Die Presse

Wiener Neustadts ÖVPBürgerm­eister Schneeberg­er hält zu Landbauer

ÖVP. Der Wiener Neustädter ÖVP-Bürgermeis­ter erklärt, weshalb er weiter mit Udo Landbauer koalieren wird.

- VON JULIA NEUHAUSER

Die Presse: Im Land schließt die ÖVP eine Zusammenar­beit mit Udo Landbauer aus. In Wiener Neustadt koalieren Sie als ÖVPBürgerm­eister bereits mit ihm und wollen das weiter tun. Wie passt das zusammen? Klaus Schneeberg­er: Für das Auge passt das nicht zusammen. Aber wenn man in die Tiefe blickt, dann wird man für mein Verhalten Verständni­s haben.

Wieso sollte man? Würde ich heute eine neue bunte Regierung in Wiener Neustadt bilden, und die Causa wäre bekannt, würde ich Landauer nicht in der Stadtregie­rung akzeptiere­n, weil er eine Belastung für den Beginn einer neuen Periode darstellt.

Und für das Weiterarbe­iten in der Koalition ist er keine Belastung? Es ist ein Unterschie­d, ob ich jemanden neu in eine Regierung aufnehme, oder ob ich ihn aufgrund von Vorwürfen, die noch nicht nachgewies­en sind, abberufe. Ich arbeite seit drei Jahren mit Udo Landbauer in der Regierung zusammen, und er ist in dieser Zeit in keinster Weise nur im Ansatz nationalis­tisch oder irgendwie abwegig aufgefalle­n. Er war loyal, hat mitgearbei­tet. Es ist ein Vertrauens­verhältnis entstanden.

Sie sind auch Klubobmann der niederöste­rreichisch­en ÖVP. Hätte sich Landeshaup­tfrau Johanna Mikl-Leitner nicht auf Ihr Urteil verlassen können? Ich habe Verständni­s für die Landeshaup­tfrau. Ich würde an ihrer Stelle genauso handeln. Es geht darum, ob ich jemanden neu aufnehme oder jemanden abberufe. Das ist ein ganz gravierend­er Unterschie­d. Auch wenn das viele so vielleicht nicht sehen wollen.

Udo Landbauer sagt, dass er die antisemiti­schen Lieder nicht kennt. Glauben Sie ihm? Herr Landbauer sagte, dass das Buch über 270 Seiten hat, er kann nicht alle Lieder gekannt haben. Und ich habe derzeit keinen Grund, ihm nicht zu glauben. ÖVP-Chef Sebastian Kurz wollte FPÖ-Chef Strache zwar nicht raten, Landbauer aus der Partei auszuschli­eßen. Er sagte aber, dass er genau wüsste, was er tun würde. Konterkari­eren Sie seine Position? Ich sage so: Jeder beurteilt einen Fremden anders, wenn er sein Gesicht kennt.

Der Parteichef hat also ein falsches Urteil über Herrn Landbauer gefällt? Ich verstehe seine Sichtweise. Von der Ferne würde ich genauso be- und verurteile­n. Aus der Nähe kennt man den Menschen. Und ich bin einer, der Menschen vertraut. Auch wenn ich mir vielleicht die Hand verbrenne.

Es handelt sich also um bundespoli­tische Vorverurte­ilungen? Nein. Aus dem Blickwinke­l der Bundespoli­tik habe ich Verständni­s für derartige Beurteilun­gen, aber aus der Nähe schauen viele Dinge anders aus. Eines sage ich aber gleich: Wenn nur im Ansatz etwas herauskomm­t, das ich heute nicht weiß, dann wird er von mir in der Stadtregie­rung abgelöst.

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[ Foto Tschank ] Klaus Schneeberg­er (ÖVP).

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