Darauf ist das ganze Regiment stolz
Staatsoper. Fulminantes Debüt von Sabine Devieilhe in einer rundum amüsanten „Fille du r´egiment“unter Evelino Pid`o – nebst nostalgischen Tönen mit Marjana Lipovˇsek.
Das hat eingeschlagen: Mit Sabine Devieilhe stellte sich eine der herausragenden jungen Koloratursopranistinnen unserer Zeit in Wien vor. Die Wette gilt: Diese Künstlerin gehört demnächst zu den absoluten Weltstars der Opernszene. Laurent Pellys launig-freche Inszenierung von Donizettis „Regimentstochter“ist das ideale Vehikel für eine gute Singschauspielerin. Nicht nur die Solisten, auch der hoch motivierte Chor der Staatsoper absolvieren hier akrobatische Aktionen und kosten so die komödiantischen, manchmal klamaukigen, dann wieder liebevoll gefühlsseligen Aspekte der Handlung aus. Sehr zur Freude des Publikums.
Exquisite Buffonerie
Man begreift an diesem Abend – auch dank des feingliedrigen und sensiblen Zugriffs von Maestro Evelino Pido` –, dass Donizetti hier eine Buffonerie auf der Höhe seiner Zeit gelungen ist, die in ihrem Zynismus und Witz schon die kommenden Offenbachiaden vorwegnimmt, doch auch den psychologischen Tiefgang, den die italienische Oper bei Verdi bald gewinnen sollte. Der hohe Anspruch dieser Mixtur findet bei Devieilhe eine exquisite Interpretation. Ihre Wandlungsfähigkeit ist staunenerregend: Blitzsaubere Koloraturpassagen klingen bis in die allerhöchsten Höhen noch sonor, werden nicht nach oben zu immer dünner und spitzer.
Und die lyrischen Qualitäten des Soprans offenbaren sich in den belcanteskeren Passagen. Schon im ersten Finale schmiegt sich die Stimme voller Leuchtkraft, aber samtig weich an die elegischen Phrasen des Englischhorns, die wie alle Instrumentalsoli an diesem Abend delikat modelliert werden.
Seit Natalie Dessays legendärer Olympia in der Premiere von „Hoffmanns Erzählungen“hat wohl kein vergleichbares Debüt dermaßen eingeschlagen. Mit der Dessay, Premierenbesetzung der Wiener „Regimentstochter“, kann Devieilhe auch in Sachen schauspielerischer Quirligkeit mithalten. Und das Herz dieser Marie sitzt spürbar am rechten Fleck.
Nicht nur, wenn es um ihren Tonio, John Tessier, geht, der trotz seiner bombensicheren hohen Cs neben dieser Vollblutkünstlerin ein wenig blass erscheinen muss. Keine Mühe mitzuhalten hat hingegen Carlos A´lvarez als Sulpice – das kernige Duett zwischen diesem Sergeant und seiner „Tochter“sorgt zu Recht für den ersten lauten Zwi- schenapplaus an diesem durchwegs animierten Abend mit Donna Ellens urkomischer Marquise de Berkenfield und Marcus Pelz als ihrem distinguiert-patscherten Diener Hortensius.
Marjana Lipovsekˇ schaut im zweiten Akt noch einmal als „Herzogin“vorbei und hat als gemütvolle Einlage „Bali Ha’i“aus „South Pacific“mitgebracht, wofür das Orchester rasch eine 180-Grad-Drehung in Sachen Stil absolviert; aber selbst die Rückkehr zu Donizetti bereitet hernach keine Mühe, denn in jüngster Zeit musiziert man am Ring auch Belcanto wirklich mit Animo . . .