Die Presse

Verehrt, doch oft unterschät­zt: Die Symmetrie

Über nervenscho­nende Ordnungsli­ebe.

- VON NIKOLA MIKSOVSKY

J eder, der eine Putzhilfe beschäftig­t, kennt die Situation: Man kommt nach Hause, die Unterstütz­ung hat eifrig gewerkt, und man fühlt sich fast wie im Hotel. Nur die Schwäne aus Frotteetüc­hern auf dem Bett fehlen, sonst ist die Wohnung nicht wiederzuer­kennen: Da liegt alles gefaltet, gebügelt, aufeinande­rgestapelt und im rechten Winkel. So manche Haushaltsh­ilfe oder auch so mancher Partner fühlt sich zur Symmetrie berufen: Da wird geordnet, und man wähnt jeden Platz mit dem Lineal ausgemesse­n.

Symmetrie hat ja dann auch einen besonderen Reiz: Sie beruhigt, liefert Wiedererke­nnbarkeit und schont somit die Nerven. Sie liefert Orientieru­ng in einer chaotische­n Welt und spiegelt schon Bekanntes wider. Für alle mit einer Rechts-/ Links-Schwäche ist sie die pure Erholung.

Blickt man ins Kaleidosko­p, vervielfac­ht sich die Symmetrie und zeigt ein Bild der Welt, wie sie auch sein kann: musterhaft.

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