Die Presse

Wiener Wohnen in der Beletage

Stadtleben. Das Sacher hat ein neues „Eck“, darüber thront eine neu gestaltete Präsidente­nsuite – und expandiere­n will man auch, aber nur mit den Torten.

- VON TERESA SCHAUR-WÜNSCH

Wenn Erfolg bedeutet, dass die Touristen mitunter quer über die Kärntner Straße Schlange stehen – dann hat sich die jüngste Investitio­n des Hotel Sacher bereits gelohnt. Auch wenn Anrainer zwischendu­rch die Polizei gerufen haben. Inzwischen, sagt Matthias Winkler, habe man die Wartenden umgeleitet: „Sie stehen jetzt parallel zum Haus“.

Nach elf Monaten Umbauarbei­t und zehn Millionen Euro Investitio­n hat das Hotel Sacher sein neu gestaltete­s „Eck“der Öffentlich­keit vorgestell­t. Aus Weinbar und einem Shop mit schlichtem Tresen wurde ein „FreeFlow-Bereich“, in dem der geneigte Gast neuerdings zwischen rotem Plüsch und Marmor Barrista-Kaffee trinken (neue Maschinen wurden angeschaff­t), in Souvenirs stöbern oder die Frühstücks-Etagere instagramt­auglich fotografie­ren kann. Und weil steigende Touristenz­ahlen „einfach mehr Platz verlangt“hätten, gibt es nun auch eine zweite Etage inklusive zweier Separ´ees.´ Bisher hatten die Flächen als Banketträu­mlichkeite­n gedient, die wiederum immer weniger benötigt würden (und die es im Haus ohnehin auch noch gibt).

Direkt darüber wurden sechs Suiten dank interner Umwidmung von Büros um eine siebente ergänzt und völlig neu gestaltet. Das Sacher sei zwar „eine österreich­ische Institutio­n“, sagt Elisabeth Gürtlers Schwiegers­ohn Matthias Winkler, seine Zimmer würden aber zu 90 Prozent von Nicht-Österreich­ern gebucht. Denen wolle man „typisches Wohnen in Wien“ermögliche­n, im Sinne von: „Wohnen in der Beletage, Wohnen im Palais. Wir haben uns das angeschaut und gesehen, dass es das so in Wien noch nicht gibt.“

Deshalb gibt es in der schusssich­eren, Präsidente­nsuite (die hier Philharmon­ikersuite heißt) für rund 7000 Euro pro Nacht neben modernstem Luxus auch alte Luster und einen Kachelofen. Beim Umbau zum Vorschein kam auch ein Sternparke­ttboden, der aus der Entstehung­szeit des Gebäudes um 1876 stammt. Er wurde abgetragen, Paneel für Paneel von einem Wiener Unternehme­n restaurier­t und wieder eingepasst. Ähnliches gilt für die Stuckdecke, die ebenfalls wiederentd­eckt wur- de. Restaurato­ren, die üblicherwe­ise in Kirchen arbeiten, haben den vergoldete­n Ranken und Blüten in akribische­r Kleinarbei­t zu neuem Glanz verholfen. Über all dem wacht aus einem Gemälde Kaiser Franz Joseph – ihn hat man im Dorotheum erstanden.

Anfragen, als Hotelbetre­iber auch zu expandiere­n, gebe es „aus aller Herren Länder“, sagt Winkler. Vor habe man es nicht. „Wir sind ein Familienun­ternehmen, da kann man nicht alle fünf Jahre ein neues Haus kaufen.“Selbiges komme allenfalls einmal pro Generation in Frage – mit dem Erwerb des Bristol 2011 sei das quasi erledigt. Sehr wohl vorstellen könne man sich ein größeres Engagement mit Sachertort­e & Co. Im Food Court des Mailänder Kaufhauses La Rinascente testet man bis zum Sommer gerade ein Shop-in-Shop-Konzept, „und auch andere Kaufhäuser wären möglich.“

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