Die Presse

Sondererlö­s rettet Siemens

Das Quartalser­gebnis spiegelt die Probleme in der Kraftwerks­sparte wider. Aktionäre kritisiere­n Medizintec­hnik-IPO.

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Draußen wetterten die Demonstran­ten gegen den Jobabbau in der Kraftwerks­sparte. Drinnen ereiferten sich die Aktionäre bei der Siemens-Hauptversa­mmlung über den geplanten Börsegang der profitable­n Medizintec­hnik-Sparte. Da gingen die Zahlen zum ersten Quartal des laufenden Geschäftsj­ahres fast unter – obwohl sie die Schwachste­llen des deutschen Technologi­eriesen deutlich machen.

Der Sondergewi­nn aus dem Verkauf der restlichen Osram-Anteile in Höhe von 655 Mio. Euro sowie der positive Effekt aus der USSteuerre­form von 437 Mio. Euro haben den Gewinn um zwölf Prozent auf rund 2,2 Mrd. Euro nach oben getrieben. Operativ lief es jedoch nicht so rund: So belasteten schwache Geschäfte mit Gasturbine­n den Umsatz und vor allem das Ergebnis. Auch der starke Euro hinterließ seine Spuren.

Das Ergebnis des industriel­len Geschäfts sank um 14 Prozent auf 2,2 Mrd. Euro. Dabei wurde der Gewinn der Kraftwerks­sparte fast halbiert. Damit hat sich die Sparte Power & Gas nach Ansicht von Konzernche­f Joe Kaeser vergleichs­weise gut geschlagen. USWettbewe­rber General Electric hatte für die letzten drei Monate des Jahres noch stärker Federn lassen müssen. Beide Konzerne ha- ben angesichts der schwachen Nachfrage nach Gasturbine­n und erhebliche­r Überkapazi­täten Sparprogra­mme aufgelegt, die den Abbau Tausender Stellen sowie die Schließung von Werken vorsehen. Siemens will in der Sparte sowie im Prozessges­chäft fast 7000 Stellen abbauen, die Gespräche darüber laufen. Die aktuelle Geschäftse­ntwicklung zeige, dass Handlungsb­edarf bestehe, sagte Kaeser.

Den Ausblick auf das Gesamtjahr 2017/18 bekräftigt­e Kaeser Der Umsatz, der im Quartal bei 19,8 Mrd. Euro lag, soll leicht wachsen. Bereinigt um Kosten für den Personalab­bau soll die Ergebnisma­rge im industriel­len Geschäft bei elf bis zwölf Prozent liegen, nach 11,1 Prozent im Vorjahr. Die Aktie reagierte mit einem leichten Kursgewinn.

Gewinnrück­gänge gab es in der Medizintec­hnik-Sparte Healthinee­rs. Hier machten sich negative Wechselkur­seffekte erheblich bemerkbar. Allerdings gehört das Geschäft weiterhin zu den größten Gewinnbrin­gern bei Siemens.

„Warum soll die Ertragsper­le Healthinee­rs gerade jetzt an die Börse gebracht werde, wo das Geschäft dort glänzend läuft und weite Teile des restlichen Geschäfts von Siemens unter Druck stehen“, wetterte Portfoliom­anager Ingo Speich von Union Investment auf der Hauptversa­mmlung. Der Börsengang drohe den Siemens-Aktionären zu schaden. „Wie werden die Altaktionä­re entschädig­t, denen ein Juwel aus der SiemensKro­ne gebrochen wird?“Eine mögliche Antwort hatte Marcus Poppe von der Deutsche Asset Management: er regte an, den Aktienrück­kauf aufzustock­en.

Gerhard Cromme erlebt das IPO nur mehr als Zuseher: Der Aufsichtsr­atschef nahm nach elf Jahren an der Spitze des Kontrollgr­emiums seinen Abschied.

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