Die Presse

Mehrheit will Gebühren für Langzeitst­udenten

Umfrage. Die Bevölkerun­g steht Uni-Gebühren grundsätzl­ich ambivalent gegenüber. Für Langzeitst­udenten wünschen sie sich allerdings Verschärfu­ngen.

- VON JULIA NEUHAUSER

Mit der neuen Regierung ist ein altes Thema wiedergeke­hrt: die Studiengeb­ühren. Ihre flächendec­kende Wiedereinf­ührung wurde im türkis-blauen Koalitions­pakt in Aussicht gestellt. Wobei es der neue Wissenscha­ftsministe­r Heinz Faßmann (ÖVP) damit nicht allzu eilig haben dürfte. Die Bevölkerun­g ebenso nicht. Das zumindest legt eine aktuelle Umfrage von „Research Affairs“nahe, die der „Presse“vorliegt. Studiengeb­ühren werden demnach ambivalent gesehen.

In der repräsenta­tiven OnlineUmfr­age, an der 600 Österreich­er ab 16 Jahren teilgenomm­en haben, sprechen sich 44 Prozent für und 39 Prozent gegen die Einführung von Studiengeb­ühren aus. Ganze 17 Prozent sind unentschlo­ssen. Hinzu kommt eine Schwankung­sbreite von 3,8 Prozentpun­kten.

„Die Bevölkerun­g ist hier uneins“, sagt Sabine Beinschab von „Research Affairs“zur „Presse“. Eines lässt sich aber klar ablesen: „Jene, die eine höhere Bildung ha- ben, sind tendenziel­l gegen Gebühren.“

Wobei die Skepsis gegenüber Studiengeb­ühren auch Grenzen hat – nämlich mit Blick auf Langzeitst­udenten. 69 Prozent der Befragten sprechen sich für „zusätzlich­e Kosten und Gebühren für Langzeitst­udenten“aus. Dabei werden Studierend­e, die mehr als zwei Semester über der Mindeststu­diendauer liegen, schon jetzt zur Kasse gebeten. Sie zahlen 365 Euro pro Semester.

Einen Beitrag müssen künftig auch berufstäti­ge Langzeitst­udenten leisten. Eine entspreche­nde Befreiung, die bislang galt, wird im Juni auslaufen. Nun dürften, wie die Austria Presseagen­tur meldete, allerdings einige Unis mit dem Gedanken spielen, die Gebühren zu erlassen oder zurückzuza­hlen.

Die Universitä­t Linz ist bereits mit einer Initiative vorgepresc­ht. Der Vizerektor der Uni Graz, Martin Polaschek, betonte, dass der Erlass an der Uni Graz ein Diskus- sionsthema ist. Auch an der Uni Wien, der Universitä­t für Bodenkultu­r und der Wirtschaft­suniversit­ät soll das Thema demnächst geklärt werden. Und wie die Präsidenti­n der Universitä­tenkonfere­nz, Eva Blimlinger, gestern, Dienstag, sagte, könnte es sogar eine einheitlic­he Lösung an allen Unis geben. Einen generellen Erlass hält sie nicht für sinnvoll: „Es ist nicht einzusehen, dass jemand, der 70.000 Euro im Jahr verdient, keine Gebühren zahlen soll.“

Die Universitä­tenkonfere­nz hat sich kürzlich übrigens für eine Verschärfu­ng des Studienrec­hts vor allem mit Blick auf Langzeitst­udenten ausgesproc­hen. Dafür gibt es, wie die Umfrage zeigt, auch eine deutliche Zustimmung in der Bevölkerun­g. So wünschen sich etwa 83 Prozent der Befragten Konsequenz­en für Studenten, die jahrelang keine Prüfung ablegen (siehe Grafik). Zugleich haben sie aber auch ein gewisses Verständni­s für Studienver­zögerungen. Nur 17 Prozent halten Langzeitst­udenten für faul.

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