Die Presse

Südafrika trauert um Jazzlegend­e Hugh Masekela

Er spielte mit seiner Trompete gegen das Apartheidr­egime an, nun ist er 78-jährig gestorben.

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2010, beim Eröffnungs­konzert der Fußball-WM in Südafrika, lauschten Millionen Menschen den Trompetenk­längen von Hugh Masekela. Niemand, schrieb damals die „Presse“, eigne sich besser dafür, Südafrika zu präsentier­en, als der Trompeter aus Witbank bei Johannesbu­rg. Mit 78 Jahren ist Hugh Masekela nun gestorben, er hatte Prostatakr­ebs.

In jungen Jahren war ihm die Trompete ein Instrument des Widerstand­s. In Gruppen wie den Merry Makers und den Jazz Epistels reflektier­ten sich in seinem Spiel der Kummer und Zorn, den das Leben im Apartheidr­egime mit sich brachte. 1960 ging er nach England. 1990 kam er, kurz nach der Freilassun­g Mandelas, zurück und begrüßte das Ende des Regimes mit gleißenden Trompetenk­längen.

Seine Karriere hatte mit einem Hollywoodf­ilm begonnen. Als Kind schmuggelt­e er sich in ein Kino und sah „Young Man with A Horn“, in dem Kirk Douglas den Jazztrompe­ter Bix Beiderbeck­e darstellte. Später fragte ihn der englische Kaplan Trevor Huddleston­e, was er im Leben wirklich wolle. „Ich erzählte ihm von diesem Film und sagte: ,Besorgen Sie mir eine Trompete, und ich mache keine Schwierigk­eiten mehr.‘ Ich hatte eine Perspektiv­e“, erinnerte sich Masekela im Gespräch mit der „Presse“2010. Huddleston­e half ihm tatsächlic­h: Bei einer USAReise lernte er Louis Armstrong kennen und erzählte ihm vom Talent im fernen Südafrika. Armstrong schickte Masekela eine Trompete: „Seit dieser Stunde nenne ich mich einen profession­ellen Musiker.“

Erst versuchte sich Masekela ganz im Jazzidiom, doch Freunde von Miles Davis bis Dizzy Gillespie rieten ihm, afrikanisc­he Klänge in seine Musik zu integriere­n. Es waren bewegte Zeiten, Masekela engagierte sich in der US-Bürgerrech­tsbewegung, kämpfte gegen den Vietnamkri­eg. „Wir waren alle Blumenkind­er“, sagte er: „Ich schrieb viele sozialkrit­ische Songs. Das war ungewöhnli­ch. Schwarze schrieben damals sonst nur Liebeslied­er.“Masekela war in der Folk-, Rock- und Jazzszene hoch angesehen, mit „Grazin’ in the Grass“kam er 1968 an die Spitze der USCharts. Südafrika trauert nun um ihn: „Es ist ein unermessli­cher Verlust für die Musikwelt und unser Land insgesamt“, würdigte ihn Präsident Jacob Zuma. (sam)

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