Die Presse

CV – keine Verwechslu­ngen!

Katholisch­e Studentenv­erbindunge­n grenzen sich von schlagende­n Burschensc­haften strikt ab. Aus mehreren Gründen.

- VON IRIS BONAVIDA

Sie tragen Deckel, also die traditione­lle Kopfbedeck­ung. Zu besonderen Anlässen haben sie auch ihren Schläger bei sich – den Säbel. Und ein Band mit verschiede­nen Farben gehört sowieso dazu: Mitglieder des Österreich­ischen Cartellver­bands (ÖCV) wirken auf den ersten Blick wie schlagende Burschensc­hafter – und leiden auch darunter. Denn die katholisch­en Studentenv­erbindunge­n grenzen sich strikt von den anderen Burschensc­haften ab.

Im Laufe der Geschichte bekämpften sich die beiden Gruppen auch gegenseiti­g. Die einen auf der Seite der katholisch­en Kirche, die anderen dagegen. Tatsächlic­h gibt es aber auch einige Parallelen, nicht nur optischer Natur: Auch zum ÖCV gehören Studentenv­erbindunge­n, zu denen man sich ein Leben lang bekennt. Mit „man“sind Männer gemeint, denn Frauen können einer Verbindung nicht beitreten. Es gibt zwar auch Zusammensc­hlüsse von Frauen, formal sind sie aber nicht den männlichen komplett gleichgest­ellt. In der Vergangenh­eit gab es immer wieder Diskussion­en, ob man sämtliche Verbindung­en für beide Geschlecht­er öffnen sollte. Meistens waren aber die aktiven Studenten dagegen.

Im ÖCV gibt es demnach auch sogenannte Burschen, die aktiven Studenten. Nach ihrem Abschluss werden sie zu sogenannte­n alten Herren oder Philistern. Und so wie einige Burschensc­hafter der FPÖ angehören, zieht der CV viele ÖVP-Mitglieder an. Oder umgekehrt.

Und die Unterschie­de? Zu dem ÖCV gehören nur katholisch­e, nicht schlagende Verbindung­en. Mensuren werden also nicht gefochten, dafür gibt es unter den Cartellbrü­dern ein klares Bekenntnis zum katholisch­en Glauben. Außerdem erhalten sie auch einen Coleurname­n, den sie in manchen Fällen auch selbst aussuchen können. Auch die Historie wird im Cartellver­band gerne betont: 1938 stellten sich die katholisch­en Studentenv­erbindunge­n gegen die Nazis. Man versteht sich als Österreich-Patrioten, deutschnat­ionales Gedankengu­t lehnt man strikt ab.

Neben Religio, also der Religion, und Patria, der Heimat, bekennen sich die Cartellbrü­der zu zwei weiteren Prinzipien: der Scientia (Wissenscha­ft) und Amicitia (Lebensfreu­ndschaft).

Germanen-Lied mit Fußzeile

Am Mittwoch wurde der CV allerdings wieder mit den schlagende­n Burschensc­haften in Verbindung gebracht: Das NSverherrl­ichende Lied aus dem Buch der Burschensc­haft Germania taucht – allerdings ohne Holocaust-Zeile und mit Fußzeile – auch im „Kommersbuc­h“der katholisch­en Couleurstu­denten auf. Das Lied findet sich in einer mittlerwei­le überarbeit­eten Auflage aus dem Jahr 1984.

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