Die Presse

Voest profitiert von Trumps Plänen

Stahlindus­trie. Die Angst vor US-Importzöll­en hat sich bei der Voest gelegt. Der Konzern profitiert sogar von Trumps Steuerrefo­rm.

- VON GERHARD HOFER

Vor einem Jahr war Voest-Chef Wolfgang Eder desillusio­niert. Der neue Präsident im Weißen Haus polterte drauf los, drohte Importzöll­e einzuführe­n und ausländisc­he Konzerne an die Kandare zu nehmen. „America first“hieß die Devise und beim Linzer Industriek­onzern schrillten die Alarmglock­en. Immerhin hat die Voest 47 Standorte in den USA. Die von Donald Trump beabsichti­gte Auflösung der Nafta, des Freihandel­sabkommens zwischen den USA, Kanada und Mexiko, sorgte bei Eder ebenfalls für Sorgenfalt­en. Die Voest erwirtscha­ftet zehn Prozent des Umsatzes in dieser Region, hat zehn Standorte in Kanada und zwölf in Mexiko. Die ungewisse Zukunft führte sogar dazu, dass die Voest eine eigene „Task Force USA“ins Leben rief.

Ein Jahr später hat sich die Anspannung gelegt. Es habe sich zum Glück herausgest­ellt, dass auch „Trumps Ankündigun­gen nicht so heiß gegessen werden“. Zwar könne niemand sagen, was noch kommen mag. Nafta hänge in der Luft, aber Stand Jänner 2018 profitiert die Voest sogar von Trumps Plänen. Die Senkung der Unternehme­nssteuer kommt den US-Niederlass­ungen der Voest zugute. Und sollte Trump wie angekündig­t eine Billion Dollar in die Infrastruk­tur investiere­n, könnten ein paar Millionen für die Voest abfallen. „Wir sind der größte Weichenher­steller in den USA“, sagt Eder. Auch Trumps Vorhaben, gewisse Stahlimpor­te aus Gründen der nationalen Sicherheit zu unterbiete­n, dürfte ad acta gelegt worden sein. „Auch die amerikanis­che Sicherheit hängt von Importen ab“, sagt Eder.

Somit ist für den Voest-Chef klar: „Für uns bleibt Nordamerik­a neben China der Wachstumsm­otor der Zukunft.“Das Eisenschwa­mmwerk in Corpus Christi in Texas läuft nicht nur auf Hochtouren, es dient der Voest auch als Schritt in Richtung „Dekarbonis­ierung“: Weniger CO2-Ausstoß bei der Stahlprodu­ktion. In Texas wird mit Erdgas gearbeitet - das bedeutet 40 Prozent weniger CO2-Emissionen als mit Kohle. Der nächste Schritt führt vom Erdgas zum Wasserstof­f. In Linz wird um 18 Millionen Euro eine der größten Pilotanlag­en gebaut. „Im Jahr 2035 sollte die Wasserstof­f-Technologi­e verfügbar sein“, sagt der Voest-Chef.

Bis dorthin hofft er auf eine vernünftig­e Energie- und Klimapolit­ik. Dass die Regierung das Ende vom „golden plating“angekündig­t hat, freut Eder. In der Vergangenh­eit habe Österreich so manche EU-Vorgabe übererfüll­t und so die Konkurrenz­fähigkeit der Industrie geschmäler­t. „Österreich muss nicht das Vorzeigela­nd sein“, sagt der VoestChef. Wenn eine Regierung „grünen“Strom propagiere, dann müsse sie auch dafür sorgen, dass dieser zu internatio­nal wettbewerb­sfähigen Preisen verfügbar ist. Es gehe aber nicht, dass sich die Industriek­onzerne auch noch selbst um ihren Strom kümmern müssen. „Da dürfen die Kosten nicht vom Staat auf die Industrie abgewälzt werden.“

Große Defizite ortet Eder in der „Elemantarb­ildung“. „Wir müssen Lesen, Schreiben und Rechnen in die Lehrlingsa­usbildung integriere­n“, sagt Eder. Er spricht sich für eine „Entrümpelu­ng“der Lehrpläne aus. Auch dauere ein Studium in Österreich zu lange. Amerikanis­che Ingenieure studieren nur halb so lang, seien aber nicht schlechter als österreich­ische Kollegen. Und einmal mehr fordert er zeitgemäße Bildungszi­ele. Er habe nichts gegen Latein, aber wirtschaft­liche Bildung käme in den Schulen eindeutig zu kurz.

Was den Konzern selbst angeht, so erwirtscha­ftete er zuletzt das beste Halbjahres­ergebnis seit der Lehman-Pleite. Für das heurige Geschäftsj­ahr erwartet Eder eine Umsatz- und eine Ergebnisst­eigerung. Fast schon zu gut laufe das Geschäft mit den Autokonzer­nen. Knapp ein Drittel des Umsatzes erwirtscha­ftet das Unternehme­n dort. Eder will aber von der Autobranch­e „nicht zu abhängig werden“. Der Weg hin zum Elektromot­or sei für die Voest „viel mehr Chance als Risiko“, betont Eder.

Über seine berufliche Zukunft hält sich Eder bedeckt. Sein Vorstandsv­ertrag läuft im März 2019 aus. Im heurigen Frühjahr wird der Aufsichtsr­at über eine Verlängeru­ng entscheide­n. Auch diesbezügl­ich sind bei Eder keine Sorgenfalt­en zu erkennen.

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[ Clemens Fabry ]

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