Maiskys russisches Geburtstagsständchen
Konzerthaus. Der Cellist gratulierte sich selbst und musizierte herzhaft mit Janine Jansen und Itamar Golan
Mischa Maisky, der Meister aus Riga, ist jüngst 70 geworden und absolviert mit zwei wunderbaren Musikanten-Kollegen eine Geburtstagstour mit ausschließlich russischer Musik: Werke von Rachmaninow und Tschaikowsky umrahmen Schostakowitschs Zweites Klaviertrio (1944) – und die große Romantik raubt dem staunenden Publikum ebenso den Atem wie die radikal expressionistische Moderne des mitten im Zweiten Weltkrieg komponierten Bekenntniswerks.
Das Schönste an solchen Konzerten ist die Frische und Unmittelbarkeit, mit der Spitzenmusiker, die den „russischen Stil“quasi mit der Muttermilch in sich aufgenommen haben, an Stücke wie Rachmaninows frühes „Trio el´egiaque“´ herangehen: Sie spielen es mit derselben trockenen Ausdrucksgeste, die Schostakowitsch fordert. Da steht ein Tannenbaum – und wird nicht mit Lametta und roten Kugeln behängt. Gleich die ersten Töne der Streicher verraten, dass hier nicht mit dem Weichzeichner – Achtung: Spätromantik St. Petersburger Prägung – gearbeitet wird.
Und plötzlich ist da nichts mehr von Filmmusikvorausklang, plötzlich redet die Musik ausdrucksvoll und mit ähnlich kraftvoll zupackenden Bildern wie die spätere Lebensbewältigungskammermusik, die gegen den Kriegs- und Diktaturenalltag, gegen die Ängste und Nöte im stalinistischen Terror ankämpft – immer wieder von jähen Schnitten und krassen Gegensätzen geprägt. Was eben noch laut und ungeschlacht tobt oder feiert, kann im nächsten Augenblick nur noch flüsternd und quasi unter der Decke ausgesprochen werden. Solche Extremwerte schwingen im Spiel der drei WeltklasseKünstler immer mit – für eitle Virtuositäts- Demonstrationen ohne innere Notwendigkeit ist da kein Platz.
Grandios, wie Golan schon die vielen Oktavgänge Rachmaninows ohne viel Federlesens absolviert und selbst angesichts gigantischer Akkordtektonik ganz elastisch und rhythmisch agil bleibt; und wie die beiden Streicher aus gegebenem inhaltlichen Anlass erst im Largo des SchostakowitschTrios jenen großen Ton pflegen, den mancher Hörer fälschlich schon bei Rachmaninow erwartet hätte . . .