Die Presse

Warum der Buwog-Prozess an „Personalma­ngel“leidet

Gericht. Viel weniger Angeklagte und auch viel weniger Laienricht­er als zu Beginn der Buwog-Verhandlun­g: Wie es zu diesem Phänomen kam.

- VON MANFRED SEEH

Als die Korruption­sstaatsanw­altschaft im Juli 2016 (ja, so lange ist das schon her) bekannt gab, dass in Sachen Buwog und Terminal Tower eine Anklage gegen KarlHeinz Grasser und Co. vorliegt, waren 16 Angeklagte betroffen. Gestern, Mittwoch, am 13. Verhandlun­gstag, saßen aber nur sieben Männer auf der Anklageban­k. Dieser „Schwund“ging schleichen­d vor sich. Und verändert mittlerwei­le das Gesamtgefü­ge.

Wie kam es dazu? Nun, der erste Ausfall ist auf eine Entscheidu­ng des Oberlandes­gerichts Wien zurückzufü­hren. Es stellte fest, dass bei einem Angeklagte­n, bei einem ExKabinett­smitglied im Finanzmini­sterium, die Suppe zu dünn sei. Damit wurden – noch vor Prozessbeg­inn – 15 Angeklagte gezählt. Als die Verhandlun­g startete (12. Dezember 2017) zeigte sich: Der Exchef der Raiffeisen-Landesbank Oberösterr­eich, Ludwig Scharinger (75), ist zu krank für den Prozess. Tatsächlic­h saßen somit 14 Personen auf der Anklageban­k.

Vorige Woche der Knalleffek­t: Richterin Marion Hohenecker schied fünf Angeklagte bis auf Weiteres aus dem Verfahren aus – jene, denen „nur“der Punkt Terminal Tower zur Last liegt. Zur Erinnerung: Bei Übersied- lung der Finanz in dieses Linzer Hochhaus soll Schmiergel­d geflossen seien. Übrig blieben also (formal) neun Angeklagte.

Da aber einer dieser neun Männer, der Schweizer Vermögensv­erwalter Norbert W., zu dieser Zeit bereits einige Tage wegen Krankheit abwesend war – und sein Anwalt auf eine Prozessunt­erbrechung verzichtet hatte, saßen nur acht Angeklagte im Saal.

Dann kam der gestrige Verhandlun­gstag: ExLobbyist Walter Meischberg­er ließ sich aus „persönlich­en Gründen“entschuldi­gen und verzichtet­e ebenfalls auf eine Prozessunt­erbrechung – weshalb nur mehr sieben Angeklagte da waren: Ex-Finanzmini­ster KarlHeinz Grasser, der Immobilien­makler Ernst Plech, der Ex-Lobbyist Peter Hochegger, ExImmofina­nz-Boss Karl Petrikovic­s (seine Einvernahm­e wurde fortgesetz­t), Ex-Immofinanz-Vorstand Christian Thornton, ExRaiffeis­en-Vorstand Georg Starzer und der Rechtsanwa­lt Gerald Toifl.

Ins Bild passt, dass – auch aus Krankheits­gründen – die zwölfköpfi­ge Bank der Laienricht­er (Schöffen – zwei gehören dem Senat an, die anderen sind Ersatzkräf­te) auf mittlerwei­le sieben Personen geschrumpf­t ist. Heute, Donnerstag, geht es weiter.

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