Debüt im Ziegfeld Ballroom
New York. Dem Viennese Opera Ball ist das Waldorf Astoria abhandengekommen. So wurde nun in einem ehemaligen Premierenkino getanzt.
Wer in New York gern Wiener Walzer tanzt, der ist üblicherweise ins Waldorf Astoria gepilgert. In jenes weltberühmte Luxushotel an der Park Avenue, in dem einst Marilyn Monroe oder Cole Porter wohnten, wo Grace Kelly, Frank Sinatra, Queen Elizabeth und ein Dutzend US-Präsidenten übernachteten und wo später Paris Hilton ihre Kindheit verbrachte. 1931 war das damals größte, höchste und teuerste Hotel der Welt eröffnet worden, seine Geschichte ist legendär. Doch nun ist das Haus wegen Renovierung geschlossen.
Für den New Yorker Opernball hieß das, auf die Suche nach einer neuen Location zu gehen. Es traf sich gut, dass im November mit dem Ziegfeld Ballroom ein ehemaliges Premierenkino nach einer 25-Millionen-EuroRenovierung just als Ballsaal neu eröffnet hatte. Durchaus repräsentativ, auch wenn New Yorker dem roten Plüsch der Vergangenheit nachtrauern – und das Wort Ballsaal amerikanisch zu verstehen ist: mit grauem Teppichboden.
Hier also, in der 54. Straße, südlich des Central Park, unweit von Museum of Modern Art und Trump Tower und einen Block entfernt vom einstigen Studio 54, lud die U. S. Austrian Chamber of Commerce Freitagabend zum 63. Mal zum Viennese Opera Ball. Draußen ein leuchtendes Schild, das vom Ereignis kündet, im Eingangsbereich glänzendes Grau – das erinnert zunächst wenig an das Wiener Vorbild. Bis Harald Serafin und seine Ingeborg durch die Tür kommen. Serafin ist immer ein bisschen Opernball. Und hier erst recht, ist doch sein Sohn, Daniel, seit dem Vorjahr künstlerischer Leiter der Veranstaltung und bis zu später Stunde umtriebig in seinem Element.
Ein Stockwerk höher trifft man dann auf Wolfgang Köchert und Atil Kutoglu, die den Ball offiziell mit Schmuck und Mode ausstatten – Organisatorin Silvia Frieser trägt eine Robe des austrotürkischen Designers, der zwar viele Jahre bei der New Yorker Fashion Week vertreten war, wiewohl noch nie auf dem Ball. Programmpunkt eins ist ein Foto vor der LogoWall. Während des anschließenden Empfangs bei Schlumberger Sekt (u. a. vom Grünen Veltliner) trifft man sich dann zwischen Vitrinen mit Köcherts Schmuck und Brillen des österreichischen Herstellers Silhouette.
Das Linzer Familienunternehmen ist – erstmals – Hauptsponsor des Balls, der die Verbindungen Österreichs zu seinem drittwichtigsten Handelspartner zelebrieren soll, und selbst Paradebeispiel für die transatlantischen Beziehungen. 35 Mal hat es mit seinen ultraleichten, schraubenlosen Brillen NasaMissionen ausgestattet, die USA sind sein größter Markt, bei jedem dritten Optiker ist man hier vertreten (in Summe sind es 10.000). Brad Pitt ist über- zeugter Träger, ebenso CSI-FernsehErmittler Horatio Caine, neuerdings auch Debra Messing aus „Will And Grace“, die unlängst die Silhouette Gallery in der 42. Straße beim Times Square besucht hat: Da das US-Headquarter des Unternehmens drei Stunden nördlich in Green Island beheimatet ist, unterhält man in New York damit einen schicken Showroom für Kunden und Blogger, der in seiner Architektur von der Formensprache der Brillen inspiriert ist. Auf dem Ball will man einem finanziell eher unabhängigen Publikum (ein Dinnerticket kostet 1000 Dollar) die recht neue Atelierlinie vorstellen, bei der Kunden Gold mit Juwelen und Edelhölzern kombinieren können – womit Silhouette nun auch Namen wie Cartier Konkurrenz macht.
