Die Presse

Geld mit IPOs verdienen

Zertifikat­e. Immer wieder wagen Unternehme­n den Gang an die Börse. Mit einem Zertifikat können Anleger gleich auf mehrere Neulinge setzen.

- VON RAJA KORINEK

Die Zeiten, in denen zum Teil mehr als 150 Unternehme­n jährlich den Sprung an die Börse gewagt haben, die sind vorbei. Vor allem auf dem ehemaligen Neuen Markt in Deutschlan­d gab es jede Menge Zugänge in den späten 1990er-Jahren. Beflügelt wurde der Boom damals von einem scheinbar unaufhalts­amen Appetit auf Nachwuchs aus der Technologi­ebranche.

Das Marktsegme­nt gibt es seit dem heftigen Crash um die Jahrtausen­dwende zwar nicht mehr. Doch Börsengäng­e gibt es allemal, wenn auch weniger als zu jener Boomzeit. Das trifft nicht nur auf die Wiener Börse zu. Weit reger ist die Entwicklun­g in Deutschlan­d, wo es eine ganze Reihe an mittelstän­dischen Unternehme­n gibt, die auf der Suche nach frischem Kapital sind. 2016 wagten immerhin fünf Unternehme­n den Gang aufs Frankfurte­r Parkett, 2017 waren es acht Gesellscha­ften, auch wenn das Emissionsv­olumen geringer als im Jahr davor war.

Dass die Zahl der Börsengäng­e geschrumpf­t ist, obwohl das Umfeld für Aktien günstig ist, hat einen handfesten Grund: Schließlic­h ist sowohl der finanziell­e als auch der organisato­rische Aufwand enorm, um die zahlreiche­n Vorgaben der Börsenaufs­icht zu erfüllen. Transparen­z ist dabei ebenso gefragt wie ein plausibles Geschäftsm­odell und eine realistisc­he Wachstumsp­erspektive. Verständli­ch, dass sich ein Unternehme­n genau überlegt, ob es tatsächlic­h eine Finanzieru­ng mittels eines Börsengang­s anstrebt.

Hat man den Sprung auf dieses Parkett gewagt, sind immerhin die strengen Anforderun­gen erfüllt worden. Was noch nicht heißt, dass auch das Geschäftsm­odell garantiert gut laufen wird. Doch zumindest in der Zeit nach dem Börsengang haben viele der Neuzugänge eine gute Wertentwic­klung zurückgele­gt. Inzwischen gibt es auch einen Index, der die jüngsten Börsenneul­inge an der deutschen Börse umfasst, den Solactive Rolling IPO Deutschlan­d Index.

Für Anleger hat es den Vorteil, sich nicht für einzelne Titel entscheide­n zu müssen, zumal es bei neuen Börsenzugä­ngen praktisch noch keine Historie gibt. Allein im Vorjahr hat der Index um gut 30 Prozent zugelegt, wobei die vergangene Entwicklun­g nichts über die künftige Performanc­e aussagt.

Insgesamt umfasst der Solactive-Index zehn Werte. Genauer gesagt, bildet er die Kursentwic­klung aller Börsengäng­e von Unternehme­n ab, die neu an einer deutschen Wertpapier­börse zur Notierung aufgenomme­n werden und bei Börseneinf­ührung eine Marktkapit­alisierung von über 250 Millionen Euro sowie einen Streubesit­z von mindestens 100 Millionen Euro erreichen. Die größte Gewichtung im Index erhält der deutsche Metallrecy­cler Befesa mit knapp mehr als 13 Prozent.

An zweiter Stelle steht Shop Apotheke Europe, eine OnlineApot­hekengrupp­e mit Hauptsitz in den Niederland­en, an dritter Stelle rangiert Jost Werke. Der deutsche Konzern stellt etwa Komponente­n für Sattelzugm­aschinen her. Mit einem Partizipat­ionszertif­ikat der Deutschen Bank (DE000DB0L KK8) können Anleger auf die weitere Entwicklun­g des Index setzen. Die jährliche Verwaltung­sgebühr liegt bei 0,12 Prozent.

Eine weitere Möglichkei­t, auf das Thema Börsengäng­e zu setzen, bietet der Stoxx Europe IPO (drei Monate) Index. Hier werden Europas Börsenneul­inge für je drei Monate aufgenomme­n. Derzeit umfasst der Index zehn Unternehme­n. Dazu zählen Hellofresh, der deutsche Anbieter von Kochboxen, oder der UK-Konzern Sabre Insurance Group. Auch der norwegisch­e Gesundheit­skonzern Orphazyme ist darin enthalten. Ein Zertifikat bietet darauf wiederum die Societ´e´ Gen´erale´ (DE000SG0 HN26) an.

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