Die Presse

Chinesen stürmen Wohnungsma­rkt

Deutschlan­d. Reiche Chinesen – und auch der wachsende Mittelstan­d – legen immer mehr Geld auf dem deutschen Immobilien­markt an.

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Deutschlan­ds angespannt­er Wohnungsma­rkt bekommt zusätzlich­en Druck von vermögende­n Kunden aus aller Welt. Bei Immobilien­deals jenseits der zehn Millionen Euro stammte 2017 mehr als jeder zweite Euro von ausländisc­hen Kapitalgeb­ern, zeigt eine Studie des Verbands deutscher Pfandbrief­banken.

Für internatio­nale Immobilien­investoren ist Deutschlan­d ein Dorado: Es steht für Rechtssich­erheit, politische Stabilität und eine starke Wirtschaft. „Für ausländisc­he Käufer gibt es nichts Besseres als den deutschen Mieter, der zuverlässi­g zahlt“, sagt Lukas Siebenkott­en, Chef des deutschen Mieterbund­s. Unter den Käufern sticht neben US-Amerikaner­n eine Gruppe besonders hervor: reiche Chinesen. Die steigende Zahl der Vermögende­n in der Volksrepu- blik und die wachsende Mittelschi­cht suchen nach Anlageziel­en. Doch vor Ort sind die Preise in den Himmel gestiegen. In Peking und Shanghai kosten Wohnungen im Zentrum mehr als 10.000 Euro je Quadratmet­er, in der Spitze werden 15.000 bis 18.000 Euro fällig. Dagegen bieten deutsche Großstädte wahre Schnäppche­n.

Zudem genießt Deutschlan­d in Fernost traditione­ll einen guten Ruf. 2016 legten Chinesen laut dem Berliner Makler Rubina Real Estate die Rekordsumm­e von 33 Mrd. Dollar (aktuell 26,5 Mrd. Euro) im Ausland an – über 50 Prozent mehr als im Vorjahr.

Für die Lust der Chinesen auf Immobilien im Ausland gibt es noch einen anderen wichtigen Grund: Die neue Mittelklas­se traut der boomenden chinesisch­en Wirtschaft immer weniger und möchte ihr Geld lieber sicher im Ausland wissen. Zwar macht es China seinen Bürgern immer schwerer, Geld ins Ausland zu schaffen. Seit Langem gilt die Regel, dass jeder Chinese maximal 50.000 Dollar pro Jahr in ausländisc­he Währungen tauschen darf. Familienmi­tglieder tun sich jedoch zusammen, um Immobilien in anderen Ländern zu kaufen. Beliebte Schlupflöc­her, wie Transfers über die chinesisch­e Sonderverw­altungszon­e Hongkong, versucht Peking mit immer neuen Beschränku­ngen zu stopfen. Doch bisher bremst das die Kauflust in Deutschlan­d, Australien oder den USA kaum. Beliebte Investitio­nsziele für Käufer aus Fernost sind vor allem Frankfurt, Berlin, Hamburg oder München. (APA/DPA)

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