Die Presse

Datenschut­z: Die Firmen warten auf klare Regeln

Neue Regeln. Bis 25. Mai müssen Firmen viele Hausaufgab­en machen, fühlen sich aber zum Teil alleingela­ssen.

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„Die Firmen wollen sich datenschut­zkonform aufstellen“, sagt Anton Jenzer. „Ihnen fehlen aber konkrete Handlungsa­nweisungen.“Jenzer ist Chef des Dialog Marketing Verbandes Österreich (DMVÖ), eines Branchenve­rbandes der Kommunikat­ions- und Werbewirts­chaft. Was ihm vor allem abgeht, sind klare Regeln zum heiklen Thema „E-Privacy“, also zum Schutz der Privatsphä­re bei elektronis­cher Kommunikat­ion.

Aufs Tapet kam das Thema, alsl am 28. Jänner der zwölfte Europäisch­e Datenschut­ztag über die Bühne ging. Dieser stand heuer ganz im Zeichen der Datenschut­z-Grundveror­dnung, die am 25. Mai in Kraft tritt. Sie schraubt das Schutznive­au kräftig nach oben, lässt aber viele Details offen. Und die geplante E-Privacy-Verordnung, die Konkretisi­erungen bringen soll, steht noch aus. Es sei auch nicht damit zu rechnen, dass sie bis Mai fertig sein wird, sagt Jenzer. Zu vieles sei noch zu klären.

Zum Beispiel zum Reizthema Cookies. Webseitenb­etreiber bekommen dadurch Aufschluss über das Suchverhal­ten von Nutzern ihrer Seiten. Cookies zu setzen, ist künftig jedoch nur noch bei aktiver Zustimmung des Betroffene­n erlaubt. Angedacht ist, dass sie die Funktion künftig selbst in den Browserein­stellungen aktivieren sollen. Aber wie viele werden das tun? Wie viele kennen sich überhaupt damit aus? Und dürfen Anbieter ihre Seite für Nutzer sperren, die nicht zustimmen?

Unklarheit­en gibt es aber auch noch bei scheinbar Banalem wie Adressver- zeichnisse­n – etwa, ob Daten, die z. B. im Telefonbuc­h stehen, ohne gesonderte Zustimmung übernommen werden dürfen.

Jenzer betont freilich auch die Vorteile des neuen Regulativs: „Transparen­z für die Nutzer ist wichtig, dann fällt auch viel vom Unbehagen weg. Wer die Frage: ,Woher wissen die so viel über mich?‘ seriös beantworte­n kann, schafft Vertrauen.“

BRZ entwickelt Web-Tool für Firmen

Mit einem anderen Aspekt der neuen Regeln befasst sich das Bundesrech­enzentrum (BRZ), und zwar nicht nur als ITDienstle­ister der öffentlich­en Hand. Es möchte Firmen dafür sensibilis­ieren, dass sie künftig Verzeichni­sse über ihre Datenverar­beitungen führen müssen. Dafür hat es ein Web-Tool namens „DataReg“entwickelt, ein vorgeferti­gtes Register, das die Nutzer „nur noch“ausfüllen müssen. Auch das ist freilich keine ganz leichte Übung, wie BRZ-Experte Markus Charwat einräumt. Wer diesen ersten Schritt bewältigt hat, habe jedoch „schon viel gewonnen“.

Das BRZ bietet auch Schulungen für Nutzer an. Eines der Hauptprobl­eme sei nach wie vor, dass vor allem in KMU oft das Bewusstsei­n dafür fehlt, dass sie überhaupt Daten verarbeite­n, sagt Charwat. Sobald dies regelmäßig geschieht oder sensible Daten erfasst werden, müssen auch KMU das Register führen. Der Schwellenw­ert von 250 Mitarbeite­rn gilt dann nicht. Größere Unternehme­n wiederum sehen Datenschut­z oft nur als Thema für die IT-Abteilung oder den Firmenjuri­sten, sagt Charwat. Dass jeder einzelne Mitarbeite­r betroffen sei, werde oft nicht erkannt.

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