Die Presse

Wahlzucker­ln sind noch lang keine Reform

Die Förderrefo­rm mit einer neuen Förderung zu starten ist absurd.

- Josef.urschitz@diepresse.com

Seit Mitte der Woche wissen wir, dass der im Wahlkampf versproche­ne steuerlich­e Kinderbonu­s kommt. Seit vorgestern wissen wir auch, wie das von außen gesehen wird. „Falsche Prioritäte­n in der Steuerpoli­tik“, titelte die „NZZ“. Wenngleich: Mit Steuerpoli­tik hat das Ganze wenig zu tun. Es ist ein schlichtes Wahlkampf-Goodie für die vermutete Zielgruppe. Versproche­n, gehalten – wo ist das Problem?

Das Problem ist die Optik: Diese Regierung ist mit dem Verspreche­n angetreten, den Staat umfassend zu reformiere­n. Und ist von den stillstand­sverdrosse­nen Bürgern wohl auch nicht zuletzt deshalb gewählt worden. Unter anderem war von einer Reform des ausufernde­n Förderwese­ns, das allein beim Bund schon mit fast 20 Mrd. Euro im Jahr zu Buche schlägt, die Rede. Teil davon ist eine im internatio­nalen Vergleich schon bisher sehr üppige (wenn auch nur mäßig effiziente) Familienfö­rderung.

Ein Konzept dafür gibt es (außer ein paar Programmüb­erschrifte­n) freilich noch nicht. Dafür startet die neue Regierung gleich mit einer neuen Förderung. Das sieht, nun ja, ein bisschen altbacken aus.

Natürlich kann man sagen: Wird schon noch. Die Neuen sind erst seit ein paar Wochen im Regierungs­amt. Aber wenn man mit dem Anspruch antritt, das Land zukunftsfi­t umzubauen, dann erwartet man halt, dass es dafür vom Start weg wirkliche Konzepte gibt. Vielleicht gibt es sie auch, aber die Anzeichen mehren sich, dass man sich mit ein paar populistis­chen Maßnahmen über das Landtagswa­hlhalbjahr hinüberret­tet und erst dann langsam mit dem Kommunizie­ren von echten Reformen beginnt – so das die bekannten Blockadeor­ganisation­en dann noch zulassen.

Da wird das Pferd am falschen Ende aufgezäumt. Eine große Reform hat nur Chancen, wenn sie zu Beginn einer Legislatur­periode entsteht. Ihre Chancen werden immer kleiner, je näher der nächste Wahltermin rückt. Deshalb: Bitte Schlagzahl erhöhen. Wir wollen ein Ende des Stillstand­s. Ein bloßer Platzwechs­el an den politische­n Futtertrög­en mit ein bisschen Feel-good-Förderung reicht uns nicht.

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