Vertreten wird das Unternehmen an diesem Abend von Lukas und Nicola Schmied. Die beiden sind Enkel der Gründer, Kinder des langjährigen Firmenchefs Arnold Schmied – und selbst in Amerika aufgewachsen. Lukas trifft die Aufgabe, hinter Generalkonsul Helmut Böck oder Wiens Finanzstadträtin Renate Brauner einzuziehen, während seine Schwester für ihn hofft, dass er in dieser Funktion nicht tanzen muss.
Er muss nicht, zu diesem Zweck gibt es, nach West Point Color Guards, Flaggen, Star-Spangled Banner und der österreichischen Hymne, ein kleines Eröffnungskomitee. Die Leitung hat dabei erstmals die Tanzschule Svabek inne, die auch den Opernball dirigiert (wobei die Bälle voneinander unabhängig sind). Tanzlehrerin Sandra Stockmayer hat drei harte Tage hinter sich: Bei zwölf Paaren konnten nur drei Herren tanzen, Anwesenheitspflicht wurde frei interpretiert.
Letztlich lief alles glatt, die Paare wurden eingeladen, sich doch auch für Wien zu bewerben. Unter ihnen fand sich Ryan Roth, Sohn des ungarischstämmigen Kosmetikfirmengründers Peter Thomas Roth, Will Ford, Enkel des Gründers der gleichnamigen Modelagentur, oder Isabella von Habsburg, Tochter des in New York leben- den Faberge-´Experten und Franz-Joseph-Ururenkels Geza´ von Habsburg.
Im Ziegfeld zelebriert man jedenfalls die Balance, das hier obligatorische Dinner (unter anderem Liptauer, Filet Mignon und Apfelstrudel) stammt von Expat-Koch Edi Frauneder, die fehlende Opernumgebung macht man mit umso mehr Opernsängern wett. Rene´ Pape, zweifacher Grammy-Gewinner (neuerdings Silhouette-Träger) kommt frisch von einer fünfstündigen „Parsifal“-Kostümprobe an der Met, auch Luca Pisaroni, Ildar Abdrazakov, George Gagnidze und Angela Meade sind derzeit allesamt dort engagiert.
Nach dem Essen wird getanzt – und wie. Eingeladene Tanzlehrer wirbeln zur Musik des Divertimento Viennese nicht mehr ganz junge Damen über das provisorische Parkett, und spätestens bei Mitternachtsquadrille und Galopp fühlt sich die „White Tie, Long Gown And Tiara Charity Gala“nach Ball an. Eine Silent Auction (zu haben: etwa eine Porträtsitzung, ein Mühlbauer-Hut oder zwei Nächte in der Trapp Lodge in Vermont) und eine Tombola sollen weiteres Geld für Musiktherapie am Memorial Sloan Kettering Cancer Center bringen.
Neu im Amt und schon mit dabei: der neue FPÖ-Vizebürgermeister, nicht amtsführende Stadtrat und JohannGudenus-Nachfolger, Dominik Nepp, von österreichischer Seite auch die Luxuswasservermarkter Stephanie und Alexander Muhr (Hallstein Water), der Salzburger Modemacher Andreas Enzenhofer oder Dressurreiterin Evelyn Haim-Swarovski, auf amerikanischer Prinz Dimitri von Jugoslawien (der auch schon die Wiener-Opernball-Tiara entworfen hat), David Burch, Sohn der New Yorker Modedesignerin Tory Burch, Ralph-Lauren-Tochter Dylan Lauren oder Schauspielerin Selenis Leyva („Orange Is the New Black“). Im gut gefüllten Goodie-Bag für alle: natürlich auch Mannerschnitten – und eine Dose „Omas Apfelstrudel“-Saft. Compliance-Hinweis: Die Reise erfolgte auf Einladung von Silhouette.