Tech-Riesen überzeugen nur zum Teil
Gestern haben die letzten drei der amerikanischen Big Five ihre Zahlen für 2017 vorgelegt. Amazon besticht. Die anderen verdienten gut, gehen aber mit neuen Fragen ins angelaufene Jahr.
Nach Facebook und Microsoft in der Nacht auf Donnerstag haben gestern auch Amazon und Apple mit ihren Quartalszahlen die Markterwartungen übertroffen. Als einziger der Big Five genannten Tech-Riesen verfehlte die Google-Mutter Alphabet die Analystenschätzungen und musste einen Gewinneinbruch vermelden.
Beim weltgrößten Onlinehändler Amazon hingegen schossen von Oktober bis Dezember nicht nur die Erlöse um 38 Prozent auf 60,5 Milliarden Dollar (48,6 Mrd. Euro) nach oben, auch der Gewinn sprang im Jahresvergleich von 749 Mio. Dollar auf knapp 1,9 Mrd. Dollar. Damit knackte der Konzern erstmals die Milliardenmarke. Hier kam allerdings ein provisorischer Sondererlös von rund 789 Mio. Dollar aus der USSteuerreform zum Tragen. Und das vor dem Hintergrund, dass Amazon-Chef Jeff Bezos den USPräsidenten für sein Vorhaben im Sommer noch kritisiert hatte.
Alles in allem profitierte Amazon im Weihnachtsquartal aber vom boomenden Onlinehandel. Bei Anlegern kamen die Zahlen sehr gut an, die Aktie stieg gestern zu Handelsbeginn in den USA um sechs Prozent. Chinas größter Onlinehändler Alibaba konnte die Anleger hingegen auch mit einem Umsatzsprung von 56 Prozent auf 83,03 Mrd. Yuan (umgerechnet 10,6 Mrd. Euro) nicht überzeugen. Die Aktie verlor am Donnerstag mehr als fünf Prozent.
Was Amazon betrifft, so galt der Weltkonzern lange als einer ohne Kostendisziplin, der wahllos investierte. Nun versucht Bezos beides zu vereinen. Trotzdem blieb bei einem Jahresumsatz von fast 178 Mrd. Dollar 2017 nur ein Gewinn von drei Milliarden Dollar.
Anders als Amazon präsentierte sich Apple in der Nacht auf Freitag trotz eines Gewinn- und Umsatz- rekords im Weihnachtsgeschäft mit Licht und Schatten. Zwar erlöste der wertvollste Technologiekonzern der Welt von Oktober bis Dezember dank des neuen Luxusmodells iPhone X bisher nie erreichte 88,3 Mrd. Dollar, jedoch schürte ein Absatzminus bei dem Kassenschlager auch Zukunftssorgen. Das iPhone steht für rund 70 Prozent des Apple-Umsatzes, und der Konzern sieht sich immer wieder mit der Frage konfrontiert, wie er angesichts der zunehmenden Sättigung des Marktes die hohen Gewinnerwartungen erfüllen kann. Die Aktie gewann gestern anfänglich zwar fast drei Prozent, sackte am Nachmittag aber um zwei Prozent ab. Der Konzern hatte für das Schlussquartal einen Gewinnanstieg um zwölf Prozent auf den Rekordwert von 20,07 Mrd. Dollar vermeldet. Abzüglich Schulden sitzt er auf 163 Mrd. Dollar in bar. Im zweiten Geschäftsquartal rechnet Apple mit Erlösen zwischen 60 und 62 Mrd. Dollar, was unter den Erwartungen lag, aber nicht mehr überraschte. Analysten hatten ihre Umsatzerwartungen für das laufende zweite Geschäftsquartal bereits nach unten geschraubt.
Nach unten ging es im Übrigen bei der Suchmaschine Google bzw. ihrer Mutter Alphabet. Zwar durchbrach Alphabet im Vorjahr beim Umsatz erstmals die Schallmauer von 100 Mrd. Dollar. Doch brach der Gewinn um gut ein Drittel auf 12,6 Mrd. Dollar ein. Dafür sorgte wie bei anderen US-Unternehmen vor allem eine Sonderbelastung durch die Steuerreform, außerdem eine Milliardenstrafe der EU-Wettbewerbshüter. Die Anleger sorgte aber vor allem, dass das Ergebnis im vierten Quartal wegen gestiegener Marketingausgaben schlechter ausfiel als erwartet. Google musste deutlich mehr Geld an PartnerWebsites zahlen. Die Aktie verlor über fünf Prozent. (ag./est)