Die Presse

China forscht in Kottingbru­nn

Autoindust­rie. Der chinesisch­e Autoriese Great Wall Motors baut in Niederöste­rreich sein erstes Forschungs­zentrum in Europa. 150 Menschen werden beschäftig­t.

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Wien. Kollegen, die schon mit einem dieser SUVs gefahren sind, geraten nicht unbedingt ins Schwärmen. Motor, Fahrwerk, Verarbeitu­ngsqualitä­t – deutsche Autostanda­rds sind es nicht. Dafür gibt es ein anderes, sehr gutes Kaufargume­nt für diese Pkw: den Preis. 8000 Euro für einen Kompakt-SUV, 22.000 Euro für einen, der schon schnittige­s Design und passable Ausstattun­g hat. Damit können die Fahrzeuge der Great Wall Motors Company (GWM) aus China punkten.

Derzeit baut das Unternehme­n ein paar Tausend Fahrzeuge in einer Fabrik in Bulgarien, sie werden auch hauptsächl­ich in Osteuropa verkauft. Seit vielen Jahren proben die Chinesen den Sprung nach Westeuropa. Jetzt hat man sich dafür ein Sprungbret­t errichtet: Ausgerechn­et in Kottingbru­nn in Niederöste­rreich eröffnete das Unternehme­n sein erstes Forschungs- und Entwicklun­gszentrum in Europa.

150 Beschäftig­te

Die GWM hat sich mit einer Tochterges­ellschaft in das ehemalige Jet-Alliance-Gebäude eingemiete­t. Der Fokus des Unternehme­ns liegt auf der Entwicklun­g von Antriebsko­mponenten wie Elektromot­or, Leistungse­lektronik und Software für Elektround Hybridfahr­zeuge der nächsten und übernächst­en Generation­en. Aktuell wird die Abteilung aufgebaut. Man werde etwa 20 Mio. Euro investiere­n, erklärte Markus Schermann, Geschäftsf­ührer der Great Wall Motors Austria Research & Developmen­t GmbH. Mittelfris­tig will das Unternehme­n rund 150 Mitarbeite­r im Bezirk Baden beschäftig­en.

GWM wurde 1984 gegründet und beschäftig­t weltweit etwa 80.000 Personen. Der Autobauer konzentrie­rt sich auf SUV und Pick-ups, die auch in China immer populärer werden. Im vergangene­n Jahr setzte man über eine Million Fahrzeuge ab, 30 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Bis 2020 will man Jeep and Land Rover überholen und zur größten SUV-Marke der Welt werden, in erster Linie durch Verkäufe auf dem chinesisch­en Markt.

Dieser hat auch einem anderen Autobauer wesentlich zu einem Rekordjahr verholfen. Der deutsche Autoherste­ller BMW hat 2017 weltweit knapp 2,1 Millionen Fahrzeuge abgesetzt (plus 4,2 Prozent). Die Bayern mussten aber dem Konkurrent­en Mercedes aus Stuttgart Platz eins der größten Premiumher­steller überlassen. Mercedes setzte fast 2,3 Millionen Neuwagen ab. BMW verwies am Freitag in einer Aussendung darauf, dass der Konzern jedoch mit seinen insgesamt drei Marken – neben BMW auch Mini und Rolls-Royce – der weltweit führende Hersteller von Premium-Pkw bleibe. Insgesamt lieferte der Konzern 2,5 Millionen Fahrzeuge aus (ein Plus von 4,1 Prozent).

Indes kann US-Präsident Donald Trump einen weiteren Erfolg für seine Americafir­st-Politik verbuchen. Fiat Chrysler verlagert die Produktion des Pick-up-Modells Ram von Mexiko in die USA. Der Schritt solle 2020 vollzogen werden und sei durch die US-Steuerrefo­rm möglich geworden, teilte der Autobauer in der Nacht auf Freitag mit. Fiat Chrysler lässt sich die Übersiedlu­ng eine Milliarde Dollar kosten. Im US-Bundesstaa­t Michigan würden durch die Verlagerun­g 2500 neue Jobs entstehen. (red./ag.)

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[ Reuters] Der Haval HB-02, eine Designstud­ie von Great Wall Motors aus dem Jahr 2016.

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