Um Fußball zu sehen, braucht es Abos. Das gilt demnächst für die Bundesliga wie für die europäische Königsklasse. Pay-TV und Streaming sind auf dem Vormarsch, die Preisschlacht tobt.
TV-Rechte.
Ein Bruchteil der international zweitklassigen Europa League, die Spiele des österreichischen Nationalteams und der ÖFB-Cup – sofern der österreichische Fußballkonsument nicht seine Geldbörse öffnen will, lautet so ab der Saison 2018/19 das gesamte Angebot im Free-TV. Dann wird keine Champions League und aller Voraussicht nach auch kein Bundesliga-Livespiel mehr im ORF zu sehen sein. Auf dem Küniglberg zieht man beim Poker um die teurer werdenden Sportrechte nicht mehr mit.
Pay-TV-Sender Sky, 2017 rund 400.000 Abonnenten in Österreich, hat bisher schon alle Partien der österreichischen Bundesliga übertragen, sich nun aber die Exklusivrechte bis 2022 gesichert. Kosten: rund 35 Millionen Euro im Jahr. Gleiches gilt für die Champions League, wenn auch in anderen Dimensionen. Für ein Dreijahrespaket hat Sky bei der Uefa kolportiert bis zu 600 Millionen Euro auf den Tisch gelegt. Bei dieser Preisschlacht, die letztlich auch den Transfermarkt anheizt, ist das ZDF, das Schätzungen zufolge bisher rund 50 Millionen Euro pro Saison für die Königsklasse bezahlt hat, ebenso leer ausgegangen wie der ORF (rund fünf Millionen pro Saison). Zur Größenordnung: Das Finale zwischen Real Madrid und Juventus Turin im Juni 2017 bescherte dem ORF 689.000 Zuseher, Marktanteil: 32 Prozent.
Bei der Champions League kommt auch Dazn ins Spiel. Der Streamingdienst wird seit August 2016 betrieben und bringt Sky zunehmend in Bedrängnis. Die Champions League teilen sich die beiden ab 2018/19 auf, wie genau, wurde noch nicht kommuniziert. Sky soll sich auf die Konferenzschaltung und Partien mit deutscher Beteiligung konzentrieren, Dazn in der Gruppenphase mehr Spiele in voller Länge zeigen, heißt es. Um in den vollen Genuss des europäischen Spitzenfußballs zu kommen, sind also zwei Abos nötig. Das SkyFußballpaket gibt es je nach Angebot für Neukunden derzeit ab 21 Euro monatlich, Dazn kostet 9,99 Euro monatlich.
Während die deutsche Bundesliga (Extrapaket) fest in der Hand von Sky ist, hatte Dazn bei der englischen Premier League zuletzt die Nase vorn. Einst im deutschsprachigen Raum exklusiv bei Sky läuft die stärkste Fußballliga der Welt, für die auch Amazon schon Interesse bekundet hat, bis 2019 beim Streamingdienst. Ebenfalls im Dazn-Angebot sind Länderspiele wie zuletzt die EM-Qualifikation, die Rechte für die spanische La Liga, die italienische Serie A und die französische Ligue 1 laufen zwar aus, sind aber Gegenstand von kommenden Verhandlungen. Nur aus den Abo-Zahlen wird weiterhin ein großes Geheimnis gemacht. Nur so viel: Man liege über den internen Erwartungen.
Während Dazn alle Spiele der Europa League zeigt, gibt es internationalen Klubfußball im Free-TV hierzulande nur noch bei Puls4. Der Privatsender (ProSiebenSat1Konzern) hat sich bis 2021 ein Kontingent von jährlich 15 Spielen des Uefa-Bewerbs gesichert und wird dabei weiterhin vor allem auf die Partien mit österreichischer Beteiligung setzen.
Was aber bleibt dem ORF? Rechteinhaber Sky vergibt vier Livespiele der Bundesligasaison 2018/19 – dann mit zwölf Vereinen und neuem Modus – an einen Free-TV-Anbieter. Hier ist aber A1 TV in der Pole-Position. ORF-Sehern bleibt wohl nur eine wöchentliche Highlightsendung, für die auch Servus TV im Gespräch war. Außerdem die Partien des ÖFB-Teams sowie Europa- und Weltmeisterschaften.
Bei diesen Großereignissen werden Eröffnungsspiel, Halbfinale und Finale unter jenen Sportveranstaltungen gelistet, die von Gesetzes wegen im frei zugänglichen Fernsehen übertragen werden müssen und daher für das Pay-TV noch unantastbar sind. Dazu gehört auch das heimische Cupfinale. Davon abgesehen gibt es kaum noch ein Vorbeikommen an kostenpflichtigen Angeboten. Die Bundesligisten sind nicht allzu glücklich über diese Entwicklung, die größte Reichweite garantiert schließlich immer noch der ORF. Das gilt auch für die Sponsoren.