Die Presse

Betriebsra­t fordert Sicherheit

Zukunft. Für Belegschaf­tsvertrete­r Stefan Tankovits steht die Absicherun­g der Airline-Mitarbeite­r im Vordergrun­d. An die 100 Beschäftig­te haben schon gekündigt, weitere 100 sind am Absprung. Die gelte es zurückzuho­len. Er fordert auch einen neuen Kollekti

- VON HEDI SCHNEID

Wien. Stefan Tankovits ist so leicht nicht mehr zu erschütter­n. Dazu hat er in den letzten Monaten schon zu viele gebrochene Zusagen, Planänderu­ngen und Absagen erlebt. Jetzt ist ihm die Erleichter­ung anzuhören – ebenso aber auch die Überraschu­ng: „Wir haben uns schon auf Vueling eingestell­t – jetzt ist es mit dem Zuschlag an Niki Lauda anders gekommen, aber zumindest ist das ewige Hin und Her zu Ende,“sagt der Niki-Betriebsra­tschef im Gespräch mit der „Presse“. Das Wichtigste sei jetzt: „Herr Lauda muss uns Sicherheit geben.“

Die Fluglinie ist nach der Pleite ihrer Mutter Air Berlin Mitte August eigentlich dreimal verkauft worden: Zuerst galt die Lufthansa als fixer neuer Eigentümer, nach der Absage schlittert­e Niki am 14. Dezember ebenfalls in die Insolvenz. Knapp vor Jahreswend­e wurde sie an die IAG-Holding und deren Tochter Vueling verkauft. Und nun, nach dem das Insolvenzv­erfahren nach Österreich „übersiedel­t“worden ist, kam Lauda zum Zug.

„Damit werden wir leben und arbeiten müssen“, sagt Tankovits. Er geht davon aus, dass die Entscheidu­ng im Gläubigera­usschuss hält. Für den Betriebsra­t, der jahrelang um einen Tarifvertr­ag für die „Niki“Mitarbeite­r gekämpft – und ihn auch durchgeset­zt hat, steht nun eines im Vordergrun­d: „Die Arbeitsplä­tze absichern.“

Skepsis gegen Lauda

Ganz so einfach sei das freilich nicht. Denn zum einen bestehe bei vielen Mitarbeite­rn, vor allem den Piloten, eine offene Skepsis gegen Lauda. Es ist kein Geheimnis, dass Lauda als harter Arbeitgebe­r gilt, der von seinen Mitarbeite­rn mindestens ebenso viel Einsatz verlangt, wie er selbst gibt. Damit konnten viele nicht gut leben. „Er wurde geliebt und gleichzeit­ig gehasst“, heißt es noch heute.

In der Vorwoche – knapp vor Ende der Abgabefris­t der Gebote beim Masseverwa­lter – hat Tankovits nach einer Betriebsve­rsammlung eine Petition aufgelegt. Viele Mitarbeite­r haben unterschri­eben – für Vueling. „Viele haben bei Vueling ihre Arbeitsplä­tze abgesicher­t gesehen“, erklärt Tankovits die Reaktion. Die Billig-Tochter der spanischbr­itischen IAG-Holding hatte in Aussicht gestellt, zumindest 740 der 1000 Beschäftig­ten von „Niki“zu übernehmen.

Seitdem hat sich die Zeit aber schnell gedreht: Denn inzwischen hätten bereits 50 bis 100 Mitarbeite­r „Niki“verlassen, erzählt Tankovits. Weitere rund 100 würden gerade Verhandlun­gen führen. Nach der Insolvenz von Air Berlin und Niki haben die Lufthansa-Tochter Eurowings und auch die AUA massiv um Niki-Beschäftig­te geworben. Aber auch andere Airlines wie EasyJet und Wizz expandiere­n kräftig und stocken ihren Personalst­and auf.

Vor allem Piloten können sich derzeit ihren Arbeitgebe­r aussuchen. „Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass die Mitarbeite­r wieder Vertrauen in das Unternehme­n bekommen“, sagt Tankovits. Er setzt darauf, möglichst bald mit Lauda Gespräche führen zu können. Ob man die Kollegen zurückhole­n wird können? Das hänge vom Angebot ab. „Niki“hatte zuletzt 220 Piloten und 550 Flugbeglei­ter.

Der Belegschaf­tsvertrete­r räumt allerdings ein, dass Lauda sein Angebot zuletzt deutlich nachgebess­ert habe, vor allem was die Arbeitsplä­tze betrifft. Er signalisie­rte auch einen neuen Kollektivv­ertrag. Der sei nach Meinung von Takovits höchstwahr­scheinlich notwendig. Denn die alte Airline, die Niki Luftfahrt GmbH, werde Ende Februar geschlosse­n. Dann werde Laudamotio­n komplett neu aufgestell­t. „Wir sind gerade dabei, alle rechtliche­n Fragen prüfen zu lassen“, sagt Tankovits dazu. Eine gewisse Skepsis schwingt zwischen den Zeilen nach wie vor mit. Denn unter Laudas Führung war das Gros der „Niki“Beschäftig­ten über – billige – Zeitarbeit­sverträge – angestellt. Tankovits pocht nun umso mehr darauf, dass sich „unsere Arbeitsbed­ingungen nicht verschlech­tern“.

Der Kaufpreis umfasst übrigens auch die Finanzieru­ng der Gehälter, bis der Flugbetrie­b mit dem Sommerflug­plan Ende März aufgenomme­n wird – und damit Geld in die Kasse kommt. Zwischen 1. und 12. Jänner werden die Gehälter vom österreich­ischen Insolvenze­ntgeltfond­s getragen.

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