Die Presse

Kreditverg­abe durch Nichtbanke­n steigt

Finanzieru­ng. Krise und neue Regulierun­gen haben Banken vorsichtig­er gemacht. Jetzt boomt das Geschäft für Direct Lending Fonds. Vor allem KMUs profitiere­n. Aber in Österreich wird diese neue Geldquelle bisher kaum angezapft.

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20 Prozent Wachstum pro Jahr: Das können nicht viele Sektoren vorweisen. Die Kreditverg­abe durch Nichtbanke­n steigt aber tatsächlic­h so rasant. Das ist das Ergebnis einer Studie von Deloitte zum Direct Lending Sektor, die der „Presse“exklusiv vorliegt.

Beim Direct Lending geht es um Unternehme­nskredite, die nicht von Banken kommen. Sie werden oft für risikoreic­here Deals und Investment­s eingesetzt. Die Fonds erhalten im Gegenzug höhere Zinsen, als Banken verlangen würden. Insgesamt verwalten derartige Fonds aktuell Gelder in Höhe von rund 600 Mrd. Dollar.

Die meisten dieser Deals kommen in den USA und Großbritan­nien zustande. Kontinenta­leuropa hinkt hinterher, holt aber auf. So haben Kreditfond­s in Europa (inklusive UK) in den ersten drei Quartalen 2017 rund 14,7 Mrd. an neuen Geldern aufgenomme­n.

„Die müssen sie jetzt investiere­n. Und zwar in Europa“, sagt DeloitteSe­nior-Manager Andreas Hampel im Gespräch mit der „Presse“. Die Gelder in diesen Fonds stammen meist aus Pensionsfo­nds, Staatsfond­s, von reichen Familien, Versicheru­ngsfonds und anderen institutio­nellen Anlegern. Sie suchen für ihr Geld Rendite.

Österreich­ische Firmen wären ein gutes Ziel für diese Gelder. Direct Lending Fonds investiere­n oft in KMU-Betriebe, wo rund 40 Prozent der Gelder landen. Aber bisher ist diese Geldquelle hierzuland­e eher unbekannt. Die Studie beinhaltet acht bisher durchgefüh­rte Direct-Lending-Transaktio­nen.

„Diese Finanzieru­ng passt gut für Firmen, die schnell wachsen. Etwa im Software- und Gesundheit­sbereich“, sagt Deloitte-Partner Ben Trask. „Die Fonds mögen Österreich. Sie mögen die Menschen, die Manager, die Technologi­e und das stabile Umfeld.“Ein durchschni­ttlicher Kredit spielt sich in der Größenordn­ung von fünf bis 100 Millionen Euro ab.

„Es gibt viele Unternehme­n in Österreich, die Expansions­pläne haben, die durch Banken nicht finanziert werden“, sagt Andreas Hampel. „Für diese Firmen ist Private Lending eine Alternativ­e.“(jil)

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