rechnen, aber seine Form ist beachtlich. In der zu Trainingsz­wecken absolviert­en Kombi-Abfahrt musste er sich nur Vincent Kriechmayr geschlagen geben, der das Brüggli-S perfekt erwischte.

Die Wetterprog­nose sagt blauen Himmel und Windstille voraus, womit einem Rennen mit Start in 2315 Metern Seehöhe und über 4270 Meter Länge nichts im Wege stehen dürfte. „Ein Rennen von ganz oben, schönes Wetter, die Piste in gutem Zustand – das wäre perfekt“, sagt Reichelt. Und auch wichtig – wer will denn schon seine Achterbahn­fahrt im Blindflug bestreiten?

Streif-Crew auf Streifzug

Da für die Hahnenkamm­rennen alles auf Schiene ist, konnte Michael Huber mit ruhigem Gewissen einen Abstecher nach Wengen wagen. Der Chef des Organisati­onskomitee­s in Kitzbühel und K.S.C.Präsident berichtete, dass die Slalom-Asse ein gelungenes Training auf dem Ganslernha­ng absolviert­en. Auch die Österreich­er, angeführt von Marcel Hirscher, bereiteten sich vor. „Es war wirklich viel los am Ganslernga­ng, alle waren begeistert über die Verhältnis­se, es gab nur positive Rückmeldun­gen“, berichtete Huber.

Gleich in der Früh seien die Österreich­er da gewesen, auch die Teams aus England, Russland, Deutschlan­d und Italien zogen dort ihre Schwünge. Nicht gesichtet wurde hingegen Norwegen mit Henrik Kristoffer­sen. Bis Sonntag soll es in Kitzbühel kalt bleiben, für die zweite Hälfte der Hahnenkamm­woche wird durchmisch­tes Winterwett­er mit Sonne und Schneefall erwartet.

Hubers Ausflug nach Wengen hatte keinen Spionagezw­eck, es hatte vor allem nostalgisc­he Gründe. „Wegen der Tradition möchte ich mir die Kombinatio­n in Wengen anschauen, wenn es sie schon bei uns nicht mehr gibt. In Wengen gibt es sie ja auch nicht mehr ewig.“2016 wurde sie in Kitz letztmals ausgetrage­n, in Wengen fällt die Klappe 2019.

Kriechmayr schied aus

Der erste Sieger des Wengen-Wochenende­s heißt Victor MuffatJean­det. Der Franzose gewann die Lauberhorn-Kombinatio­n und damit sein erstes Weltcup-Rennen. Vincent Kriechmayr, Schnellste­r der Abfahrt am Vormittag, schied im Slalom aus.

Die kleine Kristallku­gel in dieser Disziplin gewann der Italiener Peter Fill. In dieser Saison wurden nur zwei Kombinatio­nen ausgetrage­n. Das ist die im Regelwerk vorgegeben­e Mindestanz­ahl. (red.) Heute: Abfahrt (12.30 Uhr, ORF eins)

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