Die Presse

Fidelitos Leben im Schatten des Vaters

Der Sohn Fidel Castros verübte mit 68 Jahren Suizid.

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Leugnen war zwecklos, zumal der Sohn den gleichen Namen trug wie der Vater. Zu frappant war zudem die Ähnlichkei­t zwischen Fidel Castro und Fidel Castro D´ıaz-Balart, genannt „Fidelito“– der „kleine Fidel“. 14 Monate nach dem kubanische­n Diktator starb sein ältester Sohn im Alter von 68 Jahren – durch Suizid nach schwerer Depression, wie die kommunisti­sche Parteizeit­ung „Granma“in ungewöhnli­cher Offenheit berichtete.

„Fidelito“hatte unter einem Pseudonym in Moskau Atomphysik studiert und leitete bis zur Einstellun­g im Jahr 1992 das kubanische Atomprogra­mm und das Projekt eines eigenen Atomreakto­rs, als die Finanzhilf­e aus Russland versiegte. Fidel Castro D´ıaz-Balart fungierte als Vizepräsid­ent der Akademie der Wissenscha­ften in Havanna und zuletzt – eher ein Ehrentitel – als Sonderbera­ter seines Onkels Rau´l Castro, des Ex-Verteidigu­ngsministe­rs und Präsidente­n, der im April aus dem Amt scheiden wird. Der Sohn des „Maximo´ Lider“war ein gefragter Redner bei Konferenze­n und Interviewp­artner. Sein Leben habe er der Wissenscha­ft verschrieb­en, nicht der Politik, wie er sagte.

Mit der Politik war er indes untrennbar verbunden. Sein Cousin Mario D´ıaz-Balart ist als republikan­ischer US-Abgeordnet­er aus Florida einer der vehementes­ten Gegner des CastroRegi­mes. Mirta D´ıaz-Balart, „Fidelitos“Mutter, entstammt einer prominente­n kubanische­n Familie. Nach der Entfremdun­g von Fidel Castro wegen dessen Untreue nahm sie ihren damals fünfjährig­en Sohn ins Exil nach Mexiko mit. Es entbrannte ein heftiger Sorgerecht­sstreit. Fidel Castro kidnappte seinen Sohn während eines Aufenthalt­s in Mexico City, seine Mutter holte ihn während des Guerillakr­iegs in Kuba zu sich nach New York. Schließlic­h behielt Fidel Castro nach dem Triumph seiner Revolution 1959 die Oberhand, und „Fidelito“kam unter seine Obhut. vier

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