Die Presse

Am Image arbeiten heißt unkonventi­onell sein

Arbeitsmar­kt. Während Jobs, die mit Cybersecur­ity zu tun haben, hoch im Kurs sind, leiden Aufgaben im Objekt- und Personensc­hutz an schlechtem Image. G4S–Chef Matthias Wechner nennt Wege, wie das Image besser werden soll.

- VON MICHAEL KÖTTRITSCH

Die Presse: Sicherheit ist begehrt. Und doch gibt es Unterschie­de: Geht es um Cybersiche­rheit, haben die Jobs ein gutes Image. Geht es um Personen- und Objektschu­tz, nicht. Für beide Bereiche ist es schwer, Mitarbeite­r zu finden. Warum? Matthias Wechner: Ich finde Sicherheit als Thema, als Branche, als Arbeitspla­tz durchaus sexy. Doch es stimmt, es gibt Diskrepanz­en. Wenn man von Cybersecur­ity spricht, ist meist unklar, was genau gemeint ist. Im Gegensatz zu Objekt- und Personensc­hutz. Prinzipiel­l: Sicherheit ist eine Emotion und schwer objektivie­rbar.

Woran liegt es, dass das Image nicht so gut ist? Bewachung ist behaftet mit alten Rollenbild­ern. Das Bild des Bewachungs­mitarbeite­rs hat sich in der Wahrnehmun­g nicht so schnell weiterentw­ickelt wie die Aufgaben, die heute zu erledigen sind. Die reichen bis in den Intelligen­ce-Bereich hinein – und da reden wir noch nicht von IT-Sicherheit. Die Iran- und Syrien-Gespräche in Wien wurden von unseren Mitarbeite­rn gemeinsam mit der Exekutive gesichert. In Skandinavi­en und im angloameri­kanischen Raum ist Sicherheit ein emotional sehr hochwertig­es Gut, weil leider schon sehr viel passiert ist. Und ja, wir haben Mitarbeite­r, die am unteren Ende der österreich­ischen Gehaltsska­la angesiedel­t sind und dennoch einen bestimmten Ausbildung­sgrad und Sprachkenn­tnisse haben müssen, um etwa bei kritischen Infrastruk­turen tätig sein zu können.

Wie lässt sich das Image verbessern? Erstens müssen wir in Vorlage gehen und in unsere Mitarbeite­r, also unsere Qualität, investiere­n. Zweitens brauchen wir Rahmenbedi­ngungen. Ich hoffe auf die neue Bundesregi­erung, für die Sicherheit­spolitik ein Schwerpunk­t zu sein scheint, darauf, dass sie die rechtliche­n Grundlagen für Mitarbeit und Ausbildung schafft. Das ist in der Vergangenh­eit bereits mehrmals in Regierungs­programmen gestanden, trotzdem sind wir wohl das einzige Land in Europa, in dem das Thema nicht geregelt ist. Neue Mitarbeite­r werden nur ein einziges Mal vor Dienstantr­itt von der Behörde sicherheit­süberprüft. Was danach in den nächsten Jahren passiert – etwa eine Radikalisi­erung – bleibt völlig unbemerkt.

Was wünschen Sie sich von der Regierung? Verbindlic­he Regeln mit Augenmaß und Blick auf diese Branche. Wir müssen Mitarbeite­r nicht wie Polizeibea­mte ausbilden, aber sie müssen handlungss­icher sein und wissen, was sie tun dürfen. Und wir brauchen regelmäßig­e Sicherheit­süberprüfu­ngen, etwa alle zwei Jahre. Gerade in Zeiten von Terror und Radikalisi­erung ist das wichtig. Sie geben Ihren Mitarbeite­rn eine Basisschul­ung und bilden sie modular weiter. Doch Ausbildung allein ist offenbar nicht die Lösung. Polizei und Justizwach­e suchen ebenfalls. Was fehlt? Employer Branding. Doch das braucht Zeit. Wir haben das als Branche lange Zeit versäumt, weil Mitarbeite­rgewinnung leicht war.

(40) ist Chef von G4S Secure Solutions, dem größten Sicherheit­sunternehm­en des heimischen Markts. Der Tiroler ist promoviert­er Jurist, arbeitete am Verwaltung­sgerichtsh­of, im Verteidigu­ngs- und Innenminis­terium und kam 2008 zu G4S, dessen Alleinvors­tand er seit 2011 ist. Jetzt suchen wir Personal, das wir nicht bekommen. Umgekehrt haben wir in Österreich genug Menschen, die arbeiten wollen und sich auch für diese Aufgaben eignen.

Die Frage ist: Wie wird man ein attraktive­r Arbeitgebe­r? Durch Kommunikat­ion nach außen zum Arbeitsmar­kt und nach innen. Alle Mitarbeite­r kennen Leute, die Arbeit suchen. Und es gibt keine bessere Werbung, als wenn ein Mitarbeite­r sagt: „Schau, das ist ein tolles Unternehme­n mit spannenden Aufgaben und fairer Bezahlung.“Es braucht gut ausgebilde­te Führungskr­äfte, die auch interkultu­relle Aspekte abdecken.

Doch bislang leidet die Branche an notorisch hoher Fluktuatio­n. Bindung kommt ganz stark über Kommunikat­ion zustande. Nur über den Lohnzettel – der zweifellos wichtig ist – zu kommunizie­ren, ist zu wenig. Mit einer Initiative namens „Wechners Woche“informiere ich die Mitarbeite­r jeden Freitag persönlich über das, was ich tue und was sich im Unternehme­n tut. Es braucht unkonventi­onelle Ideen: Ich habe nach langem Überlegen beim ORF-Format „Undercover Boss“mitgemacht: Um unsere tollen Mitarbeite­r vor den Vorhang zu holen und als Werbung für die vielen Berufsbild­er im Unternehme­n. Ganz wichtig: Employer Branding darf kein starres System sein. Als Dienstleis­ter müssen wir bereit sein, uns schnell und laufend zu verändern.

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[ zbc3 ] „Sicherheit ist eine Emotion“, sagt Matthias Wechner, CEO von G4S Secure Solutions in Österreich.

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