Krismer: „Ich bürge persönlich für einen Kredit der Grünen“
Niederösterreich II. Grünen-Spitzenkandidatin Helga Krismer über den Überlebenskampf, die Schulden und die Fehler ihrer Partei.
Die Presse: Ihr aktuelles Wahlvideo repliziert auf „Star Wars“, Disney will eine Klage prüfen. Wie viel Geld haben Sie dafür auf die Seite gelegt? Helga Krismer: Das stimmt nicht. Es ist uns nichts angedroht worden. Es gibt kein Schreiben des Disney-Konzerns. Das war Dirty Campaigning der ÖVP über die Bande. Die Länder müssen die Schulden der Bundes-Grünen zahlen. Ist Ihre Partei jetzt pleite? Mit dem Aus der Bundes-Grünen wurde eine finanzielle Lawine losgetreten. Ich bürge persönlich für einen Kredit der Grünen, um diesen Wahlkampf überhaupt bestreiten zu konnten.
In welcher Höhe? 450.000 Euro. Es ging leider nicht anders. Wenn die Grünen aus dem Landtag fliegen, müssen Sie persönlich 450.000 Euro bezahlen? Prinzipiell ja. Nach unseren Berechnungen wird die Wahlkampfkostenrückerstattung aber einen Großteil decken. Wir haben aber mehrere Modelle durchgerechnet.
Sie haben bei einer Krisensitzungen der Grünen gesagt: „Ich fürchte mich nicht vor den Wählern, ich fürchte mich vor euch.“Was haben Sie damit gemeint? Ich hatte den Eindruck, dass man den Diskurs in der Partei zu wenig pflegt und zu wenig herausgearbeitet wird, was die Unterschiede in einer vielfältigen Partei wie unserer sind. Man muss das als Führungskraft ansprechen und damit umgehen können.
Was war der Kapitalfehler der Grünen auf Bundesebene? Die Probleme sind vielschichtig, dass die Partei nicht geeint aufgetreten ist, war sicher ein Hauptgrund, warum wir Wähler verloren haben. Diesen will ich in Niederösterreich ein Angebot machen. Wir sind eine Organisation, die gut aufgestellt ist. Außerdem: ÖVP, SPÖ und FPÖ werden die neue Landesregierung bilden. Dem ge- genüber sollte eine Oppositionskraft stehen, die erfahren und unerschrocken ist. Und das sind wir.
Wie haben Sie es hingebracht, dass die niederösterreichischen Grünen eine der wenigen Landesparteien ist, die nicht zerstritten ist? Ich habe im Herbst viel Energie nach innen gelegt, versucht, meine Mannschaft zu motivieren und aufzurichten. Ich bin viel durch die Bezirke gefahren und habe viel gesprochen. Ich glaube, ich konnte vermitteln, wie wichtig der 28. Jänner ist und dass wir darauf unsere ganze Energie verwenden müssen, um erfolgreich zu sein.
Erfolgreich bedeutet was? Wieder im Landtag vertreten zu sein. 2,74 Prozent war das Ergebnis bei der Nationalratswahl, das ist nicht vergleichbar mit der Landtagswahl. Aber da starten wir, vier Prozent brauchen wir. Es wird knapp.
Mit einem deutlichen Stimmenverlust rechnen Sie also selbst – welche Fehler haben Sie in Niederösterreich gemacht? Darüber können wir uns am 29. 1. unterhalten.
Wem wollen Sie eigentlich Stimmen wegnehmen? Jeder Partei und am liebsten auch noch jenen, die das letzte Mal nicht wählen waren.
Freut es Sie aus frauenpolitischer Sicht, dass in Niederösterreich wahrscheinlich wieder eine Frau an der Spitze stehen wird? Ich freue mich immer, wenn Frauen in der Politik etwas werden – ich komme ja aus einer Partei, in der 50 Prozent der Funktionen Frauen innehaben. Allerdings nur Frau zu sein, ist zu wenig, es geht auch um die Inhalte – und da trennt MiklLeitner und mich einiges.
(Langversion: diepresse.com/ krismer)