Die Presse

Die SPÖ auf Silberstei­ns Spuren

Taskforce. Von der SPÖ beauftragt­e IT-Forensiker forschten im Leben der Whistleblo­wer, um herauszufi­nden, wie die Informatio­nen an die Öffentlich­keit gelangt waren.

- VON ANNA THALHAMMER

Christoph Matznetter, der am Mittwoch seinen letzten offizielle­n Arbeitstag als SPÖ-Bundesgesc­häftsführe­r hatte, tat am Donnerstag, was er in seiner kurzen Amtszeit mit Vorliebe tat: poltern und mit Klagsankün­digungen um sich werfen. Und das, obwohl SPÖ wie ÖVP gerade eine Reihe ebensolche­r Klagen rund um die Causa Silberstei­n eingestell­t und sich auf Vergleiche geeinigt hatten.

Donnerstag­früh lud Matznetter jedenfalls etliche Medien zu einem Hintergrun­dgespräch, um die Ergebnisse­n seiner groß angekündig­ten Taskforce Silberstei­n vorzustell­en – „Die Presse“und „Profil“, die den Fall aufgedeckt hatten, waren in der Löwelstraß­e nicht willkommen. „Die Presse“hatte allerdings am Vortag bei der SPÖ um diesbezügl­iche Informatio­nen gebeten – und diese nicht bekommen.

Matznetter hatte nach Aufkommen der Causa Silberstei­n volle Aufklärung und einen Abschlussb­ericht versproche­n. Diesen bekamen Journalist­en allerdings wieder nicht zu sehen. Ergebnisse wolle man parteiinte­rn halten und mit einem Anwalt besprechen, so Matznetter. Die Partei wolle noch einmal prüfen lassen, ob gegen Sebastian Kurz’ Kommunikat­ionschef, Gerald Fleischman­n, nicht doch rechtlich vorgegange­n werden kann. Er soll einem Mitarbeite­r Silberstei­ns 100.000 Euro geboten haben, wenn dieser zur ÖVP überläuft. Die Staatsanwa­ltschaft hat die Ermittlung­en eingestell­t – was Matznetter sauer aufstößt.

Nachforsch­ungen

Klagen wolle man auch gegen zwei Mitarbeite­rinnen Silberstei­ns prüfen lassen. Die SPÖ vermutet, dass sie Informatio­nen an die Öffentlich­keit gebracht und Betriebsge­heimnisse verraten haben könnten. Die SPÖ hat allerdings immer betont, von der Schmutzküb­elkampagne nichts gewusst zu haben, dass dies ein alleiniges Projekt Silberstei­ns gewesen sei. Warum die SPÖ nun doch plötzlich der Meinung ist, dass es sich um ihre eigenen Betriebsge­heimnisse handeln würde, konnte Matznetter auf „Presse“-Telefonanf­rage nicht schlüssig erläutern.

Ebenso fraglich bleibt, woher die SPÖ über derart viel Detailwiss­en verfügt. Etwa, wo sich Journalist­en, die in der Causa Silberstei­n recherchie­rt haben, wann aufgehalte­n und wen sie getroffen haben sollen. Dass Detektive beschäftig­t wurden, stritt Matznetter gegenüber der „Presse“ab – gab aber gleichzeit­ig zu, IT-Forensiker engagiert zu haben. Diese recherchie­rten zu den Kontakten und Netzwerken der Whistleblo­wer, um herauszufi­nden, wie die Informatio­nen an die Journalist­en gelangt waren. Der niederöste­rreichisch­e SPÖ-Chef und Sicherheit­sexperte Franz Schnabl soll bei der Auswahl der Experten beratend tätig gewesen sein. Dieser bestätigt das auf „Presse“-Anfrage.

Ebenso, wie der angekündig­te Bericht nicht der Öffentlich­keit präsentier­t wurde, ist auch aus der Ankündigun­g, Geld von Tal Silberstei­n zurückzufo­rdern, nichts geworden. Ursprüngli­ch wollte die Partei von den insgesamt 536.000 Euro zumindest 131.000 zurückford­ern, die Gage wurde im Voraus bezahlt. Darauf wurde nun doch verzichtet. Es sei zu teuer und rechtlich aussichtsl­os, so Matznetter. Es gebe aber noch die Hoffnung, sich mit Silberstei­n persönlich zu einigen. Die SPÖ hatte offiziell immer abgestritt­en, mit Silberstei­n noch in Kontakt zu sein.

Die Bauernopfe­r

Die von der SPÖ angedrohte­n Konsequenz­en zum Aufreger des Nationalra­tswahlkamp­fs bleiben also überschaub­ar – auch innerparte­ilich. Konsequenz­en hatte Bundesgesc­häftsführe­r Georg Niedermühl­bichler mit seinem Rücktritt selbst gezogen. Paul Pöchhacker, der SPÖ-Kampagnenl­eiter, der von Anfang an in die Schmutzküb­elkampagne involviert war, habe kein Arbeitsver­hältnis mit der SPÖ mehr, sagte Matznetter. Allerdings ist der Wahlkampf, für den er engagiert wurde, ja auch vorbei. SPÖ-Mitglied ist Pöchhacker noch immer, ebenso wie andere in die Schmutzküb­elkampagne Involviert­e, die sich mit den Genossen scherzend beim Wiener Landespart­eitag blicken ließen.

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