Jedes dritte neugebaute Haus ist ein Fertighaus
Immobilien. In Niederösterreich setzten die meisten Häuselbauer bereits auf das Fertighaus, in Tirol hingegen gibt man dem klassischen Hausbau noch immer den Vorzug.
2017 war knapp jedes dritte neu gebaute Haus in Österreich ein Fertighaus. Die sogenannte Fertighausquote lag stabil bei 31,6 Prozent (davor 31,7 Prozent), teilte das Beratungsunternehmen Interconnection Consulting am Donnerstag mit. Schlüsselfertige Häuser sind dabei immer gefragter – 2017 war deren Anteil erstmals höher als der Anteil von ausbaufertigen Häusern.
Nach mehreren Pleiten in der Fertighausbranche hat sich der Markt nun konsolidiert. Für 2018 wird ein Anstieg der Fertighausquote um einen Prozentpunkt erwartet, 2019 erwartet Interconnection Consulting eine Quote von 33 Prozent. Während die Zahl der fertiggestellten Ein- und Zweifamilienhäuser 2018 um knapp drei Prozent zurückgehen dürfte, wird bei den Fertighäusern in diesem Bereich ein leichter Anstieg von 4702 auf 4725 erwartet.
„Die Industrie profitiert derzeit von den günstigen Wohnbaukrediten und der positiven Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt, wodurch viele Haushalte Mut fassen, in ein eigenes Haus zu investieren“, so Frederik Lehner, Geschäftsführer von Interconnection, laut einer Aussendung vom Donnerstag. Die derzeit steigende Inflation führe zudem zu einer Flucht von Investitionen in Sachwerte.
Insgesamt betrug das Marktvolumen des österreichischen Fertighausmarktes im vergangenen Jahr 779 Millionen Euro, ein Plus von 3,1 Prozent gegenüber 2016. Auf dem Fertighausmarkt zeigt sich ein Ost-West-Gefälle: Die höchste Fertighausquote hat Niederösterreich mit 42,6 Prozent, den niedrigsten Anteil weist Tirol mit 20,4 Prozent auf. Das höchste Absatzwachstum verzeichnete Vorarlberg mit einem Plus von 6,6 Prozent. Starkes Wachstum gab es auch in den Bundesländern Salzburg (+4,5 Prozent) und Wien (+3,5 Prozent).
Am gefragtesten im Bereich Fertighäuser sind Einfamilienhäuser. Mit den steigenden Preisen hätten jedoch auch Zweifamilienhäuser an Beliebtheit gewonnen. „Gerade die Leistbarkeit von Zweifamilienhäusern ist für junge Familien attraktiv“, betonte Lehner. Mit einem Anteil von 40,8 Prozent waren belagsfertige Häuser im Vorjahr am gefragtesten. Bei dieser Art sind zusätzlich zum Ausbauhaus bereits Heizung, Verkabelung, Wandbeläge, Innentürenblätter, Steckdosen und Sanitäranlagen enthalten, allerdings keine Boden- beläge. Immer begehrter werden schlüsselfertige Häuser (Anteil: 29,9 Prozent), bei denen der Kunde praktisch nur noch die Möbel ins Haus stellen muss. Den Rest machen ausbaufertige Häuser aus.
In den vergangenen Jahren sind die Haus- und Wohnungspreise in Österreich stark gestiegen. Im Jahr 2016 verzeichnete man einen Preisanstieg von 8,5 Prozent, das war der vierthöchste Wert aller EU-Länder.
Seit dem Jahr 2010 sind die Wohnungspreise in Wien um knapp 75 Prozent gestiegen, Häuser in Salzburg verteuerten sich im selben Zeitraum um fast 40 Prozent. Während bestehende Häuser im Jahr 2016 um 7,4 Prozent, bestehende Wohnungen um 10,4 Prozent teurer wurden, lag die Teuerung bei neuen Wohnung „nur“bei 4,9 Prozent. (APA)