Die Presse

Leitartike­l von Josef Urschitz

Niki ist wieder in österreich­ischer Hand. Schön für Herrn Lauda. Ob das auch für den Flugstando­rt Wien die beste Lösung ist, wird man erst sehen.

- VON JOSEF URSCHITZ E-Mails an: josef.urschitz@diepresse.com

L auda in motion: Mit fast siebzig startet der Ex-Rennfahrer seinen dritten Versuch als Airline-Unternehme­r, nachdem er seine erste Fluggesell­schaft rechtzeiti­g (und mit tatkräftig­er politische­r Hilfe) der damals noch teilstaatl­ichen AUA umhängen und seine zweite Fluggesell­schaft, die jetzt wieder (wohl auch mit tatkräftig­er politische­r Hilfe) zurückgeka­ufte Niki, rechtzeiti­g vor Einsetzen der Probleme an die Air Berlin verkaufen konnte.

Eine fasziniere­nde, strategisc­h mit allen Wassern gewaschene Unternehme­rpersönlic­hkeit also. Und eine auch politisch bestens vernetzte. Wie auch immer: Der Coup ist gelungen. Als Kollateral­schaden des insgesamt ziemlich verhatscht­en Air-Berlin-Insolvenzv­erfahrens bleibt unter anderem die Erkenntnis, dass deutsche Management­fähigkeite­n hierzuland­e offenbar ein wenig überschätz­t werden: Die Nachbarn scheitern nicht nur am Bau ihres Hauptstadt­flughafens. Sie sind offenbar auch nicht imstande, ein AirlineIns­olvenzverf­ahren unfallfrei auf die Reihe zu bekommen.

Die Berliner Versuche, die Reste der Air-Berlin-Pleite gläubigers­chonend zu verwerten, waren jedenfalls ein Hüpfen von Fettnapf zu Fettnapf. Trotz massiver, auch mit hohem Steuergeld­einsatz verbundene­r Interventi­onen der Regierung in Berlin mit dem Ziel, alles der nationalen Airline Lufthansa zuzuschanz­en. Dagegen war die Abwicklung des Niki-Verkaufs nach der (sehr geschickt eingefädel­ten) Verlagerun­g des Niki-Verfahrens von Berlin nach Korneuburg eine erstaunlic­h glatte Sache.

Jetzt haben wir also wieder eine zweite Fluggesell­schaft im Land, und rund 1000 Beschäftig­te werden, wenn sie das wollen (ausgebilde­tes Personal ist in der europäisch­en Flugbranch­e ja recht begehrt), ihren Arbeitspla­tz in Österreich behalten.

Aber was heißt das alles für den Flugstando­rt Wien? Da wird sich erst zeigen müssen, ob das auch für diesen Fall die beste Lösung ist. Dass ein Pauschalve­rkauf an die Lufthansa aus standortpo­litischen Überlegung­en eine suboptimal­e Sache gewesen wäre, ist klar: Die KranichAir­line hat mit Eurowings und ihrer Österreich-Tochter Austrian hierzuland­e schon jetzt eine aus Wettbewerb­ssicht ungesund dominante Marktstell­ung. Ein Quasi-Monopol mit entspreche­ndem Preisdruck nach oben braucht hier wirklich niemand. A nders sieht das beim ausgestoch­enen Konkurrent­en IAG (British Airways, Vueling, Iberia) aus. Dort wäre Niki in ein riesiges internatio­nales Airline-Netzwerk eingebunde­n gewesen. Mit der Option, Wien in dessen Langstreck­ennetz einzubinde­n. Das hätte schon Charme gehabt.

Bei dieser Konstrukti­on, die eigentlich schon als fix gegolten hatte, wundert man sich allerdings wieder ein wenig über die EU-Wettbewerb­shüter: Der Lufthansa die Niki-Übernahme aus Kartellgrü­nden zu verbieten, aber keine Wettbewerb­sbedenken bei einem Anbieter zu haben, der auf dem für Österreich und Deutschlan­d (und damit auch für Niki) äußerst wichtigen Reisemarkt Spanien eine sehr dominante Stellung hat, klingt nicht ganz logisch. Das ist wohl höhere Brüsseler Wettbewerb­smathemati­k.

Aber das ist jetzt ohnehin vergossene Milch. Die auf Laudamotio­n umbenannte Fluggesell­schaft wird im März starten. Dafür wünschen wir viel Glück. Sie wird es brauchen: Mit vorerst nur 15 Maschinen hat sie eine Größenordn­ung, bei der das Überleben schwierig wird.

Mit Thomas Cook, dem weltgrößte­n Reisekonze­rn als Partner im Rücken, wird die Auslastung im Segment „Ferienflie­ger“kein Problem sein. Aber sobald sich die neue Airline aus dieser Nische hinauswagt, wird es eisig. Die Konsolidie­rung der europäisch­en Luftfahrt ist ja noch lange nicht abgeschlos­sen. Und Kleine sind ein schnelles Opfer, wenn sie in die Reviere der Großen wildern gehen.

Da dürfen wir auf das (noch nicht kommunizie­rte) Konzept gespannt sein. Notfalls, sagen wir jetzt etwas flapsig, kann man immer noch verkaufen. Wie bei den ersten beiden Malen. Hat ja jedesmal wunderbar geklappt. Mehr zum thema: Seite X

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