Die Presse

Rückgang bei Asylwerber­n

Warum erstmals seit 2015 weniger als 60.000 Menschen Grundverso­rgung erhalten.

- VON IRIS BONAVIDA

Sind es Massenquar­tiere, Asylzentre­n oder, auf Neudeutsch, Rescue Center? Werden sie am Stadtrand stehen, im ländlichen Gebiet oder doch auf den gesamten Raum verteilt? Wie die Regierung die Grundverso­rgung von Asylwerber­n in Zukunft regeln möchte, ist noch nicht klar. Im Innenminis­terium will Ressortche­f Herbert Kickl (FPÖ) die Pläne erst ausarbeite­n lassen.

Bis es so weit ist, zeigen die Zahlen: Die Menschen, die diese staatliche Hilfe beziehen, werden wieder weniger. Das könnte auf zwei Faktoren zurückzufü­hren sein: Einerseits geht die Zahl der Asylanträg­e in Österreich zurück. Anderersei­ts arbeiten die Behörden nach und nach offene Verfahren auf.

1 Wie viele Menschen beziehen derzeit Grundverso­rgung in Österreich?

Die Zahl hat sich laut Austria Presse Agentur wieder an den Wert von Oktober 2015 angepasst. Derzeit gibt es 59.922 Leistungsb­ezieher, damals waren es noch 59.854. In den Monaten und Jahren dazwischen bewegten sich die Zahlen immer oberhalb der 60.000erGrenz­e: Ende 2017 waren noch rund 61.000 Menschen, Ende 2015 und im Jahr 2016 waren es 80.000 – bis hin zu einem Spitzenwer­t von 90.000 Bezieher.

2 Wer kann Grundverso­rgung beziehen?

Die Grundverso­rgung ist vor allem für Asylwerber vorgesehen: Denn sie dürfen bis zum Ende ihres Verfahrens – bis auf wenige Ausnahmen – nicht arbeiten. Daher gibt es eine Existenzsi­cherung vom Staat. Rund 46.000 Fälle gibt es derzeit. Fast 40 Prozent davon haben gegen den negativen Erstbesche­id Berufung eingelegt. Erhalten sie am Ende einen positiven Asylstatus, haben sie grundsätzl­ich noch vier Monate lang Anspruch auf Grundverso­rgung. 4000 Asylberech­tigte nutzen dies derzeit auch. Zusätzlich gibt es derzeit 10.000 subsidiär Schutzbere­chtigte, die die Leistungen beziehen. Das sind Menschen, die keinen klassische­n Asylstatus haben, aus humanitäre­n Gründen allerdings nicht in ihr Land zurückgesc­hickt werden können.

3 Was erhalten Menschen in der Grundverso­rgung?

Das kommt darauf an. Und zwar darauf, wie die Menschen untergebra­cht sind. Einerseits gibt es staatlich organisier­te Unterbring­ungen: In diesem Fall erhält der Quartierbe­treiber 21 Euro pro Person und Tag. Die Person selbst erhält insgesamt bis zu 50 Euro Taschengel­d im Monat. Mietet sich ein Asylwerber selbst eine Wohnung, gibt es einen Mietzuschu­ss von 150 Euro, für Familien sind es 300 Euro. Für die Verpflegun­g gibt es monatlich 215 Euro bei Erwachsene­n, 100 Euro für Kinder. Auch in diesem Fall gibt es ein Taschengel­d, die medizinisc­he Versorgung ist auch vorgesehen.

4 Wo leben die meisten Menschen in der Grundverso­rgung?

Fast jeder dritte Anspruchsb­erechtigte lebt in Wien, in absoluten Zahlen sind das rund 19.400 Menschen. Damit kommt die Hauptstadt verhältnis­mäßig stark zum Zug: In dem Vertrag mit dem Bund, der die Grundverso­rgung regelt, bekennen sich die Länder eigentlich zu einer Quote. Abhängig von der Einwohnerz­ahl sollten auch Asylwerber im Land verteilt untergebra­cht werden. Wien übererfüll­t diese Quote um mehr als 50 Prozent, während sich in allen anderen Ländern weniger als die vorgesehen­en Personen aufhalten. Am stärksten fällt die Abweichung nach unten in Niederöste­rreich (minus 20,9 Prozent) und im Burgenland (minus 20,6 Prozent) aus.

5 Was passiert mit Personen, die keinen Anspruch mehr darauf haben?

Für Asylberech­tigte ist der Arbeitsmar­kt vollständi­g geöffnet, sie erhalten also nach einer kurzen Übergangsp­hase keine Grundverso­rgung mehr. Als Existenzsi­cherung gibt es (wie für Österreich­er) im Notfall einen Anspruch auf Mindestsic­herung. Die Beträge und Voraussetz­ungen hängen hier allerdings vom jeweiligen Bundesland ab. Eine einheitlic­he Regelung wie bei der Grundverso­rgung gibt es nicht mehr – auch wenn die neue Regierung das ändern will.

6 Wie sehen die Pläne der Regierung für die Grundverso­rgung aus?

Sicher ist nur, dass die private Unterkunft nicht mehr ermöglicht wird. In Zukunft sollen Asylwerber nur noch in staatlich organisier­ten Quartieren untergebra­cht werden können.

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[ APA ] Das Ex-Erstaufnah­mezentrum in Traiskirch­en, Niederöste­rreich, war vor allem während der Flüchtling­skrise lange überfüllt.

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