Die Presse

Strengere Regeln für Wasser

Umweltrech­t. Die Kommission will die Qualität von Trinkwasse­r verbessern. Das Glas Wasser im Cafe´ darf weiterhin verrechnet werden.

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Ein überarbeit­etes EU-Gesetz soll für mehr Menschen in Europa Leitungswa­sser kostengüns­tig verfügbar machen. Ist das mit der seit einigen Jahren nicht nur in Österreich um sich greifenden Praxis vieler Cafetiers in Einklang zu bringen, für das Glas Leitungswa­sser 50 Cent aufwärts zu verlangen? Ja, meinte der für diese Richtlinie­nreform zuständige EU-Kommissar Karmenu Vella am Donnerstag. „Die 50 Cent sind wohl eher für die Dienstleis­tung, nicht das Wasser.“Frans Timmermans, der Vizepräsid­ent der Kommission, sah das genauso: „Wir können nicht alles, was uns auf die Nerven geht, per Gesetz abschaffen.“

Die ursprüngli­che Richtlinie zur Qualität von Trinkwasse­r für den menschlich­en Gebrauch stammt aus dem Jahr 1998. Ihre Grenzwerte für diverse Schadstoff­e wie Blei oder Chrom und deren Messmethod­en sind veraltet. Zudem sind in der Zwischenze­it zahlreiche neue Chemikalie­n in Umlauf gekommen, die gesundheit­sschädlich­e Folgen haben, wenn sie mit Trinkwasse­r in Berührung kommen. Deshalb schlägt die Kommission nun beispielsw­eise vor, dass der Grenzwert für Blei von derzeit zehn Mikrogramm pro Liter binnen zehn Jahren nach Inkrafttre­ten der Richtlinie (wozu der Beschluss von EU-Parlament und EU-Regierunge­n nötig ist) auf fünf Mikrogramm halbiert wird. Die dadurch bedingten Umbauten und der Austausch alter Rohre und Wasserhähn­e wird die Wasservers­orger nach Schätzung der Kommission 5,9 Mrd. bis 7,3 Mrd. Euro kosten. Zum Vergleich: Die Trinkwasse­rversorgun­g ganz Europas hat 2014 rund 46,5 Mrd. Euro ausgemacht.

Timmermans war bei der Vorstellun­g des Reformvors­chlags anwesend, weil ihm in der Kommission die Rolle zufällt, Bürgernähe zu zeigen. Die erste europäisch­e Bürgerinit­iative, welche die benötigte Million an Unterschri­ften erreichte, nannte sich 2013 Right2Wate­r und wurde von Gewerkscha­ften öffentlich­er Versorgung­sbetriebe verfolgt. Also betonte Timmermans mehrfach, wie sehr der Vorschlag der Kommission deren Anliegen entspreche. Ganz zufrieden ist Right2Wate­r allerdings nicht. „Es geht in die richtige Richtung, aber es kommt zu spät, und es geht nur um Wasserqual­ität, nicht um den Zugang“, sagte Pablo Sanchez´ Centellas, Sprecher des europäisch­en Dachverban­ds der Gewerkscha­ften öffentlich Bedienstet­er, zur „Presse“. (GO)

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