Pakistan weist Afghanen aus
Massenabschiebung. Die Regierung in Islamabad will bis Ende März mehr als zwei Millionen afghanischer Langzeitflüchtlinge ausweisen.
Pakistan vollzieht eine neue Volte in der Flüchtlingspolitik: Die Regierung in Islamabad kündigte an, innerhalb von 60 Tagen rund zwei Millionen Flüchtlinge aus Afghanistan auszuweisen. Damit ist das Chaos perfekt.
Anfang Jänner hatte Pakistan beschlossen, die Aufenthaltsgenehmigung für Afghanen, die zum Teil schon seit Jahrzehnten in Pakistan leben, nur noch bis zum 31. Jänner zu verlängern. Am Mittwoch erklärte daraufhin ein Sprecher des Ministeriums für Staaten und Grenzangelegenheiten, dass die Menschen noch bis Ende Juni bleiben könnten. Regierungschef Shahid Khaqan Abbasi ordnete aber Stunden später die Verkürzung der Frist auf 60 Tage an. Dies sei auf Anraten der Sicherheitsbehörden geschehen, hieß es aus Regierungskreisen. Die Nachrichtendienste warnten, dass sich Mitglieder afghanischer Extremistengruppen unter die Flüchtlinge gemischt hätten.
Seit einigen Jahren verschlechtert sich das Verhältnis zwischen den Nachbarn zunehmend. Afghanistan und auch die USA werfen Pakistan vor, die afghanischen Taliban zu unterstützen. Wegen mangelnder Kooperation stellten die USA vorläufig die Finanzhilfe für Pakistan ein.
Nach Repressalien von pakistanischen Behörden waren 2016 knapp eine Million Afghanen in ihr vom Krieg zerrissenes Land zurückgekehrt. Im Vorjahr waren es nicht mehr als 60.000 Menschen. Die internationale Gemeinschaft hat deshalb scharfe Kritik an Pakistan geübt. Laut UNO leben derzeit immer noch rund 1,4 Millionen als Flüchtlinge registrierte Afghanen in Pakistan, außerdem Hunderttausende ohne gültige Dokumente. Zum Höhepunkt des Kriegs hielten sich 2,5 Millionen Afghanen in Pakistan auf. Viele kamen nach der sowjetischen Invasion in Afghanistan 1979.
Mit Rückkehrern üBerfordert
Afghanistan ist mit der Aufnahme der Flüchtlinge überfordert. Fathiaa Abdalla, der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks in Afghanistan, betonte die Notwendigkeit einer schrittweisen und freiwilligen Rückkehr der afghanischen Flüchtlinge. An der Peripherie der Hauptstadt Kabul vegetieren sie Seite an Seite mit Landsleuten, die von den Taliban aus ihren Provinzen vertrieben worden sind. „Unsere Kinder sammeln Plastik und Papier, um uns warm zu halten“, berichtet Shazia, die vor drei Jahren in ihre Heimat zurückgekommen ist. (Reuters/DPA)