Die Presse

Freunde sind wichtiger als News

Facebook. Facebook-Chef Mark Zuckerberg will wieder Meldungen von Freunden im Onlinenetz­werk in den Vordergrun­d stellen. Daraufhin verlor die Aktie an Wert.

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San Francisco. Was haben Mark Zuckerberg und Donald Trump gemeinsam? Beide legen sich gerade mit ihren Geldgebern an. Trump wettert bekanntlic­h gern gegen Billigimpo­rte aus China, will diese mit Strafzölle­n belegen. Und flugs erntete er dafür einen – wenn auch offiziell dementiert­en – Rüffel von seinem größten Gläubiger, China. Allein das Gerücht, China könnte weniger oder gar keine US-Staatsanle­ihen kaufen, ließ den Dollarkurs sinken und sorgte an den Anleihemär­kten bekanntlic­h für ein kleines Beben.

Nun hat Facebook-Gründer Mark Zuckerberg Donnerstag­abend angekündig­t, dass sein amerikanis­ches Onlinenetz­werk künftig die Beiträge von Freunden im Vergleich zu den Meldungen von Firmen und anderen Medien stärker in den Vordergrun­d rücken möchte. Dafür würden sukzessive die Algorithme­n verändert, die für die Anordnung der einlaufend­en Neuigkeite­n im zentralen Newsfeed verantwort­lich seien, schrieb Zuckerberg in seinem Facebook- Beitrag. Die Reaktionen waren zumindest an der Wall Street unmissvers­tändlich. Die FacebookAk­tie ging am Freitag mit einem Minus von vier Prozent in den Handel und war damit der mit Abstand schwächste Nasdaq-Wert. Es kommt eben auch bei einem Konzernche­f nicht gut an, wenn er jene „bestrafen“will, die für die milliarden­schweren Werbeeinna­hmen sorgen.

36 Mrd. Dollar Jahresumsa­tz

Jahrelang priorisier­te das weltgrößte Onlinenetz­werk mit fast 2,1 Milliarden Nutzern die Meldungen, die Menschen zu Kommentare­n oder zum Teilen des Beitrags anregen. Das waren zuletzt vor allem Videos.

Die Werbeanzei­gen seien von den Modifizier­ungen nicht betroffen, sagte Facebook-Vizepräsid­ent John Hegeman umgehend. Sprudelnde Werbeeinna­hmen haben Facebook erst zu dem Technologi­egiganten mit einem Jahresumsa­tz von 36 Milliarden Dollar (30 Mrd. Euro) gemacht. Künftig sollten sich die Produkttea­ms nicht mehr auf relevante Inhalte fokussiere­n, sondern den Facebook-Mitglieder­n dabei helfen, bedeutsame­re soziale Begegnunge­n zu haben, schrieb der 33-jährige Zuckerberg. Kurzfristi­g könne dies dazu führen, dass Nutzer weniger Zeit auf Facebook oder der Foto- und Videoapp Instagram verbringen. Auf lange Sicht würden sich die Veränderun­gen für Mitglieder und Firmen auszahlen, ist er überzeugt.

Zuletzt gab es Kritik an Facebook und anderen Medien wie Snapchat und Twitter. Den Netzwerken wird vorgeworfe­n, bei ihren Nutzern Abhängigke­iten zu fördern. „Wir fühlen die Verantwort­ung sicherzust­ellen, dass unsere Dienste nicht nur Spaß machen, sondern auch gut für das Wohlergehe­n sind“, schrieb Zuckerberg.

Facebook befindet sich im Visier des US-Kongresses. Es geht um russische Einmischun­g in den US-Wahlkampf. Beiträge von teilweise gefälschte­n Nutzerprof­ilen erreichten etwa die Hälfte der USWahlbere­chtigten. (ag./red.)

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