Theresa May buhlt um die Handelsmacht China
China achtet darauf, seine Märkte nur so weit zu öffnen, wie es dem eigenen Land Vorteile bringt. Doch ausgerechet mit Peking will die britische Premierministerin nun ein Freihandelsabkommen abschließen.
Zur EU will Theresa May die Grenzen wieder hochziehen. Mit dem fernen China hingegen setzt die britische Premierministerin auf Freihandel. Zum Auftakt ihrer zweitägigen China-Reise hat May am Mittwoch für ein britisch-chinesisches Freihandelsabkommen geworben. China müsse mehr tun, um britischen Firmen den Zugang zur zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt zu erleichtern, forderte sie kurz nach Ankunft in Peking.
Es gebe „vieles, was im Handelsbereich gemacht werden kann“, sagte May im Anschluss an ein Treffen mit Chinas Premierminister Li Keqiang. Davor hatte sie angekündigt, ihre Reise werde die „goldene Ära“zwischen ihrem Land und China vertiefen. Im Schlepptau ihrer Regierungsdelegation: 50 britische Unternehmer.
Kein leichtes Unterfangen für die britische Premierministerin: Sie weiß um das Potenzial der in- zwischen zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Und ihr ist auch nicht entgangen, welche Attraktivität ihr Land vor allem auf viele Chinesen ausstrahlt. Doch das wirkt sich vor allem im Tourismus aus und in Immobilienkäufen von Wohlhabenden aus Ostasien in London. Letzteres beschert den meisten Briten jedoch nur exorbitant hohe Immobilienpreise.
Der tatsächliche Handel zwischen beiden Ländern stockt. Großbritannien, immerhin die sechstgrößte Wirtschaftsnation der Welt, verschifft gerade einmal rund drei Prozent seiner Exportgüter nach China. Sieben Prozent der Importe kommen aus der Volksrepublik. Der gesamte Handel beziffert sich auf derzeit 84 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Deutschlands Handel mit China liegt bei 211 Milliarden Dollar. Vor dem Hintergrund des Brexit steht May unter Druck, den Außenhandel mit Ländern außerhalb Europas auszuweiten. Und China spielt eine besonders große Rolle.
Sorge wegen Hongkong
Zugleich sind jedoch die politischen Differenzen zwischen London und Peking groß. Das in China übliche brutale Vorgehen gegen Dissidenten, Anwälte, Blogger und andere Kritiker lässt die Führung in Peking zunehmend auch in der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong anwenden. Bei der Rückgabe der südchinesischen Wirtschaftsmetropole an die Volksrepublik 1997 hatte Chinas Regierung große Versprechen gemacht, Hongkong sollte für weitere 50 Jahre demokratische Freiheiten genießen. Dazu gehören Presseund Meinungsfreiheit. Das Land, dass diese Vereinbarung garantieren sollte: Großbritannien.
Doch seit einigen Jahren werden diese Rechte in Hongkong immer stärker beschnitten. Kritische Buchhändler werden aufs chinesische Festland verschleppt. Demokratieaktivisten, die an den Protesten vor drei Jahren teilnahmen, werden zu überzogenen Strafen verurteilt. Menschenrechtsgruppen wie Amnesty International oder Human Rights Watch fürchten um die zugesicherte Unabhängigkeit der Sonderverwaltungszone.
Deutlichere Worte an Xi
Mays Vorgänger David Cameron hatte allzu deutliche Kritik an Peking gescheut. Sie hingegen hat nun zugesichert, Pekings härteren Kurs gegen Demokratieaktivisten in Hongkong zur Sprache zu bringen. Am Donnerstag ist ein Treffen Mays mit Chinas Staatspräsidenten Xi Jinping vorgesehen.