Die Presse

Niki-Verkauf: Zurück an den Start

Das Landesgeri­cht Korneuburg holt das Verfahren nach Österreich.

- VON HEDI SCHNEID

Korneuburg/Berlin. Nicht in Berlin oder sowohl in Berlin und am Landesgeri­cht Korneuburg, sondern ausschließ­lich am niederöste­rreichisch­en Landesgeri­cht Korneuburg wird die Insolvenz der Air-Berlin-Tochter Niki abgehandel­t. Und damit ist auch der in Deutschlan­d bereits schon ausgehande­lte Niki-Verkauf an die spanische Billigflug­gesellscha­ft Vueling obsolet geworden. Es muss neu verhandelt werden.

Das Landesgeri­cht Korneuburg hat nämlich festgelegt, dass nur es für die Insolvenz zuständig ist. Der Insolvenzv­erwalter in Berlin wollte ein geteiltes Verfahren – sowohl in Deutschlan­d als auch in Österreich. Bis 19. Jänner müssen/können nun Niki-Kaufintere­ssenten ihre Angebote bei der neuen Masseverwa­lterin Ulla Reisch abgeben. Zugelassen sind nur jene, die bereits in Deutschlan­d ihre Offerte offengeleg­t hatten.

Wien. Das Landesgeri­cht Korneuburg hat in Sachen Niki entschiede­n, und das Ergebnis stellt für die insolvente Air-Berlin-Tochter keine Erleichter­ung dar – um nicht sogar von einem Horrorszen­ario zu sprechen: Das Gericht hat befunden, dass das Hauptinsol­venzverfah­ren hierzuland­e und nicht wie bisher in Berlin stattfinde­t.

Das bedeutet, dass das Insolvenzv­erfahren neu aufgerollt werden muss. Ähnliches hat Lucas Flöther, ein Sprecher des vorläufige­n deutschen Insolvenzv­erwalters, angedeutet. Sprecher Christoph Möller stellte am Freitag zwar in Abrede, dass der von Flöther knapp vor Jahresende getätigte Verkauf von Niki an die spanischbr­itische Holding IAG und deren Billigtoch­ter Vueling obsolet sei. Aber er sagte in einer ersten Stellungna­hme zur „Presse“, dass man nun eine neue Lösung suchen müsse.

Das ist in der Tat so: Laut dem der „Presse“vorliegend­en Konkursedi­kt müssen Interessen­ten bis 19. Jänner bei Masseverwa­lterin Ulla Reisch Gebote abgeben. Zugelassen sind nur jene, die schon bei Flöther Offerte gelegt haben: IAG/Vueling, aber auch Niki Lauda und Thomas Limberger (Privat Air) – wenn sie noch wollen.

Korneuburg folgt der Auffassung des Fluggastre­chteportal­s Fairplane, das einen Konkursant­rag gegen Niki gestellt und auf ein Verfahren in Österreich gedrängt hat. Das Gericht weicht jedoch vom Antrag Flöthers ab, der aufgrund des Hickhacks um den Verfahrens­standort hier ein Sekundärve­rfahren beantragt hat. Er wolle mit dem Zweitverfa­hren in Österreich den Verkauf an Vueling absichern. Laut Creditrefo­rm hat Niki 153 Mio. Euro Schulden.

Richter Richard Tschugguel in Korneuburg berücksich­tigt vor allem auch das in Deutschlan­d laufende Rechtsverf­ahren. Fairplane hat auch beim Amtsgerich­t Berlin-Charlotten­burg Einspruch gegen das deutsche Verfahren erhoben. Der Einspruch wurde abgewiesen und an die nächste Instanz weitergele­itet. Diese, das Landgerich­t Berlin, hat überrasche­nd den Österreich­ern recht gegeben. Allerdings hat Flöther den Bundesgeri­chtshof angerufen. Dessen Entscheidu­ng steht aus.

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