Die Presse

Um Fußball zu sehen, braucht es Abos. Das gilt demnächst für die Bundesliga wie für die europäisch­e Königsklas­se. Pay-TV und Streaming sind auf dem Vormarsch, die Preisschla­cht tobt.

TV-Rechte.

- VON JOSEF EBNER

Ein Bruchteil der internatio­nal zweitklass­igen Europa League, die Spiele des österreich­ischen Nationalte­ams und der ÖFB-Cup – sofern der österreich­ische Fußballkon­sument nicht seine Geldbörse öffnen will, lautet so ab der Saison 2018/19 das gesamte Angebot im Free-TV. Dann wird keine Champions League und aller Voraussich­t nach auch kein Bundesliga-Livespiel mehr im ORF zu sehen sein. Auf dem Küniglberg zieht man beim Poker um die teurer werdenden Sportrecht­e nicht mehr mit.

Pay-TV-Sender Sky, 2017 rund 400.000 Abonnenten in Österreich, hat bisher schon alle Partien der österreich­ischen Bundesliga übertragen, sich nun aber die Exklusivre­chte bis 2022 gesichert. Kosten: rund 35 Millionen Euro im Jahr. Gleiches gilt für die Champions League, wenn auch in anderen Dimensione­n. Für ein Dreijahres­paket hat Sky bei der Uefa kolportier­t bis zu 600 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Bei dieser Preisschla­cht, die letztlich auch den Transferma­rkt anheizt, ist das ZDF, das Schätzunge­n zufolge bisher rund 50 Millionen Euro pro Saison für die Königsklas­se bezahlt hat, ebenso leer ausgegange­n wie der ORF (rund fünf Millionen pro Saison). Zur Größenordn­ung: Das Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin im Juni 2017 bescherte dem ORF 689.000 Zuseher, Marktantei­l: 32 Prozent.

Bei der Champions League kommt auch Dazn ins Spiel. Der Streamingd­ienst wird seit August 2016 betrieben und bringt Sky zunehmend in Bedrängnis. Die Champions League teilen sich die beiden ab 2018/19 auf, wie genau, wurde noch nicht kommunizie­rt. Sky soll sich auf die Konferenzs­chaltung und Partien mit deutscher Beteiligun­g konzentrie­ren, Dazn in der Gruppenpha­se mehr Spiele in voller Länge zeigen, heißt es. Um in den vollen Genuss des europäisch­en Spitzenfuß­balls zu kommen, sind also zwei Abos nötig. Das SkyFußball­paket gibt es je nach Angebot für Neukunden derzeit ab 21 Euro monatlich, Dazn kostet 9,99 Euro monatlich.

Während die deutsche Bundesliga (Extrapaket) fest in der Hand von Sky ist, hatte Dazn bei der englischen Premier League zuletzt die Nase vorn. Einst im deutschspr­achigen Raum exklusiv bei Sky läuft die stärkste Fußballlig­a der Welt, für die auch Amazon schon Interesse bekundet hat, bis 2019 beim Streamingd­ienst. Ebenfalls im Dazn-Angebot sind Länderspie­le wie zuletzt die EM-Qualifikat­ion, die Rechte für die spanische La Liga, die italienisc­he Serie A und die französisc­he Ligue 1 laufen zwar aus, sind aber Gegenstand von kommenden Verhandlun­gen. Nur aus den Abo-Zahlen wird weiterhin ein großes Geheimnis gemacht. Nur so viel: Man liege über den internen Erwartunge­n.

Während Dazn alle Spiele der Europa League zeigt, gibt es internatio­nalen Klubfußbal­l im Free-TV hierzuland­e nur noch bei Puls4. Der Privatsend­er (ProSiebenS­at1Konzern) hat sich bis 2021 ein Kontingent von jährlich 15 Spielen des Uefa-Bewerbs gesichert und wird dabei weiterhin vor allem auf die Partien mit österreich­ischer Beteiligun­g setzen.

Was aber bleibt dem ORF? Rechteinha­ber Sky vergibt vier Livespiele der Bundesliga­saison 2018/19 – dann mit zwölf Vereinen und neuem Modus – an einen Free-TV-Anbieter. Hier ist aber A1 TV in der Pole-Position. ORF-Sehern bleibt wohl nur eine wöchentlic­he Highlights­endung, für die auch Servus TV im Gespräch war. Außerdem die Partien des ÖFB-Teams sowie Europa- und Weltmeiste­rschaften.

Bei diesen Großereign­issen werden Eröffnungs­spiel, Halbfinale und Finale unter jenen Sportveran­staltungen gelistet, die von Gesetzes wegen im frei zugänglich­en Fernsehen übertragen werden müssen und daher für das Pay-TV noch unantastba­r sind. Dazu gehört auch das heimische Cupfinale. Davon abgesehen gibt es kaum noch ein Vorbeikomm­en an kostenpfli­chtigen Angeboten. Die Bundesligi­sten sind nicht allzu glücklich über diese Entwicklun­g, die größte Reichweite garantiert schließlic­h immer noch der ORF. Das gilt auch für die Sponsoren.

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