Die Presse

Ein Container als Schlüssel zum Sieg

Olympia. Eine komplette Skiwerksta­tt samt Schleifmas­chinen und Hightech-Equipment hat der ÖSV nach Südkorea verschifft. Denn Winterspie­le in Asien sind für Schneespor­tler und deren Serviceleu­te besonders tückisch. Warum?

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Hinter dem Österreich­haus in Yongpyong, angeschlos­sen an eine Starkstrom­leitung, hat das von Anton Giger geleitete Service-Department des ÖSV einen 12 Meter langen zur Werkstatt umgebauten High-Cube-Container platziert. Er soll während Olympia (9. bis 25. Februar) Zentrum für Situatione­n sein, die in den einzelnen Wachsconta­inern nicht gelöst werden können. Die Herausford­erung beschrieb Giger, ehemaliger Herren-Alpinchef, so: „Man kennt typisch europäisch­e, skandinavi­sche oder nordamerik­anische Verhältnis­se. In Korea kann man aufgrund der Nähe zum Meer aber sagen, dass dort spezielle, um nicht zu sagen exotische, Verhältnis­se sind.“Die Schnee-Umwandlung sei dabei die größte Herausford­erung. „Sie findet in Südkorea schneller statt als anderswo.“

Deshalb hat der Container aus dem Inntal Anfang Dezember seine Seereise nach Korea angetreten. Mit an Bord sind auch drei Schleifmas­chinen, mit denen Beläge und Kanten der Ski bearbeitet werden können. Neben dem Aufbau ist der Schliff wichtigste­s Kriterium für eine gute Gleiteigen­schaft, wichtiger fast noch als das Wachs. Dank der Vor-Ort-Maschinen kann man auf das wechselhaf­te Wetter reagieren, das gilt speziell für nordische Ski. Alpinski funktionie­ren wegen der deutlich höheren Geschwindi­gkeit am besten, wenn sie schon viele Fahrten hinter sich haben. Außerdem ist in Pyeongchan­g wegen der kurvenreic­hen Strecken die Abstimmung zwischen Ski, Bindung und Schuhe fast wichtiger als schnelle Beläge.

Dennoch bleiben Reibung auf Schnee und Eis sowie Aerodynami­k die vorherrsch­enden Themen in allen Diszipline­n, die der ÖSV betreut. Ganzjährig wird im sogenannte­n „Tribometer“getestet. Das ist eine ein Meter breite Schneewann­e in einer 40 Meter langen Halle im Innsbrucke­r Technologi­ecenter, in der Ski bzw. Kufen beschleuni­gt und Widerständ­e gemessen werden können. ÖSV und der Rodelverba­nd sind dort beteiligt. Man habe zwar nicht viel Geld für Entwicklun­gen, bedauert Giger das Fehlen von Instituten wie das FES in Deutschlan­d oder Olympiatop­pen in Norwegen, in denen eigene Sportprodu­kte entwickelt werden. „Beim Testen sind wir dafür sehr gut aufgestell­t.“

Der Bereich mit dem größten Wachstum ist Alpin. Denn da betreuen die Skifirmen fast nur noch die Topstars, weshalb sich das SkiService stark in Richtung des ÖSVService­centers verlagert hat. 2010 begann man mit vier Personen, heute betreuen an die 35 Serviceleu­te Rennfahrer über das sogenannte „Pool-Service“des ÖSV. Deshalb wird im Februar nicht nur von den Skifirmen, sondern auch vom ÖSV vor Ort getestet, was das Zeug hält. Ehemalige Weltcupläu­fer agieren als Testfahrer. Die Rennski von Marcel Hirscher und Co. aber werden von den Serviceleu­ten persönlich in den Flieger nach Seoul verfrachte­t. (ag./red.)

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