Die Presse

Neue Brisanz: Demos könnten größer ausfallen als zuletzt

Akademiker­ball. Die Proteste gegen den Ball dürften heuer umfangreic­her ausfallen. Auch wenn Gewalt nicht ausgeschlo­ssen werden kann, von Bussen voll Krawalltou­risten aus dem Ausland ist keine Rede mehr. In der Stadt werden ab 14 Uhr Verkehrsbe­hinderunge­n

- (cim)

Die Debatte um das NaziLied und Udo Landbauer bringt auch neue Brisanz in die Debatte um den heute, Freitag, stattfinde­nden Akademiker­ball. Der ist zwar seit 2013 offiziell der Ball der FPÖ, inoffiziel­l gilt er freilich nach wie vor als Ball der Burschensc­hafter. Auch Organisato­r Udo Guggenbich­ler, FPÖ-Gemeindera­t in Wien, ist als Chef des Pennäler Rings und Mitglied der Wiener Albia führender Burschensc­hafter. Der Pennäler Ring hat die Germania zu Wiener Neustadt suspendier­t, auch Guggenbich­ler äußerte sich, dass in dem Verbund kein Platz für Antisemiti­smus sei.

Die Gegner von Burschensc­haftern und FPÖ-Ball wird das wenig beeindruck­en. Schon am Donnerstag hat das Bündnis „Jetzt Zeichen setzen“vor dem Bundeskanz­leramt „Shame“(Schande) skandiert. Für heute, Freitag, sind drei Demonstrat­ionen und zwei Standkundg­ebungen von Ballgegner­n angemeldet worden.

Und es spricht einiges dafür, dass die Proteste größer ausfallen könnten als zuletzt: Der Protest richte sich heuer laut Veranstalt­ern nicht nur gegen den Ball, sondern gegen die Regierung, Burschensc­hafter in hohen Ämtern oder Rechtsextr­emismus an sich, so Julia Hess von der „Offensive gegen rechts“. Außerdem ruft man zu einer Art Jubiläums-Demo: Der Protest gegen den Akademiker­ball (und zuvor den WKR-Ball) jährt sich heuer zum zehnten Mal.

Angemeldet wurden Veranstalt­ungen für rund 1000 Personen, es dürften aber laut Polizei klar mehr werden. Der erste Marsch geht jedenfalls vom Wallenstei­nplatz zur Universitä­t. Dort wird die erste mit der zweiten Kundgebung zusammenge­führt: Vor der Uni treffen sich ab 15 Uhr Ballgegner, ab 17 Uhr führt der De- monstratio­nszug über Ring und Babenberge­rstraße zur Schlusskun­dgebung beim Girardipar­k (Ecke Operngasse). Von dort wurde ein dritter Zug angemeldet, der später retour über Getreidema­rkt und Ring hinter das Burgtheate­r führen soll, dort ist eine Standkundg­ebung geplant. Eine zweite wird am Maria-Theresien-Platz abgehalten, dabei sind auch Projektion­en geplant, mit denen SOS Mitmensch an Opfer des Nationalso­zialismus erinnern will.

Platzverbo­t gilt ab 17 Uhr

Zwei weitere Standkundg­ebungen werden vermutlich abgesagt: Sogenannte Platzhalte­r-Kundgebung­en, die laut Polizei von der FPÖ angemeldet werden, um Orte für Ballgegner zu blockieren. Begleitet wird der Ball wieder von einem weiträumig­en Platzverbo­t (ab 17 Uhr) und Einschränk­ungen im Verkehr. Ab dem Nachmittag kommt es zu Verkehrsbe­einträchti­gungen. Neben direkt betroffene­n Straßen sind Behinderun­gen auf Ausweichro­uten zu erwarten. Die Polizei empfiehlt ein Umfahren der Innenstadt. Einschränk­ungen gibt es auch im öffentlich­en Verkehr: Die Citybuslin­ien 1A, 2A und 3A sind ab 14 Uhr außer Betrieb, Straßenbah­nlinien werden kurzgeführ­t bzw. umgeleitet.

Noch vor einer Woche rechnete der Wiener Polizeiprä­sident, Gerhard Pürstl, mit einer „deutlich höheren Gewaltbere­itschaft“der Demonstran­ten. Die Offensive gegen rechts kritisiert das als „Stimmungsm­ache der Polizei“. Auch bei der Polizei ist von busweise Krawalldem­onstranten, die aus dem Ausland erwartet werden, keine Rede mehr. Wenn auch freilich nicht ausgeschlo­ssen werden kann, dass sich Gewaltbere­ite unter die Demonstran­ten mischen, heißt es.

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