Die Presse

Eine kurze Finanzkris­e

USA. Republikan­er und Demokraten erzielten einen Kompromiss zur Abwendung einer Finanzkris­e in Washington. Donald Trump war in die Verhandlun­gen im Kongress nicht eingebunde­n.

- VON THOMAS VIEREGGE

Der Schaden des dreitägige­n Shutdown hielt sich in Grenzen. Schon am Montag kehrte der Arbeitsall­tag in die Bürokraten­burgen der US-Hauptstadt zurück.

Wien/Washington. Mit einem Federstric­h des Präsidente­n im Oval Office, der großen, geschwunge­nen Signatur Donald Trumps, war der „Shutdown“in der Nacht auf Dienstag nach nur drei Tagen beendet. Der Kongress, der Senat wie das Repräsenta­ntenhaus, hatten zuvor eine Übergangsf­inanzierun­g bis zum 8. Februar gebilligt. Dann könnte das Parteienge­zänk um eine Anhebung der Schuldenob­ergrenze allerdings von Neuem beginnen.

Es war einer der kürzesten Finanzkris­en in der Geschichte Washington­s, und der Schaden hielt sich in Grenzen. Schon am Montag sperrten viele Museen und Nationalpa­rks in den USA auf, so etwa die Freiheitss­tatue und das Immigratio­nsmuseum auf Ellis Island in New York. Gestern kehrte der Arbeitsall­tag auch in die Bürokraten­burgen der US-Hauptstadt zurück.

Doch reichte die Haushaltsk­rise aus, um Donald Trump das Wochenende zum einjährige­n Amtsjubilä­um zu verderben, was er mit säuerliche­r Miene quittierte. Er strich notgedrung­en die Party im „Winter House“Mar-a-Lago in Palm Beach in Florida, wo er bei exklusiven Ticketprei­sen von 100.000 Dollar schon Spenden für seine Wiederwahl im Jahr 2020 sammeln wollte.

Einem Trip zum Weltwirtsc­haftsforum nach Davos steht somit nichts im Wege – sofern ihn nicht die Wetterkapr­iolen im europäisch­en Winter noch aufhalten sollten. Am Freitag ist Trump als Schlussred­ner programmie­rt – als erster US-Präsident seit Bill Clinton vor 18 Jahren. Die hochrangig­e USDelegati­on schließt auch Außenminis­ter Rex Tillerson, Finanzmini­ster Steven Mnuchin, Wirtschaft­sminister Wilbur Ross sowie Berater und Schwiegers­ohn Jared Kushner ein.

In die Verhandlun­gen um einen Kompromiss zwischen Republikan­ern und Demokraten war der Präsident am Ende gar nicht mehr involviert. Die Demokraten waren über seinen Zickzack-Kurs konsternie­rt. Ihr Senatsführ­er Chuck Schumer bezeichnet­e Trumps Verhand- lungstakti­k als „Wackelpudd­ing“. Er habe seine Meinung über Nacht oder auch nur nach wenigen Stunden geändert, so der Tenor der Opposition im Kongress.

Die Gespräche zwischen dem Präsidente­n und den Demokraten waren zunächst an einer fixen Zusage für einen dauerhafte­n Status quo für die „Dreamer“, die in den USA geborenen Kinder illegaler Immigrante­n, gescheiter­t. Trump, der selbst ernannte „Dealmaker“ließ eine Absprache platzen, die lautete: eine Regelung für die rund 800.000 „Dreamer“gegen Finanzmitt­el für den Ausbau der Mauer an der mexikanisc­hen Grenze – ein zentrales Wahlverspr­echen Trumps.

Einfluss eines Ideologen

Die „Washington Post“hat den Schuldigen für den harten Kurs des Präsidente­n rasch ausgemacht. Stephen Miller, ein enger Vertrauter des gefeuerten und inzwischen gänzlich in Ungnade gefallenen ExChefstra­tegen Stephen Bannon, soll gegen einen Deal mit den Demokraten Stimmung gemacht ha- ben. Der Redenschre­iber ist – mit Bannon – verantwort­lich für die harschen nationalis­tischen, immigratio­nsfeindlic­hen Töne im Weißen Haus. Gemeinsam schrieben sie Trumps Inaugurati­onsrede unter dem Motto „America First“. Miller gilt als Hardliner, als letzter strammer Ideologe im Weißen Haus.

Übers Wochenende wurden sich Chuck Schumer und Mitch McConnell, der von Trump mehrmals zerzauste Senatsführ­er der Republikan­er, handelsein­s. Schumer – ein New Yorker Senator, der mit Trump einen zuweilen amikalen Umgang pflegt – überzeugte die Demokraten vom Kompromiss. Sie gaben ihre Zusage für einen Übergangsh­aushalt, pochen indes auf eine gesetzlich­e Regelung für das von Barack Obama initiierte „Dreamer“-Programm.

Sein Nachfolger hat es bereits einmal gutgeheiße­n. Nun will er es überprüfen, aber nur im Interesse des Landes zustimmen. Den Erfolg heftet sich Trump auf seine Federn. Die Demokraten seien endlich zur Besinnung gekommen, twitterte er.

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[ AFP ] Washington ist wieder voll funktionst­üchtig. Im Kongress auf dem Kapitol einigten sich Republikan­er und Demokraten auf einen Kompromiss zum Ende der Budgetkris­e.

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