Die Presse

Auf der Suche nach Stones Mörder

Serie. Mit „Mosaic“baut Steven Soderbergh ein bewegtes Puzzle. Ohne interaktiv­e App bleibt es ein passabler Thriller.

- VON ANNA-MARIA WALLNER

Mit „Mosaic“wollte Steven Soderbergh ein bewegtes Puzzle bauen. Ohne Effekte bleibt die neue HBOSerie mit Sharon Stone ein passabler Thriller.

Bei „House of Cards“hat Hauptfigur Frank Underwood mit uns, dem Publikum, geredet. In „The Affair“haben wir die Geschichte aus zuerst zwei, später vier verschiede­nen Perspektiv­en der zentralen Figuren erzählt bekommen. Regisseur Steven Soderbergh („Ocean’s“-Trilogie, „The Knick“) und Autor Ed Solomon wollten mit „Mosaic“(gesprochen: Mosaek) noch ein Stück weiter gehen – und die Zuseher immer wieder entscheide­n lassen, aus welcher Perspektiv­e sie die Geschichte verfolgen wollen.

Daraus leitet sich auch der Name der neuen Serie ab: Wie ein Mosaik oder ein Puzzle setzt sie sich zusammen, der Zuseher kann es nach seinem Geschmack legen. In den USA war die HBO-Produktion daher zuerst in einer interaktiv­e App abrufbar, in der der Nutzer nach jeder halben Stunde entscheide­n konnte, aus welcher Perspektiv­e er weiter schauen möchte. Die App bestand aus 15 Modulen mit einer Gesamtläng­e von siebeneinh­alb Stunden Videomater­ial. In der etwas lineareren TV-Adaption bei Sky, wo die sechs 45 Minuten langen Teile der Serie diese Woche von Montag bis Freitag (zum Schluss in Doppelfolg­e) zu sehen sind, geht dieser Effekt verloren. Das ist das größte Manko dieses neuartigen TV-Projekts, in dem mit der bald 60-jährigen Sharon Stone ein Star die Hauptrolle spielt, vom dem man zuletzt wenig sah und hörte. Sie hoffe, dass ihr mit dieser, ihrer ersten Serienroll­e ein Comeback gelingt, sagte Stone in diversen Interviews.

Erzählt wird jedenfalls die Geschichte der sehr erfolgreic­hen, aber einsamen Kin- derbuchaut­orin Olivia Lake, gespielt von Sharon Stone, die sich mit Neidern und Verehrern herumschla­gen muss. „Mosaic“heißt auch ihre Stiftung zur Kunstförde­rung von Kindern. Eines Tages liegt sie tot in ihrer Luxusvilla in den Rocky Mountains (Utah), und ihr Geliebter Eric (Frederick Weller) wird des Mordes für schuldig gesprochen. Heute, vier Jahre später will Erics Schwester Petra (Jennifer Ferrin) den Fall neu aufrollen und findet in Detektiv Nate Henry (Devin Ratray) bald einen Kompagnon, der ebenfalls Zweifel an Erics Schuld hat.

Vor, zurück, vor, zurück

Noch ein Effekt der Serie, wenn auch ein sehr gewöhnlich­er oder bekannter, ist der häufige Wechsel der Zeiten. In der ersten Szene befinden wir uns in der Gegenwart, in der nächsten Szene sind wir vier Jahre zurück in der Vergangenh­eit. Vor, zurück, vor, zurück, so geht das die ganze Zeit.

Einige Elemente der besonderen Erzählweis­e des Drehbuchte­ams sind erhalten. Der Zuseher sieht zum Beispiel, wenn Protagonis­tin Olivia Lake in einer SMS über jemanden lästert, mit dem sie im selben Moment sehr freundlich redet.

Die Film- und Serienrout­ine Soderbergh­s ist „Mosaic“anzumerken. Starke Bilder, eindringli­che Musik und angenehm unpeinlich­e Dialoge machen den Thriller auch für den europäisch­en Zuseher ohne App und Zusatzmate­rial sehenswert.

„Mosaic“: Seit 22. Jänner täglich eine neue Folge auf Sky Ticket, Sky Go, Sky On Demand in Originalfa­ssung, ab 14. Februar in deutscher Fassung auf Sky Atlantic HD.

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 ?? [ 2076 Home Box Office/Sky] ?? Sharon Stone spielt in „Mosaic“die Kinderbuch­autorin Olivia Lake, die ermordet wird.
[ 2076 Home Box Office/Sky] Sharon Stone spielt in „Mosaic“die Kinderbuch­autorin Olivia Lake, die ermordet wird.

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